Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten bündeln
Drei deutsche Fusions-Start-ups bündeln ihre Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten in mehreren Bereichen, um bei der Fusionsenergie schneller voranzukommen: Proxima Fusion, Gauss Fusion und Focused Energy – nach eigenen Angaben wollen sie sich gleichzeitig für eine breite informierte Akzeptanz der Fusionsenergie in der Bevölkerung einsetzen. (Siehe auch: solarify.eu/startup-will-erstes-fusionskraftwerk-in-deutschland-baue)
Das haben die drei Fusions-Start-ups am Rande des „3. Forum Fusion Deutschland“ beim Bundesverband der Deutschen Industrie in Berlin am 05.06.2023 vereinbart. Durch die strategische Kooperation der drei Unternehmen entstehe eine geballte Kompetenz, die es ermögliche, gemeinsam an zukunftsweisenden Technologien in Deutschland und Europa zu arbeiten und diese schneller zur Marktreife zu entwickeln.
Auch wenn Gauss Fusion und Proxima Fusion beide einen magnetbasierten Fusionsansatz und Focused Energy ein laserbasierte Fusionskonzept verfolgen, ergebe sich aus der Kooperation eine größere Schlagkraft für weitere Technologiesprünge auf dem Weg zur Kommerzialisierung der Fusionsenergie.
Die Kooperationspartner streben nicht nur die Zusammenarbeit in technischen Fragen an, sondern wollen auch allgemeine Herausforderungen gemeinsam meistern. So planen sie an der Entwicklung von verbindlichen rechtlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen mitzuarbeiten, die Aus- und Weiterbildung von Fachkräften zu unterstützen und sich für eine breite sowie informierte Akzeptanz der Fusionsenergie in der Bevölkerung einzusetzen. Um diesem Ziel näher zu kommen, wurde bereits die Bewegung „#Fusionista“ ins Leben gerufen, die sich an die breite Öffentlichkeit und insbesondere an die junge Generation richtet, deren Zukunft stark von der Verfügbarkeit grundlastfähiger, erneuerbarer, sauberer und sicherer Energie beeinflusst wird.
Stärkung der Forschung auf Weltklasseniveau und Transfer in die Wirtschaft
Von der Zusammenarbeit profitieren nicht nur die drei beteiligten Unternehmen, sondern auch Deutschland und Europa. Die weltweiten Kooperationen eröffnen neue Möglichkeiten für Forschung und Entwicklung sowie für den internationalen Austausch von Know-how.
Wichtige Signale an Politik und Investoren
Investoren können sich wegen der erfolgreichen Transfers aus der Forschung in die Anwendungspraxis sicher sein, dass ihre Investitionen langfristig erfolgreich sind. Auch in die Politik auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene werden durch diesen Schulterschluss wichtige Signale gesendet: Deutsche Deep-Tech-Start-ups übernehmen Verantwortung und bieten innovative Lösungen an, um die Klimaschutzziele einer CO2-neutralen Wirtschaft zu erreichen. Insgesamt zeigt dieser Zusammenschluss eindrucksvoll auf, wie Synergien genutzt werden können, um Innovationen zum Nutzen aller Beteiligten voranzutreiben.
Durch die Zusammenarbeit werden nicht nur neue Technologien und ein Ökosystem in Deutschland und Europa entwickelt, sondern auch Arbeitsplätze geschaffen. Denn um diese Innovationen erfolgreich in den Markt zu bringen, bedarf es der besten Köpfe aus verschiedenen Industriebereichen. Die Vorteile dieser Kooperation sind also vielfältig: Investoren profitieren von langfristigen Erfolgen, die Politik signalisiert ihr Engagement für Klimaschutz und Unternehmen schaffen durch innovative Lösungen Wachstumspotenzial für den Wirtschaftsstandort.
„Um die Energieversorgung der Zukunft zu sichern, benötigen wir einen klugen Energiemix. Wind und Sonne müssen um eine weitere grundlastfähige Energieform ergänzt werden, die zugleich erneuerbar, sicher und emissionsfrei ist. Die Fusionsenergie wird all das leisten“, sagt Milena Roveda, COO von Gauss Fusion.
„Die Energieversorgungskrise hat uns vor Augen geführt, dass so schnell wie möglich zusätzliche erneuerbare Energiequellen erschlossen werden müssen. Gemeinsam können wir die Realisierung von Fusionskraftwerken schneller umsetzen“, betont Lucio Milanese, Mitgründer und COO von Proxima Fusion.
