Kunststoff- und Chemieindustrie unterstützen UN-Plastikabkommen
Die Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen wollen der Umweltverschmutzung durch Plastikabfälle bis 2040 ein Ende setzen. Plastics Europe Deutschland (PED) und der Verband der Chemischen Industrie (VCI) begrüßen die Fortführung der Verhandlungen zu einem weltweiten Abkommen am 29. Mai in Paris und unterstützen das übergeordnete Ziel, die Kreislaufwirtschaft zu stärken.
Recyclingquoten für Kunststoffe würden die weltweite Nachfrage nach recycelten Materialien erhöhen, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung vom 25.05.2023. Beide Verbände befürworten die Einführung verbindlicher Recyclingquoten für Kunststoffe. Sie verschafften der Industrie die notwendige Planungssicherheit für umfangreiche Investitionen in die Kreislaufwirtschaft, um das ehrgeizige Ziel des Abkommens zu erreichen, so die Verbände.
„Die Bekämpfung der Umweltverschmutzung durch Plastikabfälle ist eine zentrale Herausforderung unserer Zeit“, so Ingemar Bühler, Hauptgeschäftsführer von PED. „Wir begrüßen daher die Ziele des UN-Abkommens und sind entschlossen, die Kunststoffindustrie vom Verbrauch fossiler Ressourcen zu entkoppeln. Um Kunststoffe auch in Zukunft sinnvoll einzusetzen, müssen sie recycelt und so lange wie möglich im Kreislauf geführt werden. Dafür braucht es zirkuläres Produktdesign, alternative Kohlenstoffquellen und alle uns zur Verfügung stehenden Recyclingtechnologien. Auch die Vermeidung von unnötigen Kunststoffanwendungen kann zum Erreichen des Ziels des Abkommens beitragen – allerdings müssen dafür harmonisierte Kriterien entwickelt werden.“
„Umwelt- und Klimaschutz gehören zu den zentralen Anliegen unserer Branche“, ergänzt Wolfgang Große Entrup, Hauptgeschäftsführer des VCI. „Plastikabfälle sind eine wertvolle Ressource und dürfen nicht in der Umwelt landen. Wenn sie konsequent gesammelt und recycelt werden, können sie eine wichtige Rohstoffquelle für neue Produkte sein. Innovationen wie beispielsweise das chemische Recycling tragen maßgeblich zur treibhausgasneutralen Produktion bei.“
Der VCI und seine Fachverbände vertreten die Interessen von rund 1.900 Unternehmen aus der chemisch-pharmazeutischen Industrie und chemienaher Wirtschaftszweige gegenüber Politik, Behörden, anderen Bereichen der Wirtschaft, der Wissenschaft und den Medien. 2022 setzten die Mitgliedsunternehmen des VCI rund 260 Milliarden Euro um und beschäftigten knapp 550.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
PlasticsEurope Deutschland vertritt die Interessen der kunststofferzeugenden Unternehmen, ist als Fachverband eng mit dem VCI verbunden und Teil des paneuropäischen Verbandes PlasticsEurope mit Büros in mehreren großen Wirtschaftszentren Europas.
Verbände-Stellungnahme
Um die Umweltverschmutzung durch Plastikabfälle bis 2040 zu beenden, unterstützen wir verschiedene Maßnahmen zur Förderung der Kreislaufwirtschaft. Wir sind davon überzeugt, dass ein internationales Abkommen, das als Leitfaden für die weltweite Standardisierung dient und alle beteiligten Akteure einbezieht, maßgeblich zur Transformation des gesamten Kunststoffsystems beitragen kann. Wir sind der Ansicht, dass die folgenden Maßnahmen die effektivsten Mittel sind, um das Problem der Kunststoffabfälle in der Umwelt zu bekämpfen und gleichzeitig den Schutz von Gesundheit und Umwelt zu gewährleisten:
A: Nachhaltige Produktion, Nutzung und umweltgerechten Entsorgung von Kunststoffen
Um die Auswirkungen von Plastikabfällen auf die Umwelt effektiv einzudämmen, bedarf es eines ganzheitlichen Ansatzes, der sowohl die nachhaltige Herstellung als auch den geschlossenen Kreislauf von Kunststoffen fördert. Abfallvermeidung, Wiederverwendung, Reduzierung und Reparatur sind dabei entscheidende Maßnahmen. Zudem braucht es die Transformation zur Kreislaufwirtschaft. Neben der globalen Skalierung bewährter Recycling- und Verwertungslösungen sollten auch das Innovations- und Technologiepotenzial voll ausgeschöpft werden, um die Kreislaufführung und Recyclingquoten noch weiter zu steigern, zum Beispiel durch die Förderung modernerer Recyclingtechnologien. Um den aktuellen Herausforderungen gerecht zu werden, sind zudem harmonisierte Maßnahmen auf globaler Ebene erforderlich, welche die jeweiligen nationalen und lokalen Gegebenheiten sowie politischen Rahmenbedingungen berücksichtigen.
1. Verringerung der Abhängigkeit von fossilen Ressourcen und nachhaltige Produktion von Kunststoffen durch Diversifizierung der Rohstoffquellen
Plastics Europe setzt sich aktiv dafür ein, den Anteil kreislauffähiger Rohstoffe in der Herstellung von Kunststoffprodukten zu erhöhen und den Bedarf an fossilen Rohstoffen zu reduzieren. Um die nachhaltige Produktion auf Grundlage einer breiten Rohstoffbasis zu gewährleisten und die Verfügbarkeit von Rezyklat sicherzustellen, braucht es jedoch hohe und Investitionen und die Einführung verbindlicher Recyclingquoten.
Wir sind fest davon überzeugt, dass die Festlegung auf Recyclingquoten eine wirksame Maßnahme ist, um Investitionen in den Ausbau der Infrastruktur für die gezielte Sammlung und das Recycling von Kunststoffen zu fördern, da verbindliche Recyclingquoten dazu beitragen würde, dass die Nachfrage nach recycelten Materialien in verschiedenen Bereichen wie Verpackungen, Konsumgütern und dem Automobilsektor steigt. Zusätzlich braucht es stabile und wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen, um langfristige Investitionen in die Abfall- und Recyclinginfrastruktur zu ermöglichen. Wir setzen uns daher für die Etablierung globaler Entsorgungsstandards ein, um den Handel mit recycelbaren Rohstoffen zu erleichtern und die weltweite Kreislauffähigkeit von Kunststoffen zu steigern. Gleichzeitig streben wir an, illegale Exporte von Kunststoffabfällen vorzubeugen und die Freisetzung von Plastikabfällen in der Umwelt auf ein Minimum zu reduzieren. Basierend auf einem wissenschaftlichen Bericht und unter Berücksichtigung der europäischen Kunststoff-Wertschöpfungsketten sind wir der Überzeugung, dass ein erhöhter Anteil nichtfossiler, zirkulärer Rohstoffe einen wesentlichen Beitrag zur Emissionsfreiheit der Kunststoffindustrie leisten kann.
Um die Transformation zur Kreislaufwirtschaft zu beschleunigen, ist es essenziell, sowohl die bereits vorhandenen Ressourcen der Kunststoffproduktion zu nutzen als auch eine Diversifizierung der Rohstoffquellen anzustreben. Um eine nachhaltige Kunststoffproduktion zu gewährleisten, setzen wir uns dafür ein, verschiedene Rohstoffquellen verstärkt zu nutzen, die dazu beitragen die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen und den ökologischen Fußabdruck zu verringern. Dazu zählt die Gewinnung von Kohlenstoff aus recycelten Kunststoffabfällen sowie die Abtrennung von Kohlenstoff aus Biomasse und anderen kohlenstoffhaltigen Rohstoffen (CCU). Um die Diversifizierung der Rohstoffquellen und die Steigerung der Recyclingquoten voranzutreiben sollte jetzt in großem Umfang diese Technologien investiert werden. Um die Verwendung von recyceltem Material in Kunststoffprodukten zu fördern und Greenwashing zu vermeiden, ist es zudem wichtig, transparente Massebilanzverfahren für bestimmte biogene Rohstoffe und chemische Recycling-Technologien einzuführen. Darüber hinaus sollte das globales Plastikabkommen alle verfügbaren Recycling-Technologien unterstützen, die dazu beitragen Kunststoffe im Kreislauf zu halten und Anreize für die Sammlung, Sortierung und das Recycling von Kunststoffen schaffen. Um den Übergang zur Kreislaufwirtschaft zu ermöglichen und zu beschleunigen, ist es unserer Auffassung nach auch notwendig, dass auf nationaler Ebene ein geeigneter rechtlicher Rahmen implementiert wird (z.B. in der Form von Kreislaufwirtschaftsgesetzen, oder im Rahmen einer nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie).
