Klima schützen, Wohlstand schaffen

acatech HORIZONTE diskutiert Chancen und Herausforderungen von Wasserstoff: „Größte Business-Opportunity des Jahrhunderts“

„Habt ihr eine Vorstellung, woher der ganze Hype um das Thema Wasserstoff kommt?“ So eröffnet die neue Ausgabe der acatech HORIZONTE ihren Rundgang durch die Welt des kleinsten und ältesten Elements des Universums. Warum Wasserstoff der Energiespeicher und Grundstoff der klimafreundlichen Wirtschaft von morgen werden soll – und wie das gelingen kann: Das sind Fragen, die die am 18.04.2023 erschienene Ausgabe auf den Punkt bringt: Anschaulich, verständlich, unterhaltsam und wissenschaftsbasiert.

acatech HORIZONTE Wasserstoff – © acatech

Der europäische Green Deal möchte die Europäische Union bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent machen. Wasserstoff spielt dabei eine zentrale Rolle. Was Konsens unter Energiefachleuten ist und in nationalen wie europäischen Strategien verfolgt wird, muss noch viel stärker für die öffentliche Debatte zugänglich gemacht werden. Dazu möchten die acatech HORIZONTE mit prägnanten Grafiken und einfacher Sprache beitragen. Sie erläutern, warum und wie sich in Wasserstoff elektrische Energie zwischenspeichern und von A nach B bringen lässt, um ihn später wieder in Strom umzuwandeln oder als Rohstoff in der Industrie einzusetzen. Sie erläutern die Farbenlehre und konstatieren, dass der Weg in eine grüne Wasserstoffwirtschaft bunt verläuft. Wasserstoff könne fossile Energieträger ersetzen, mit denen Flugzeuge, Schiffe, LKWs und Autos unterwegs sind und die Industrieanlagen befeuern. Sie beleuchten die Rolle von Wasserstoff bei klimafreundlichem Stahl und bei der Düngerherstellung. Kurz, die HORIZONTE veranschaulichen, warum eine Wasserstoffwirtschaft der Schlüssel ist für die Zukunft der europäischen Industrie.

Schlögl: „So viel wie bislang Öl und Gas zusammen“

Ebenso verdeutlichen die HORIZONTE, wie weit der Weg noch ist. In Deutschland gibt es erst drei Wasserstoff-Pipelines – zu wenig, um Wasserstoff über Land zu transportieren und zu verteilen, beispielsweise von Süd- nach Zentraleuropa. Man kann teilweise alte Erdgas-Pipelines umrüsten, es müssten aber auch neue Pipelines gebaut werden. Das wird zu gesellschaftlichen Diskussionen führen, die die HORIZONTE anregen möchten. Über längere Strecken kann der Wasserstoff verschifft werden, entweder in Flüssigform gekühlt auf -253 °C oder umgewandelt in Ammoniak oder Methanol. Dafür müssen in Deutschland und der EU Häfen und Terminals entstehen, um den ankommenden Wasserstoff zu verteilen.

Ein Fazit der acatech HORIZONTE: Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft müssen an einem Strang ziehen. Darin stecke nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch eine große Chance. Robert Schlögl, Präsident der Alexander von Humboldt-Stiftung und Projektgruppenleiter der aktuellen HORIZONTE-Ausgabe, ist sich sicher: „Hinter dem Wasserstoff-Thema verbirgt sich die größte Business-Opportunity des Jahrhunderts – ich schätze, das ist so viel wie bislang Öl und Gas zusammen.“

Partnerschaften ausbauen und die Energieversorgung in Balance bringen

Erneuerbare Energien sind zwar klimafreundlich, aber nicht zu jedem Zeitpunkt verfügbar. Fossile Energien sind günstig und jederzeit verfügbar – sieht man von Kriegen und internationalen Konflikten ab –, aber klimaschädlich. Klimafreundlicher Wasserstoff ist aktuell bei Weitem teurer als fossile Energien. Mit dem Ausbau der Wasserstoffwirtschaft sinken die Preise jedoch durch die Hochskalierung der Anlagen. Neben der Infrastruktur seien dafür vor allem langfristige, vertrauensvolle Partnerschaften mit möglichst vielen Regionen mit viel Sonne, Wind und freien Flächen nötig. Als Beispiele nennen die HORIZONTE Australien, Afrika, Südamerika oder Südeuropa.

Europa ist technologischer Spitzenreiter bei hochwertigen Elektrolyseanlagen. Exportiert die EU die für Wasserstoffgewinnung nötige Spitzentechnologie, profitieren beide Seiten, so der Ausblick: Europa kann klimafreundlichen Wasserstoff importieren, während in den exportierenden Ländern Jobs und umweltgerechter Wohlstand entstehen.

Gemeinsam die Umstellung gestalten

Der schnelle Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft mitsamt ihrer Infrastruktur ist eine gewaltige Aufgabe: „Wenn es um erneuerbare Energien und Rohstoffe geht, sind andere Regionen im Vorteil. Die Gefahr besteht, dass wir auch unseren Vorsprung im technologischen Know-how verlieren und die Industrie abwandert. Wir müssen also schnell sein: Die Welt wartet nicht auf Europa“, konstatieren die HORIZONTE-Expertinnen und -Experten.

Mit der aktuellen Ausgabe der HORIZONTE möchte acatech die gesellschaftliche Diskussion unterstützen. Sie gibt einen verständlichen, anschaulichen, aber wissenschaftsbasierten Überblick über die Technologie und zeigt Chancen und Herausforderungen auf. Die Leserinnen und Leser erfahren, wo Wasserstoff fossile Energieträger ersetzen kann, was dafür nötig ist, welche Fragen noch ungelöst sind und warum eine nationale Perspektive nicht reicht. Die vorliegende Publikation will zur Diskussion anregen und eine Debattengrundlage schaffen.

Veranstaltungshinweis

„Rettet Wasserstoff unser Klima und unsere Wirtschaft?“ Zu diesem Thema diskutieren bei den Berliner ENERGIETAGEN am 4.5. von 12.00 bis 13.30 Uhr Expertinnen und Experten bei einer interaktiven Online-Podiumsdiskussion der acatech HORIZONTE. Die Veranstaltung findet online via Zoom statt, die Teilnahme ist kostenlos.

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