Windkraft-Gipfel in Belgien
Die Nordsee-Anrainerstaaten wollen die bisher weitgehend ungenutzte Windenergieleistung der Nordsee verdoppeln. Laut Bundeskanzler Scholz wird die Nordsee zum wichtigsten Energieproduzenten. Meldungen von tagesschau und heute (ZDF) zufolge soll Windenergie aus der Nordsee in Zukunft maßgeblich zur Stromversorgung Europas beitragen. Bundeskanzler Olaf Scholz sowie die Vertreter acht weiterer Nordsee-Anrainer unterzeichneten beim Offshore-Gipfel im belgischen Ostende am 24.04.2023 eine Erklärung, wonach der Ausbau von Windparks vor der Küste vorangetrieben werden soll. „Mit der Nordsee haben wir das Energie-Powerhouse quasi vor der Haustür“, sagte Scholz – und mahnte zur Eile: „An die Arbeit!“
Konkret wollen die neun Staaten – neben Deutschland und Belgien auch die Niederlande, Frankreich, Norwegen, Dänemark, Irland, Luxemburg und Großbritannien – bis 2030 Offshore-Windkraftanlagen mit einer Leistung von 120 Gigawatt bauen. Laut Belgiens Regierungschef Alexander De Croo sollen bis 2050 mindestens 300 GW aus Offshore-Windenergie erzeugt werden. Das bedeute Energie für 300 Millionen Haushalte. Zugleich soll die Produktion von grünem Wasserstoff in der Nordsee ausgebaut werden. Erst vorkurzem hatte das Frauunhofer ISE einen Elektrolyseur zur Erzeugung von Wasserstoff auf hoher See präsentiert (siehe: solarify.eu/wasserstofferzeugung-auf-dem-meer). Dies soll dazu beitragen, Europa bis 2050 klimaneutral zu machen. Laut EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen werde die Ostende-Erklärung werde „uns den nötigen Rückenwind geben, um den Weg zur Klimaneutralität einzuschlagen“.
Nabu: „Bau, Betrieb und Wartung von Offshore-Windkraftanlagen sind mit schädlichen Auswirkungen auf Meeressäuger, Vögel, Fische und die Lebensgemeinschaften am Meeresboden (Benthos) verbunden. Während der Bauphase wirkt sich vor allem die intensive Schallbelastung beim Rammen der Fundamente problematisch aus: Der Lärm kann Schweinswale und Fische verletzen oder sie aus wichtigen Lebensräumen vertreiben. Aber auch See- und Zugvögel werden beeinträchtigt. Ihre Migrationsrouten werden durch die Windkraftwerke zerschnitten, wichtige Rast- und Nahrungsgebiete gehen verloren und es drohen Kollisionen mit den Rotoren der Turbinen. So werden Windparks, die an ungünstigen Orten gebaut wurden, zum kaum überwindbaren Hindernis. Besonders alarmierend ist diese Tatsache, da die Meere heute bereits vielfach belastet und bedroht sind. Überfischung, Eutrophierung und Müll machen den marinen Ökosystemen schwer zu schaffen. Dazu kommt eine Vielzahl industrieller Aktivitäten wie die Schifffahrt, der Kies- und Sandabbau, die Gewinnung von Erdöl und Erdgas. Das kumulative Ausmaß menschlicher Aktivitäten im Meer führt zu einem rasanten Verlust der marinen Artenvielfalt, dessen Ausmaß kaum abzusehen ist. (nabu.de/offshore-windparks)
Scholz: „Wir müssen schneller werden“
Auch Scholz betonte: „Wir müssen schneller werden“. Bei der Identifikation von Flächen, bei Genehmigungen, beim Bau von Anlagen und Netzen dürften wir keine Zeit mehr verlieren. Scholz verwies darauf, dass viele Gesetze in der EU und in Deutschland geändert würden, um den Ausbau erneuerbarer Energie anzukurbeln.
Grüner Wasserstoff: Erneuerbare Energie in Deutschland wird auch in Zukunft für die erforderlichen Mengen bei weitem nicht ausreichen. Deutschland wird demnach weiter auf Energieimporte angewiesen sein. Wasserstoff ermöglicht es, grüne Energie aus sonnen- und windreichen Weltregionen zu importieren. Grüner Wasserstoff wird – etwa durch Elektrolyse – klimaneutral aus erneuerbarem Strom erzeugt. Das Gas ist farblos und nicht wirklich „grün“. Die Farbe bezieht sich auf die Herstellungsart. Grauer Wasserstoff etwa wird aus Erdgas, Kohle oder Öl hergestellt. Das klimafreundliche Gas wird vor allem die Stahl-, Chemie- und Zementindustrie künftig als Brennstoff brauchen, um Erdgas oder Kohle zu ersetzen. Es kann auch gespeichert und etwa bei Flauten oder in Dunkelphasen zur Stromerzeugung genutzt werden. Auch Busse, Bahnen, Lkw oder Flugzeuge können damit laufen. In der Regel wandelt eine Brennstoffzelle das Gas in Strom um, der dann einen E-Motor antreibt. Als Abgas entsteht dabei Wasserdampf. (zdf.de/klima-windenergie-offshore-nordsee-stromversorgung-eu)
Die EU und Norwegen schlossen formell eine Vereinbarung zur Stärkung der Kooperation etwa bei erneuerbaren Energien und dem Umweltschutz. Großbritannien und die Niederlande kündigten den Bau einer „Stromautobahn“ namens „LionLink“ in der Nordsee an, die Anfang der 2030er-Jahre in Betrieb gehen soll. Die Leitung soll dann beide Länder mit Windparks in der Nordsee verbinden.
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