Dieser gesetzliche Rahmen sollte verschiedene Maßnahmen beinhalten, wie zum Beispiel:
- Gesetzliche Zielvorgaben für Kreislaufkunststoffe (Recyclingquoten), auf der Grundlage der nationalen Gegebenheiten, um die Nachfrage von recycelten Materialien zu erhöhen.
- Zielvorgaben für den Einsatz von recycelten Kunststoffen in einzelnen Industriezweigen, um langfristige Investitionsanreize für die Abfall- und Recyclingwirtschaft zu schaffen.
- Zielvorgaben für Recyclingquoten, die an weitere Maßnahmen zur Stärkung der Kreislaufwirtschaft gekoppelt sind, um die ausreichende Verfügbarkeit von Rezyklat sicherzustellen.
- Konkrete Vorgaben zur Sammlung und Sortierung von Kunststoffabfällen.
- Finanzielle Anreize zur Förderung wichtiger Investitionen in die Kreislaufwirtschaft und zur Unterstützung der Entwicklung innovativer Technologien (z. B. Innovationen im Recycling, Kohlenstoffabscheidung, etc.).
- Wiederverwendungsziele für bestimmte Verpackungsanwendungen.
2. Förderung des kreislauffähigen Designs zur Eindämmung von Plastikverschmutzung und Vermeidung problematischer und unnötiger Plastikanwendungen
Kreislauforientiertes Design ist eine unerlässliche, um Umweltverschmutzung durch Kunststoffabfälle zu beenden. Plastics Europe ist daher der Überzeugung, dass sich das globale Plastikabkommen auf folgende Kernbereiche fokussieren sollte: Mehrwegsysteme: In einigen Fällen können Mehrwegsysteme und alternative Transportsysteme Ressourcen einsparen, Abfall reduzieren und den ökologischen Fußabdruck von Kunststoffprodukten zu verbessern. Kunststoffe bieten aufgrund ihrer Vielseitigkeit und Haltbarkeit ein enormes Potenzial für Mehrwegsysteme in verschiedenen Anwendungen. Diese Systeme ermöglichen auch die Rückführung von Kunststoffen in die Kreislaufwirtschaft am Ende ihrer Lebensdauer.
Ein kürzlich veröffentlichter Bericht von Plastics Europe mit dem Titel „ReShaping Plastics“ unterstreicht das Potenzial von Mehrwegsystemen für verschiedene Kunststoffanwendungen und ihre Rolle bei der Reduzierung von Emissionen und Abfällen entlang der gesamten Wertschöpfungskette von Kunststoffen. Plastics Europe befürwortet daher Maßnahmen zur Steigerung der Wiederverwendbarkeit von Kunststoffen sowohl durch verbindliche Vorschriften als auch freiwillige Maßnahmen. Wir setzen uns für ein ambitioniertes globales Abkommen ein, das als Leitfaden dient und die Grundlage für eine nationale Gesetzgebung bilden kann. Mehrwegsysteme sollten jedoch individuell bewertet werden, unter Berücksichtigung von Gesundheits- und Hygieneanforderungen, Konstruktionskriterien, Umweltauswirkungen und örtlichen Bedingungen, da die Sinnhaftigkeit von Mehrwegsystemen je nach Marktsektor, Produkt und Umgebung variiert. Bei der Auswahl der Materialien für Mehrwegsysteme sollten Designüberlegungen für Reparatur und Recycling im Vordergrund stehen, welche die Lebensdauer der Produkte erhöhen und die Rückführung in die Kreislaufwirtschaft sicherstellen. Nachhaltige Nutzung von Kunststoffanwendungen
Unser Ziel ist es, weltweit eine nachhaltige Nutzung von Kunststoffanwendungen zu fördern. Um die Ziele des Abkommens zu erreichen, halten wir daher harmonisierte Kriterien zur Vermeidung problematischer und unnötiger Kunststoffanwendungen für entscheidend. Diese Kriterien könnten als Basis für die nationale Bewertung verschiedener Kunststoffanwendungen dienen, insbesondere im Hinblick auf die Verwertung von Kunststoffabfällen auf dem lokalen Markt. Um Produkte zu bewerten, die möglicherweise zusätzliche Regulierungen benötigen, um die Ziele des globalen Abkommens zu erreichen, könnten die folgenden Kriterien als Teil dieser Methodik in Betracht gezogen werden:
- Wahrscheinlichkeit eines Ausscheidens der Anwendung aus dem Kunststoffkreislauf, während oder nach der Nutzung.
