Balanceakt zwischen Genauigkeit und Einfachheit
Mit dem neuen CO2-Rechner des Umweltbundesamtes kann jeder*r wirksame Klimaschutzmaßnahmen ergründen und seine persönliche CO2-Bilanz erstellen. Im deutschen Durchschnitt liegt diese aktuell bei rund 10,3 Tonnen CO2-Äquivalente (CO2e) pro Person und Jahr. Etwa die Hälfte der Treibhausgasemissionen lassen sich über die sogenannten „Big Points“ Flugreisen, Autokilometer sowie Heizenergie- und Stromverbrauch einfach mit wenigen Eingaben und trotzdem relativ genau erfassen. