Schwimmendes LNG-Terminal erreicht Brunsbüttel

Deutsche Importkapazitäten für Flüssiggas erhöht – Widerspruch von BUND und Nabu gegen immissionschutzrechtliche Genehmigung

Das schwimmende LNG-Terminal „Höegh Gannet“ hat einer RWE-Medienmitteilung vom 20.01.2023 zufolge den Brunsbütteler Elbehafen erreicht. Über diese sogenannte Floating Storage and Regasification Unit (FSRU) kann künftig Flüssiggas aus LNG-Tankern nach erfolgter Regasifizierung in das deutsche Gasnetz eingeleitet werden. Die Umweltverbände BUND und Nabu forderten, die Anzahl neuer Anlagen stark zu beschränken und haben beim zuständigen Gewerbeaufsichtsamt Oldenburg Widerspruch gegen die mit der Inbetriebnahme des LNG-Terminals Wilhelmshaven veröffentlichte immissionschutzrechtliche Genehmigung eingelegt.

LNG-Terminal WHV – Foto © Gerd Harms für Solarify

Das gesamte Projekt wurde in Rekordzeit verwirklicht. Seit Mai 2022 hat RWE im Auftrag der Bundesregierung gemeinsam mit ihren Projektpartnern Höegh LNG, Marine Service GmbH, Reganosa und der Brunsbüttel Ports GmbH die schnelle Umsetzung des Projekts vorangetrieben. Schon Mitte Oktober waren Planungs- und Genehmigungsphasen soweit fortgeschritten, dass der erste Spatenstich erfolgen konnte. Maßgeblichen Anteil am Erfolg haben neben den beteiligten Unternehmen auch die Genehmigungsbehörden, die sehr schnell und effektiv gearbeitet haben.
RWE-Vorstandsvorsitzender Markus Krebber: „Schwimmende LNG-Terminals ermöglichen den Import von Erdgas und stärken somit die Versorgungssicherheit Deutschlands. Die einseitige Energie-Abhängigkeit unseres Landes von russischem Pipelinegas wird mit dem Einsatz der Spezialschiffe endgültig beendet. Das hohe Tempo, mit dem das Projekt in Brunsbüttel gemeinsam von allen Beteiligten vorangetrieben wurde, setzt Maßstäbe für die weitere Modernisierung unserer Energieversorgung. Das wird auch nötig sein, damit der Industriestandort Deutschland so schnell wie möglich klimaneutral werden kann.“

Höegh LNG President & CEO Erik Nyheim: „Wir freuen uns bei Höegh LNG sehr, als Partner beim LNG-Importterminal-Projekt in Brunsbüttel beteiligt zu sein. Für uns sind schwimmende LNG-Anlagen eine Schlüsseltechnologie zur Überwindung der aktuellen Energiekrise. Wir sind stolz auf die Zusammenarbeit mit RWE und den anderen Partnern bei der Inbetriebnahme und dem Betrieb unseres LNG-Terminalschiffs Hoegh Gannet.“

Marine Service GmbH Chairman Christian Krämer: „Wir freuen uns, dass wir als auf LNG spezialisiertes Beratungsunternehmen dazu beitragen konnten, dass das schwimmende LNG-Terminal im Elbehafen in Brunsbüttel in so kurzer Zeit eröffnet werden konnte. Hiermit wird ein entscheidender Beitrag dazu geleistet, die Energieversorgung Deutschlands abzusichern und für die Zukunft unabhängiger zu gestalten.“

Reganosa CEO Emilio Bruquetas: „Wir sind sehr stolz darauf, unser Fachwissen und unsere Erfahrung zu diesem Projekt beitragen zu können, bei dem es darauf ankommen wird, agil und verlässlich zu agieren. Wir freuen uns über die Zusammenarbeit mit RWE und den anderen Partnern bei diesem wichtigen Projekt zur Verbesserung der Energieunabhängigkeit Deutschlands. Für uns waren solche Partnerschaften schon immer ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit; Kooperation ist zum Schutz der Versorgungssicherheit in Europa unerlässlich, besonders in diesen bewegten Zeiten.“

Brunsbüttel Ports GmbH Geschäftsführer Frank Schnabel: „Zehn Jahre Vorarbeit münden nun in die Umsetzung dieses Projektes. Als Eigentümer und Betreiber des Brunsbütteler Elbehafens freuen wir uns sehr, die FSRU heute in unserem Hafen begrüßen zu dürfen. Der Hafen- und Industriestandort Brunsbüttel ist mit seinen drei Brunsbütteler Häfen nicht nur eine universelle Güterdrehscheibe, sondern auch ein wichtiger Energiehub für die gesamte Bundesrepublik. Mit der Errichtung einer vielseitigen und unabhängigen Energie-Import-Infrastruktur für LNG und grüne Energieträger kommt Brunsbüttel nun eine Schlüsselrolle für die zukünftige Versorgungssicherheit Deutschlands zu.“

Gemeinsame Pressemitteilung von BUND und Nabu vom 20.01.2023: „LNG-Terminals gehören auf den Prüfstand“
„Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und der Naturschutzbund Deutschland (NABU) fordern anlässlich der Einweihung des LNG-Terminals in Brunsbüttel und des Baubeginns weiterer LNG-Anlandestationen, die Anzahl neuer Anlagen stark zu beschränken und die gesetzlichen Grundlagen zu überarbeiten. Die Umweltverbände haben beim zuständigen Gewerbeaufsichtsamt Oldenburg Widerspruch gegen die immissionschutzrechtliche Genehmigung des LNG-Terminals in Wilhelmshaven eingelegt. Diese wurde mit der Inbetriebnahme des schwimmenden LNG-Terminals in Wilhelmshaven veröffentlicht.
NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger: „Ein Ende der Gasmangellage ist in Sicht, umso weniger sinnvoll wirkt die überdimensionierte neue Infrastruktur für flüssiges Gas an unseren Küsten. Spätestens jetzt muss das LNG-Gesetz, das eigens geschaffen wurde, um die Planung und Genehmigungen zu beschleunigen, auf den Prüfstand. Denn die ausgesetzten Umweltprüfungen und Beteiligungsverfahren werden wir bitter mit Schäden in sensiblen Ökosystemen bezahlen. Umso wichtiger ist es, dass wenigstens der Klimaschaden und die Laufzeit der Genehmigung für den Import von fossilem Gas strikt begrenzt wird. NABU und BUND werden deshalb gemeinsam auf dem Klageweg den Druck auf die Bundesregierung erhöhen.”
Olaf Bandt, Vorsitzender des BUND: „Der Betrieb des LNG-Terminals ist mit den Anforderungen des Klimaschutzgesetzes nicht vereinbar. Die Laufzeit bis zum Jahr 2043 widerspricht der schon ab dem Jahr 2030 nötigen Umstellung auf grünen Wasserstoff. Anders als häufig unterstellt, sind schwimmende LNG-Terminals nicht Wasserstoff-Ready. Die Genehmigung sollte deshalb in ihrer jetzigen Form nicht bestehen bleiben. Stattdessen muss die Laufzeit von LNG-Terminals in Wilhelmshaven und anderswo stärker zeitlich begrenzt werden. Klimaminister Robert Habeck hat den Behörden einen Bärendienst mit seinen gesetzlichen Vorgaben erwiesen. Diese berücksichtigten den Klimaschutz nicht ausreichend und führen jetzt zu falschen Abwägungen in den Behörden. Wir werden vor dem Bundesverwaltungsgericht klagen, sollte der Widerspruch zurückgewiesen werden.“

Nach der Ankunft der FSRU beginnt nun eine mehrwöchige Inbetriebnahme- und Probebetrieb-Phase, in der das Schiff auch zeitweise noch einmal den Liegeplatz verlassen wird. Im Rahmen des Probebetriebs erfolgt auch der Anschluss an die neu erbaute Gasleitung, sodass ab Anfang Februar erste Gasmengen ins deutsche Gasnetz eingespeist werden können. Die Gasmenge erhöht sich kontinuierlich mit der fortschreitenden Zuschaltung weiterer technischer Komponenten der in den vergangenen Monaten neu errichteten technischen Infrastruktur und Warmwasserversorgung.
Das Spezialschiff wird seinen Einsatz zunächst an einem Bestandsliegeplatz im Elbehafen der Brunsbüttel Ports GmbH aufnehmen. Voraussichtlich ab Ende 2023 wird die FSRU an einen neuen Liegeplatz (Jetty) westlich des Elbehafens verholt, welcher von Brunsbüttel Ports gebaut und betrieben wird.

Das internationale Spezialunternehmen Reganosa wird den Betrieb und die Wartung der neuen landseitigen Infrastruktur übernehmen. Der Schiffseigner Höegh LNG stellt den Betrieb des Schiffes sicher. Die Marine Service GmbH unterstützt das Projekt mit technischem Knowhow als Entwicklungspartner bei der Terminal-Konzeption. Die für den Regasifizierungsprozess auf der FSRU benötige Wärme wird vom Covestro Industriepark Brunsbüttel in Form von warmem Prozesswasser zur Verfügung gestellt. Hierzu wurde in kürzester Zeit von Covestro eine neue Warmwasserleitung zum Brunsbütteler Elbehafen verlegt.

RWE kümmert sich zusammen mit Uniper und EnBW um die Befüllung des FSRU mit Flüssiggas. Der erste LNG Tanker wird nach heutiger Planung Ende Januar 2023 in Brunsbüttel festmachen und in das FSRU entladen. Die Ladung von ADNOC (Abu Dhabi National Oil Company) wird von der zum Emirat Abu Dhabi gehörenden Insel Das aus verschifft.

Brunsbüttel ist als Technologie- und Industriezentrum ein wichtiger Standort, auch für den perspektivischen Import von grünen Energieträgern. RWE errichtet hier ein Import-Terminal für grünen Ammoniak, der als verflüssigtes Wasserstoffderivat einen wichtigen Beitrag zur Versorgung Deutschlands mit grünem Wasserstoff leisten kann. Über das Terminal sollen ab 2026 jährlich rund 300.000 Tonnen grüner Ammoniak importiert und an Kunden weiterverteilt werden. In unmittelbarer Nähe dazu plant die German LNG Terminal GmbH den Bau und Betrieb eines multifunktionalen LNG-Terminals. RWE unterstützt als Anteilseigner eine spätere Umstellung des Terminals auf den Import grüner Moleküle.

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