- Eventuelle Engpässe hinsichtlich der vorhandenen Abfallwirtschaftsinfrastruktur.
- Mögliche Verhaltensänderungen, oder Abnutzungserscheinungen des Materials.
- Mögliche Neugestaltung der Anwendung unter Einbeziehung der Materialnutzung im Rahmen einer umfassenden Lebenszyklus-Bewertung.
- Bewertung der Auswirkungen auf die menschliche oder tierische Gesundheit sowie anderer sozioökonomischer Aspekte.
Ein solcher methodischer Ansatz sollte für alle Materialien anwendbar sein und helfen, problematische oder unnötige (Kunststoff-)Produkte zu vermeiden. Dabei unterstützt er den Austausch und Ersatz von kurzlebigen Produkten oder Einwegprodukten durch langlebigere und umweltfreundlichere Alternativen, sofern ein geringerer ökologischer Fußabdruck nachgewiesen wird. Auch Gesundheits- und Sicherheitsrisiken sowie weitere sozioökonomische Aspekte werden in den Bewertungskriterien berücksichtigt.
Dieser Ansatz ermöglicht es schnell zu priorisieren, sich auf die Produkte zu konzentrieren, bei denen die Wahrscheinlichkeit am höchsten ist, dass in die Umwelt gelangen. Der vorgeschlagene Ansatz stellt effektive und effiziente Bewertungskriterien bereit, die dazu beitragen können, die Plastikverschmutzung bis 2040 zu beenden. Ein Ansatz, der sich nur auf problematische Polymere oder Stoffgruppen (wie beispielsweise Negativ-Listen) beschränkt, ohne die Anwendungsbereiche und alternative Lösungen zu berücksichtigen, birgt das Risiko unerwünschter Umweltauswirkungen. Darüber hinaus können potenzielle Alternativen problematisch sein, wenn sozioökonomische Faktoren und Lebenszyklusbewertungen nicht berücksichtigt werden. Design for Recycling und Zirkularität Design und Zirkularität spielt eine wichtige Rolle bei der Kreislaufführung von Kunststoffen. Aus diesem Grund unterstützen wir die Entwicklung von Produktdesign-Prinzipien, die den gesamten Lebenszyklus berücksichtigen. Diese Prinzipien zielen darauf ab, das Recycling zu verbessern und, wenn möglich, die Wiederverwendung von Kunststoffen zu fördern.
Die Kriterien für ein recyclinggerechtes Design sollten an die jeweiligen Anwendungsbereiche angepasst sein und eine umfassenden Kreislaufführung ermöglichen. Aktuell gibt es noch keine weltweit einheitliche Methodik zur Bewertung von Kunststoffanwendungen. Wir betrachten daher die Entwicklung einer solchen Methodik als zentrales Ziel des zukünftigen Abkommens, um eine nachhaltige Verwendung von Kunststoffen zu fördern. Wir schlagen deshalb vor, eine globale Multi-Stakeholder-Arbeitsgruppe einzusetzen, um den Verhandlungsprozess zu unterstützen. Die daraus entstehenden Bewertungsverfahren könnten dem Abkommen als Anhang beigefügt werden, um den nationalen Umsetzungsmaßnahmen eine Orientierungshilfe zu bieten. Es ist jedoch wichtig, Maßnahmen auf nationaler Ebene regelmäßig an lokale Vorschriften und Entwicklungen in zentralen Bereichen wie Abfallbewirtschaftung, Recyclinginfrastruktur und dem aktuellen Stand der Technik anzupassen.
