Skala von A-E
Die Europäische Kommission hat am 24.02.2023 den Entwurf eines Vorschlags für ein neues EU-Gütesiegel für die Reparierbarkeit von Smartphones und Tablets veröffentlicht. Es enthält einen Reparaturfähigkeitsindex, der auf einer Skala von A-E angibt, wie leicht die Geräte repariert werden können. Die Einführung ist für 2025 geplant. Der Index spiegelt Kriterien wie die Anzahl der für die Demontage erforderlichen Schritte, die Verfügbarkeit von Ersatzteilen oder den Zeitraum wider, in dem die Geräte mit Software-Updates versorgt werden. Eine Aktion gegen die allseits beklagte Obsoleszenz.
Das Label soll Kunden bei ihren Kaufentscheidungen unterstützen und Hersteller dazu anregen, ihre Produkte innovativ und nachhaltig zu gestalten. Außerdem sollen Anreize für Kunden geschaffen werden, alte Geräte reparieren zu lassen, oder selbst zu reparieren, anstatt sie wegzuwerfen.
Nachhaltige Smartphones? Modulares Design fördert Do-it-yourself-Reparaturen zur Verlängerung der Gerätelebensdauer
Modulares Design ist ein vielversprechender Weg zur Verlängerung der Produktlebensdauer. Um dieses Potenzial auszuschöpfen, müssen die Menschen jedoch bereit sein, ihre Geräte zu reparieren.
Neue Studie hat untersucht, wie modulare Smartphones die Reparaturbereitschaft der Nutzer fördern.
Ein Großteil der Umweltauswirkungen von Smartphones liegt in ihrer Herstellung und den verwendeten Materialien begründet – beispielsweise im Energieverbrauch und in der Verwendung von Edelmetallen sowie in den Umweltauswirkungen der langen Lieferketten. Die Verbesserung der Nachhaltigkeit von Informations- und Kommunikationstechnologie, einschließlich Smartphones, ist ein zentrales Anliegen des EU-Aktionsplans für die Kreislaufwirtschaft. Einige Smartphone-Hersteller setzen inzwischen auf das Prinzip des reparierbaren, modularen Designs, das die Verlängerung der Nutzungsdauer erleichtert – und auf Materialien, die sich leichter recyceln lassen.
Das Design allein hat jedoch keinen Einfluss darauf, ob die Nutzer ihre Handys wegwerfen, anstatt sie zu reparieren, so die Forscher einer neuen Untersuchung. Sie schlagen vor, dass neben der Möglichkeit zur Reparatur auch Anreize dazu und Möglichkeiten zur Aufrüstung der Telefone erforderlich sein sollen. Und modulare Smartphones werden nicht nachhaltiger sein, wenn das zugehörige Geschäftsmodell einfach darin besteht, mehr zu verkaufen. In der Tat konzentrieren sich die meisten Hersteller darauf, ausrangierte Geräte zu recyceln, anstatt ihre Nutzungsdauer zu verlängern.
Für die Entwicklung von Produkten und Geschäftsmodellen, die die Reparatur fördern, ist ein nutzerzentrierter Ansatz von entscheidender Bedeutung – man muss verstehen, wie modulare Produkte und damit verbundene Dienstleistungen, wie etwa die Produktrenovierung, tatsächlich genutzt werden. Dies kann den Herstellern dabei helfen, verschiedene Arten der Veralterung anzugehen (z. B. nicht nur technisches Versagen, sondern auch andere Faktoren, die einen Nutzer dazu veranlassen können, etwas wegzuwerfen, wie z. B. wechselnde Trends). Die Forscher entwarfen daher eine Umfrage mit Fragen zum realen Reparaturverhalten von Smartphone-Nutzern eines deutschen Herstellers an der Spitze des nachhaltigen Designs (mit dem Pseudonym SmartMod), der halbmodulare und modulare Smartphones zusammen mit einem kostengünstigen Inhouse-Reparaturservice und Do-it-yourself (DIY)-Reparaturanleitungen anbietet. Sie analysierten die Umfragedaten, um Erkenntnisse darüber zu gewinnen, ob die Nutzer modularer Geräte eher bereit sind, defekte Teile zu reparieren.
