Wie der Ausbau der Windkraft an Land beschleunigt werden kann
Der schnelle Ausbau der Windenergie an Land ist zentral für ein klimaneutrales Stromsystem und den Klimaerfolg in allen Sektoren. Agora Energiewende zeigt in einem neuen Impuls, mit welchen Maßnahmen der Windkraftausbau an Land in Deutschland auf Zielkurs gebracht werden kann.Um die Lücke beim Windausbau an Land zu schließen und auf den Zielpfad für 2030 zu kommen, braucht es zusätzlich zu den aktuell in der Bundesregierung diskutierten Maßnahmen zügig ein Beschleunigungspaket. In einem neuen Impulspapier legt Agora Energiewende 15 Maßnahmen vor, die kurz-, mittel- und langfristig Wirkung entfalten können und im Kern darauf zielen, Projektentwicklungsverfahren zu beschleunigen und ausreichend Flächen bereit zu stellen.
„Die Klimaziele erfordern praktisch ab sofort eine Vervierfachung des jährlichen Windkraft-Zubaus an Land“, sagt Simon Müller, Direktor Deutschland von Agora Energiewende. Der kürzlich vorgelegte Entwurf von Eckpunkten der Windenergie-an-Land-Strategie bleibe aber zu vage, um die nun dringend notwendige Zubau-Dynamik auszulösen. „Um die Ausbaukrise bei der Windkraft an Land zu überwinden, muss die Bundesregierung jetzt belastbare Maßnahmen zur Beschleunigung der Verfahren sowie zur ausreichenden Bereitstellung von Flächen auf den Weg bringen. Zugleich braucht es ein klares Bekenntnis der Windindustrie, die Kapazitäten konsequent hochzufahren.“
Kurzfristig den Rückstau bei Bauprojekten auflösen
Kurzfristig können rund fünf Gigawatt Wind ans Netz gebracht werden, indem aktuell blockierte, baureife Projekte realisiert werden. Das entspricht bereits der Hälfte des bis 2024 erforderlichen Zubaus in Höhe von rund 10 Gigawatt Windleistung. Zusätzlich können Instrumente, die Projektierer in der volatilen Marktlage gegen massive Preisanstiege absichern, beschleunigend wirken. Dazu zählen etwa Regelungen zur Rückgabe von bereits erteilten Zuschlägen in Kombination mit der Ermöglichung einer Teilnahme an der nächsten Ausschreibungsrunde. Eine veränderte Strafzahlungsregelung (Pönale) bei Projektverzögerungen würde Projektierern zudem erlauben, durch Lieferengpässe beeinträchtigte Bauprojekte straffrei abzuschließen. Auch die Vereinfachung von Genehmigungen für Schwerlasttransporte ist eine wirksame Maßnahme, um baureife Anlagen kurzfristig ans Netz zu bringen.
Beschleunigte Verfahren für den Hochlauf bis 2026
Um mittelfristig die Zeit von Projektstart bis Inbetriebnahme einer Windkraftanlage von acht auf vier Jahre zu halbieren, müssen jetzt die Weichen gestellt werden. Eine zentrale Stellschraube hierfür ist die klare Abgrenzung von Windenergie- und Naturschutzflächen. Hierfür gilt es die befristete EU-Notfallverordnung zu verstetigen. Um zusätzliche Flächen rasch zu erschließen, müssen Gewerbe- und Sonderbauflächen für die Windstromproduktion geöffnet werden und Kommunen mehr Freiheiten bei der Flächenausweisung erhalten. Bis 2026 gilt es zudem, einzelne Projektschritte zu verkürzen. Dazu gehört die Reduzierung des Prüfaufwands bei Genehmigungsverfahren, etwa im Hinblick auf Denkmalschutz-Belange, sowie die Ermöglichung des vorzeitigen Baubeginns von Windkraftanlagen vor Abschluss des Genehmigungsverfahrens.
Auf dem Weg zum Ziel mit einer Verstetigung des Ausbaus ab 2026
Um 2035 ein klimaneutrales Stromsystem zu erreichen, muss der jährliche Zubau für Windenergie ab 2026 auf hohem Niveau stabilisiert werden. Dies gelingt nur, wenn zusätzliche Flächenpotenziale erschlossen und Genehmigungen weiter vereinfacht werden. Zudem muss die Ausweisung von Windflächen zeitnah so beschleunigt werden, dass Projektierer in schneller Taktung viele Projekte entwickeln können. Hierfür ist es zentral, das Zwischenziel zur Bereitstellung von Windflächen durch die Länder im Windenergieflächenbedarfsgesetz um zwei Jahre auf Ende 2025 vorzuziehen. Zugleich braucht es eine dauerhafte Vereinfachung der Umwelt- und Artenschutzprüfung. Die Gruppierung von Windradmodellen in sogenannte Typ-Variantencluster ermöglicht es, begonnene Vorhaben mit ähnlichen Modellen aus der Variantengruppe abzuschließen.
Die Windenergie an Land ist das Arbeitspferd der Energiewende, denn sie sorgt für günstigen Strom auch in Herbst und Winter, wenn der Verbrauch besonders hoch ist. Sie ergänzt außerdem die Solarenergie sehr gut, die vor allem im Sommer konzentriert erzeugt wird. Erneuerbarer Strom ist die Grundlage für die Elektrifizierung von Wärme und Mobilität, somit trägt Windstrom direkt zum Klimaerfolg in anderen Sektoren bei. Agora-Berechnungen zufolge stecken im Strommix eines klimaneutralen Stromsystems 2035 etwa 40 Prozent Windenergie an Land.
Die Studie “Rückenwind für Klimaneutralität: 15 Maßnahmen für den beschleunigten Ausbau von Windenergie an Land” enthält ein Paket an kurz-, mittel- und langfristig wirkenden Maßnahmen zur Überwindung der Windausbaukrise in Deutschland. Die 31-seitige Publikation steht weiter unten zum kostenlosen Download zur Verfügung.
->Quelle: agora-energiewende.de/rueckenwind-fuer-klimaneutralitaet