3. Ökologisch verträgliche Verwertung sämtlicher Kunststoffabfälle
Um Vermüllung und Verschmutzung durch Kunststoffabfälle zu bekämpfen, spielen gut funktionierende Abfallbewirtschaftungssysteme eine entscheidende Rolle. Diese Systeme sollten die Sammlung, Sortierung und Verwertung sämtlicher Abfälle umfassen. Wir befürworten die Etablierung von Abfallbewirtschaftungssystemen, die als Fundament für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft dienen. Die Entwicklung globaler Leitlinien und bewährter Verfahren im Rahmen des internationalen Abkommens oder die Festlegung technischer Normen zur Bewirtschaftung von Kunststoffabfällen bewerten wir daher positiv. Wir teilen zudem die Einschätzung des Komitees, dass es von großer Bedeutung ist, die Bürger, die Schattenwirtschaft und die Verbraucher aktiv in die Gestaltung der Abfallsammelsysteme einzubeziehen. Die Einführung von Recyclingquoten kann den Übergang zur globalen Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe unterstützen. Eine verantwortungsvolle Festlegung des Zeitplans für diese Quoten ist dabei jedoch von entscheidender Bedeutung und sollte sowohl die verschiedenen Industriezweige (z. B. Verpackungen oder Bau- und Konstruktionsabfälle) als auch die bereits bestehende lokale oder regionale Sammel-, Sortier- und Recyclinginfrastruktur angemessen einbeziehen. Wir befürworten daher die Festlegung von Mindestzielen für den Recyclinganteil als wirksame politische Strategie, um die Entwicklung der Recycling-Infrastruktur voranzutreiben und die Nutzung von recycelten Materialien zu fördern.
Für eine erfolgreiche Kunststoffkreislaufwirtschaft und eine nachhaltige Ressourcennutzung sind zudem verschiedene Recyclingtechnologien wie mechanisches, physikalisches, organisches und chemisches Recycling unverzichtbar. Um diese Technologien effektiv einzusetzen und schnell zu skalieren, ist es entscheidend, unterstützende Rahmenbedingungen zu schaffen, die es den Akteuren entlang der Kunststoff-Wertschöpfungskette ermöglichen, bestehende und neue Verfahren anzuwenden. Insbesondere für chemische Recyclingtechnologien ist ein transparentes Massenbilanzierungssystem von großer Bedeutung, um den Einsatz von Rezyklaten in Kunststoffprodukten zu beschleunigen. Daher ist es notwendig, dass ein globales Abkommen die Nutzung sämtlicher Recyclingtechnologien auf nationaler und regionaler Ebene vorantreibt, um eine effiziente und nachhaltige Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe zu erreichen und eine verantwortungsbewusste Ressourcennutzung für kommende Generationen sicherzustellen.
B: Förderung einer nachhaltigen und sicheren Verwendung chemischer Bestandteile und Zusatzstoffe als Teil der globalen Chemikalienregulierung
Plastics Europe engagiert sich sowohl auf globaler als auch auf nationaler/regionaler Ebene für die Einhaltung bestehender Chemikalienvorschriften, um die Sicherheit von Menschen und Umwelt zu gewährleisten. Der Verband setzt sich auch dafür ein, das in Ländern ohne existierende Regelungen neue Gesetzgebungen eingeführt werden, um einen umfassenden Schutz zu gewährleisten. Wir sind der Ansicht, dass dieser Aspekt auf internationaler Ebene am effektivsten im Rahmen anderer multilateraler Umweltabkommen und -initiativen wie dem Stockholmer Übereinkommen über persistente organische Schadstoffe, dem UN-GHS und dem Strategischen Konzept für ein internationales Chemikalienmanagement (SAICM) behandelt werden kann. Im Rahmen des globalen Abkommens unterstützen wir daher die Bemühungen um mehr Transparenz hinsichtlich der Inhalts- und Zusatzstoffe in Kunststoffprodukten. Durch anwendungs- und technologiebasierte Designrichtlinien für Recycling und Kreislaufwirtschaft sollten dabei bestimmte Stoffe und Additive gezielt berücksichtigt werden, um Innovationen zu fördern und eine effiziente Kreislaufwirtschaft voranzutreiben. Darüber hinaus befürworten wir politische Maßnahmen und Anreize, um die Industrie bei der Nutzung von innovativen Kunststoffadditiven zu unterstützen, die zur Kreislaufwirtschaft beitragen und für verschiedene Recyclingtechnologien relevant sind.
