Standardwerk der Kreislaufwirtschaft
Die Europäische Union produziert jährlich mehr als 2,5 Milliarden Tonnen Abfall. Die EU-Rechtsvorschriften für die Abfallwirtschaft werden nun aktualisiert, um den Übergang von einer Linearwirtschaft zu einer Kreislaufwirtschaft zu fördern. Die am 19.01.2023 erschiene Normungsroadmap Circular Economy beschreibt Anforderungen und Herausforderungen für sieben Schwerpunktthemen und formuliert konkreten Handlungsbedarf für zukünftige Normen und Standards. Im neuen Buch „Grundwissen Circular Economy“ geht es darum, auf der Grundlage der planetaren Grenzen ein regeneratives System anzustreben. Neben den theoretischen, konzeptionellen Grundlagen der Circular Economy analysiert Autor Michael von Hauff den Stand der Entwicklung in Deutschland und der EU. Gleichzeitig beleuchtet er die drei Konzepte der Umsetzung der Circular Economy: Cradle to Cradle, Blue Economy und Performance Economy.
„Circular Economy gilt als eines der bedeutendsten Konzepte für den Transformationsprozess zu einer nachhaltigen Entwicklung. Das begründet sich primär aus der Erkenntnis, dass die bisher vorherrschende Produktions- und Konsumlogik des ‚Take, Make, Waste‘ besonders der ökologischen, aber auch der ökonomischen Nachhaltigkeit widerspricht. Es gilt also, das Wirtschaftsmodell der Linearwirtschaft bzw. der ‚Wegwerfwirtschaft‘ zu überwinden und ein neues Wirtschaftsmodell, basierend auf der Circular Economy, zu kreieren“, schreibt von Hauff im Vorwort.
Circular Economy werde heute noch teilweise auf Recycling reduziert. Diese Interpretation sei jedoch viel zu eng: Circular Economy sei ein „umbrella concept“, unter dem viele einzelne Maßnahmen bzw. Konzepte zusammengeführt würden. Verstehe man Circular Economy also als eine ganzheitliche Systemlösung, so könnten mit ihrer Hilfe aktuelle Krisen wie Klimawandel, Verlust an Biodiversität, die Übernutzung von Ressourcen und globale Gesundheitsgefährdungen eingegrenzt bzw. überwunden werden. Gleichzeitig werde die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft und einzelner Unternehmen gestärkt, indem die Rohstoffabhängigkeit verringert, die Wertschöpfung und die Schaffung neuer Arbeitsplätze gefördert würden.
Die Europäische Union, aber auch einzelne Länder wie Deutschland, China, Japan, England, Frankreich, Kanada, die Niederlande, Schweden, Finnland und die USA seien um eine Förderung der Circular Economy bemüht. In zunehmendem Maße seien auch Unternehmen und in einem weiteren Sinne auch Gewerbegebiete daran interessiert, das Konzept einzuführen. Das lasse sich sowohl auf konzeptioneller Ebene als auch hinsichtlich der Entwicklung von Strategien zur Umsetzung feststellen.
„Circular Economy lässt sich sowohl als gesamtwirtschaftliches bzw. in einem weiteren Sinne als gesamtgesellschaftliches Modell als auch als einzelwirtschaftliches Modell interpretieren und erläutern. Im Rahmen des einzelwirtschaftlichen Modells spricht man auch von zirkulären Geschäftsmodellen. Es wird jedoch immer wieder festgestellt, dass die wissenschaftliche Literatur zur Circular Economy bisher noch keine ausreichende Vertiefung erfahren hat und sowohl die konzeptionellen Diskussionen als auch die Entwicklung von Strategien für ihre Umsetzung noch relativ am Anfang stehen.“
Während in einigen Bereichen bzw. Wirtschaftssektoren bereits Erfolge aufgezeigt werden könten, gebe es einen breiten Konsens, dass das Konzept der Circular Economy im Bereich der ökologischen, ökonomischen und sozialen Dimension nachhaltiger Entwicklung noch große Potenziale biete. Weiterhin lasse sich feststellen, dass in verschiedenen Bereichen wie dem Recycling, aber auch dem recyclingfreundlichen Produkt-Design noch großer Forschungsbedarf bestehe, der auch international Kooperationsmöglichkeiten bietet. Weiterhin stehe aus, die Circular Economy noch intensiver mit den 17 Zielen (SDGs) der Agenda 2030 zusammenzuführen und damit auch in die nationale Nachhaltigkeitsstrategie zu integrieren.
von Hauff weiter: „Eine wichtige Voraussetzung für eine konzeptionelle Ausgestaltung und Umsetzung der Circular Economy ist eine inhaltliche Konkretisierung des Konzeptes. Teilweise werden heute die Begriffe Circular Economy und Kreislaufwirtschaft synonym verwendet. Das bedeutet jedoch nicht, dass es auf nationaler bzw. internationaler Ebene inhaltlich ein gleiches Verständnis zu den Begriffen gibt. Während Deutschland noch stark durch das Leitbild der Kreislaufwirtschaft, d.h. einer kreislauforientierten Abfallwirtschaft geprägt ist, die auf dem Kreislaufwirtschaftsgesetz basiert, hat sich auf internationaler Ebene das viel breitere Konzept der Circular Economy durchgesetzt. Entsprechend wird sie im Verhältnis zum deutschen Sprachraum international breiter und intensiver diskutiert. Das gilt besonders für den globalen Norden, während im globalen Süden die Circular Economy noch keine adäquate Beachtung gefunden hat. Daher ist es notwendig, die Circular Economy als eine globale Herausforderung zu verstehen und anzugehen. Nur so kann sie zur vollen Wirkung kommen.“
Bisher gibt es von Hauff zufolge im deutschen Sprachraum zur Circular Economy im Verhältnis zur Kreislaufwirtschaft nur relativ wenige Publikationen. Jedoch werde zunehmend Kreislaufwirtschaft in dem breiten Sinne von Circular Economy eingeordnet und abgehandelt. Konstatiere man die hohe Relevanz der Circular Economy für den Transformationsprozess zu einer nachhaltigen Entwicklung, sei es notwendig, sich auch den Hemmnissen zuzuwenden und diese durch geeignete Fördermaßnahmen zu überwinden. Schließlich gehe es auch „um die Frage der Grenzen der Circular Economy“.
Grundwissen Circular Economy
Vom internationalen Nachhaltigkeitskonzept zur politischen Umsetzung
von: Michael von Hauff
- Umfang: 156 S., 13 Abb.
- Einband: kartoniert
- Format: 15 x 21,5 cm
- Verlag: UVK Verlag
- Erscheinungsdatum: 16.01.2023
- ISBN: 9783825259884
- eISBN: 9783838559889
- DOI: 10.36198/9783838559889
->Quelle: utb.de/doi/book/10.36198/9783838559889#