Die Forscher stellen fest, dass SmartMod-Kunden im Durchschnitt eher zu einem nachhaltigen Verhalten neigen. So ergab eine frühere Studie, dass etwa die Hälfte der Nutzer herkömmlicher Smartphones defekte Geräte eher wegwerfen als reparieren lassen oder selbst reparieren würden. In dieser Studie gaben jedoch weniger als 15 % der Befragten an, dass sie beschädigte modulare oder semimodulare Smartphones nicht repariert hätten. Dies lag vor allem daran, dass sie sie ohne Reparatur weiter nutzen konnten oder dass sie den Aufwand als zu hoch empfanden. Nur eine Minderheit entschied sich für einen Ersatz.
Die Antworten auf die Umfrage deuten darauf hin, dass SmartMod-Nutzer nicht durch die Hindernisse bei der Reparatur behindert werden, die für herkömmliche Geräte angegeben werden, z. B. fehlende oder teure Ersatzteile und hohe Reparaturkosten. Die relativ niedrigen Reparaturkosten von SmartMod und die Unterstützung für Selbstreparaturen tragen dazu bei, dass 39 % der modularen Geräte in dieser Stichprobe selbst repariert werden.
Beim Vergleich zwischen Nutzern modularer und semimodularer Geräte ergab die Studie, dass erstere weitaus häufiger eine Selbstreparatur versuchen. Die Nutzer von semimodularen Geräten nahmen in etwa zwei Drittel der Fälle den Reparaturdienst in Anspruch, verglichen mit etwa einem Drittel der Nutzer von vollständig modularen Geräten. Reparaturen an komplexeren Elementen des Telefons, wie z. B. der Hauptplatine, wurden jedoch häufiger an den Reparaturdienst geschickt.
Das modulare Design erhöht den Ergebnissen zufolge die Wahrnehmung der Selbstreparierbarkeit, und gut gestaltete Anleitungen führen zu einer positiven Reparaturerfahrung; diese Geräte sind „reparaturfreundlich“. Darüber hinaus kann die Selbstreparatur die emotionale Bindung an ein Produkt erhöhen, so die Forscher, was den Austausch des Produkts hinauszögern könnte. Die Hersteller sollten die Reparatur von Geräten fördern, so die Forscher, und „Anstoß“-Strategien wie Reparaturfreundlichkeits-Scores3 könnten ebenfalls eingesetzt werden, um nachhaltigere Produktentscheidungen zu beeinflussen.
Die Forscher räumen ein, dass der Fragebogen unter anderem nicht nach früheren Reparaturerfahrungen gefragt hat, die das Verhalten beeinflussen könnten. Dennoch scheint es, dass nachhaltiges modulares Produktdesign (SMPD) die Menschen dazu ermutigt, ihre Telefone selbst zu reparieren – und gut gestaltete Reparaturanleitungen und bequeme Reparaturdienste können dazu beitragen, die Lebensdauer eines Geräts zu verlängern. Die Forscher schlagen vor, dass Telefonhersteller und Einzelhändler das Bewusstsein der Verbraucher für die Reparierbarkeit aktiv fördern sollten.
->Quellen:
- erp-recycling.org/new-eu-label-for-repairability-of-smartphones-and-tablets
- eur-lex.europa.eu/Ares(2022)6031464
- ec.europa.eu/initiatives/12798-Energieverbrauchskennzeichnung-von-Mobiltelefonen-und-Tablets-Verbraucherinformationen-uber-Umweltauswirkungen_de
- https://erp-recycling.org/news-and-events/2023/02/new-eu-label-for-repairability-of-smartphones-and-tablets/Originalpublikation: Laura Ruiz-Pastor, Jaime A. Mesa: Proposing an integrated indicator to measure product repairability, in: Journal of Cleaner Production, Volume 395, 01.04.2023, 136434, ISSN 0959-6526, https://doi.org/10.1016/j.jclepro.2023.136434 – sciencedirect.com/science/article/pii/S0959652623005929, open access (Under a Creative Commons license)