C: Minimierung von Pellet-Verlusten und Freisetzung von Mikroplastik
Eine Quelle für Mikroplastik ist der Verlust von Kunststoffgranulat. Das weltweite Industrieprogramm Operation Clean Sweep (OCS) zielt darauf ab, Granulat-Verluste in der Kunststoff-Wertschöpfungskette zu reduzieren. In Europa wurde ein Zertifizierungssystem für die Umsetzung des OCS-Programms eingeführt, um das Engagement unabhängig zu überprüfen. Wir schlagen vor, dass das globale Abkommen ein Null-Pellet-Verlust-Ziel beinhaltet. Dieses Ziel sollte durch einheitliche Mindeststandards für die gesamte Kunststoff-Wertschöpfungskette und für alle Akteure, die mit Kunststoffgranulat arbeiten oder es verwenden, sowie durch globale Richtlinien basierend auf dem Operation Clean Sweep-Programm und regionalen Umsetzungen wie dem OCS Europe-Zertifizierungssystem erreicht werden. Auf diese Weise können Länder und Regionen ihre eigenen Maßnahmen entsprechend ihren nationalen Gegebenheiten ergreifen. Wir arbeiten eng mit Wissenschaftlern zusammen, um ein besseres Verständnis für die Entstehung von Mikroplastik und seine Auswirkungen auf die Umwelt und Gesundheit zu erlangen. Gleichzeitig setzen wir uns auch mit politischen Entscheidungsträgern und Regulierungsbehörden dafür ein, neue Maßnahmen zur Eindämmung der Mikroplastikfreisetzung zu entwickeln.
F: Einführung von Normen und Transparenzvorschriften für biologisch abbaubare und kompostierbare Kunststoffe
Der Begriff „Biokunststoffe“ kann sich auf zwei unterschiedliche Eigenschaften von Kunststoffen beziehen: a) Kunststoffe, die aus biobasierten Rohstoffen hergestellt werden, und b) Kunststoffe, die unter bestimmten Umweltbedingungen biologisch abbaubar sind. Für den Übergang zu einer klimaneutralen Kreislaufwirtschaft ist es von Bedeutung, im Abkommen zwischen biobasierten Kunststoffen und biologisch abbaubaren bzw. kompostierbaren Kunststoffanwendungen zu unterscheiden. Wir unterstützen daher die Einführung globaler Normen wie ISO 17088 für kompostierbare Kunststoffe und ISO 16620 für biobasierte Kunststoffe. Die biologische Abbaubarkeit von Kunststoffen hängt sowohl von den Eigenschaften des Kunststoffs als auch von den äußeren Umwelteinflüssen ab. Es ist daher wichtig, im Abkommen eine klare Unterscheidung zu treffen, zwischen zertifizierten kompostierbaren Kunststoffen, die das Recycling organischer Abfälle unterstützen, und ökologisch biologisch abbaubaren Kunststoffanwendungen. Diese Unterscheidung und eine eindeutige Kennzeichnung sind entscheidend, um Missverständnisse und Verwirrung zu vermeiden. Die biologische Abbaubarkeit in der Umwelt darf keinesfalls zu einer Erhöhung des Abfallaufkommens führen oder als Vorwand genutzt werden, um Kunststoffabfälle in der Umwelt zu entsorgen Über den Verband: Plastics Europe ist der paneuropäische Verband der Kunststofferzeuger mit Büros in mehreren Wirtschaftszentren Europas. Mit fast 100 Mitgliedsunternehmen, die für mehr als 90 Prozent der Kunststoffproduktion in Europa stehen, sind wir ein bedeutender Akteur der Kunststoffindustrie mit der Verantwortung, offen und eng mit den verschiedensten Interessengruppen zusammenzuarbeiten – um sichere, kreislauffähige und ressourcenschonende Ideen und Produkte zu entwickeln. Unser Ziel ist es, den Wandel der Branche hin zu mehr Nachhaltigkeit intensiv voranzutreiben.
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