Transportmedium für Wasserstoff aus MENA
Eine Medienmitteilung der Dii Desert Energy vom 03.02.2023: Eine Photovoltaikanlage in der MENA-Region produziert mehr als doppelt so viel Strom wie eine deutsche. Auch bei Windkraftanlagen liegt die Ausbeute vergleichbarer Anlagen mindestens beim Eineinhalbfachen. Entsprechend geringer sind die Energiekosten der Erzeugung von Wasserstoff für den Transport nach Europa. Eines der Transportmediem wird auf jeden Fall Ammoniak sein. Dieser Stoff mit der chemischen Formel NH3 wird heute vor allem für die Produktion von Düngemitteln eingesetzt. Hergestellt wird er in der Regel aus „grauem” Wasserstoff auf Erdgasbasis und Stickstoff aus der Luft. Dieser Prozess kann auch klimaneutral mit CO2-neutral gewonnenem grünem Wasserstoff betrieben werden.
Auch für den Transport gibt es bewährte Wege. Ammoniak wird bereits heute weltweit gehandelt und transportiert. Etwa 20 Millionen Tonnen Ammoniak werden jedes Jahr über die Meere verschifft. Es kann auf bestehende Infrastruktur zurückgegriffen werden. Nach dem Transport wird Ammoniak entweder direkt eingesetzt oder mit nur geringen Umwandlungsverlusten wieder zu Wasserstoff gewandelt.
Ammoniak – das nächste LNG
„Ammoniak ist das nächste LNG”, ist Dr. Cord Landsmann überzeugt. Er ist CEO von thyssenkrupp Uhde in Dortmund, einem der weltweit führenden Anlagenbauer für die Ammoniaksynthese. Rund ein Drittel der weltweit existierenden Produktionsanlagen hat das Unternehmen gebaut. Er erwartet in den nächsten Jahren erhebliches Wachstum der Ammoniak-Kapazitäten. Jedes Jahr wird die aktuelle Kapazität von heute170 Millionen Tonnen pro Jahr um mindestens ein bis zwei Millionen Tonnen wachsen. Hinzu kommt die Umrüstung bestehender Anlagen auf den Betrieb mit grünem Wasserstoff.
Neben der Rückwandlung in Wasserstoff kann Ammoniak auch direkt als Treibstoff in Motoren und Gasturbinen eingesetzt werden. Vor allem bei Schiffsmotoren gibt es großes Potenzial. Hier ist zum Beispiel MAN Energy Solutions federführend an zwei Projekten zur Entwicklung von Schiffsmotoren in Dänemark und Deutschland beteiligt. Bereits 2024 sollen die ersten Antriebe zur Verfügung stehen. Mitsubishi Power entwickelt eine mit Ammoniak betriebene Gasturbine, die bis 2025 zur Verfügung stehen soll.
Rund die Hälfte der Kosten bei der Herstellung von Ammoniak entfallen auf die notwendige Energie. Deshalb sind die Produktionsstätten bisher vor allem dort zu finden, wo Erdgas preiswert zur Verfügung steht. Das wird sich in den nächsten Jahren ändern, wenn Wasserstoff auf der Basis regenerativer Energien in großem Maßstab eingesetzt werden kann – in der MENA-Region zweifellos der Fall, wenn die zahlreichen geplanten Projekte umgesetzt worden sind.
Am anderen Ende der Transportkette entsteht in Hamburg ein erstes Importterminal für grünen Ammoniak. Auch thyssenkrupp Uhde arbeitet gemeinsam mit dem Energieunternehmen ADNOC aus Abu Dhabi an Projekten zur Rückwandlung von Ammoniak in Wasserstoff.
->Quelle: mailchi.mp/109c8a05313e/dii-desert-energy-presse-newsletter