„Auch international wird der Austausch von Know-how immer wichtiger. Nur so können globale Herausforderungen wie der Klimawandel gemeistert werden. Der Schulterschluss in der Kernfusion hat das Potenzial zur treibenden Kraft für eine nachhaltige Zukunft in Deutschland und Europa zu werden“, ergänzt Prof. Markus Roth, Mitgründer und CSO von Focused Energy.
Der Direktor des Max–Planck–Instituts für Plasmaphysik, Prof. Hartmut Zohm gegenüber der Schwäbischen Zeitung zur Fusion: „Weltweit hatte in den letzten Jahrzehnten die Forschung an der Laserfusion im wesentlichen einen militärischen Hintergrund. Der Löwenanteil des Geldes, mit dem die Amerikaner den tollen Erfolg erzielt haben, kommt aus der militärischen Forschung und nur ein ganz kleiner Teil aus der Energieforschung.“
Es wird dauern: „Bis 2045 kann die Kernfusion günstigstenfalls einen Demonstrationsreaktor bereit stellen. Damit wäre der Startschuss gegeben, in der zweiten Hälfte [des Jahrhunderts, SY] eine Economy von Kernfusionsreaktoren auszurollen. Dass die ganze Welt bis 2045 mit Solar– und Windenergie versorgt werden kann, glaubt eigentlich niemand, der sich ein bisschen auskennt.“
Focused Energy ist ein 2021 von der TU Darmstadt ausgegründetes deutsch-amerikanisches Unternehmen, das in wenigen Jahren eine sichere, saubere und schier unerschöpfliche Energieerzeugung durch laserbasierte Kernfusion ermöglichen wird. Das junge Unternehmen hat seinen Sitz in Darmstadt und in Austin/Texas und beschäftigt die besten Köpfe einschlägiger Forschungsinstitute und Universitäten in Europa und den USA. Focused Energy nutzt die in den vergangenen 30 Jahren in der Fusionsforschung gesammelten Erfahrungen seiner Gründer, gepaart mit der Schnelligkeit eines jungen deutsch-amerikanischen Unternehmens und privaten Investitionen, um die laserbasierte Fusion zur Marktreife zu bringen und den weltweiten Energiehunger zu stillen. (focused-energy.world)
Gauss Fusion ist ein Greentech Venture und wurde 2022 von Unternehmen aus Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien gegründet, die über umfangreiche Erfahrung in der Fusionstechnologie verfügen. Die europäische Industrieinitiative hat sich zum Ziel gesetzt, das erste Fusionskraftwerk der Gigawatt-Klasse in Europa ans Netz zu bringen. Sie zeichnet sich durch ihre hohe Branchenkompetenz und enge Zusammenarbeit mit renommierten europäischen Forschungsinstituten und erfahrenen Technologieexperten aus. Dazu zählen unter anderem das CERN, das Max-Planck-Institut für Plasmaphysik ( IPP) und das Karlsruher Institut für Technologie ( KIT). Unter dem Motto „Fusion with Integrity“ verfolgt Gauss Fusion das Ziel, erneuerbare Fusionsenergie mit Hilfe effizienter Strukturen mit hoher Geschwindigkeit zur Marktreife zu bringen und steht dabei für einen unternehmerischen Ansatz, der mit Hilfe öffentlich-privater Partnerschaften (PPP) auf eine deutliche Beschleunigung der Entwicklung abzielt. (gauss-fusion.com).
Proxima Fusion – Energiegewinn aus Fusion wird einer der größten Durchbrüche dieses Jahrhunderts sein. Proxima Fusion arbeitet an der Entwicklung von Fusions-Kraftwerken basierend auf optimierten Stellaratoren, d.h. Maschinen, die einen magnetischen Käfig für hochenergetische Materie bilden. Proxima Fusion ist das erste Spin-out aus dem Institut für Plasmaphysik der Max-Planck-Gesellschaft, das den modernsten Stellarator der Welt, W7-X, gebaut hat und betreibt. Der Fortschritt in der Forschung über das letzte Jahrzehnt ermöglicht Proxima jetzt, moderne Optimierungs- und Designtools zu nutzen, um den Zeitplan zur Fusionsenergie zu beschleunigen. Mit W7-X, das im kontinuierlichen Betrieb eine unter Fusionskonzepten einzigartige Leistung erreicht, ist Proxima Fusion der Katalysator für die Schaffung eines neuen Fusionsökosystems in Europa. Das Gründungsteam von Proxima Fusion kommt aus Industrie und Wissenschaft, darunter die Max-Planck-Gesellschaft, das MIT und Google. Sie treten nun in den Wettlauf zur Realisierung von Fusionsenergie ein, um wirtschaftlich tragfähige Fusionskraftwerke auf Basis von Stellaratoren zu entwickeln. (proximafusion.com)
->Quellen: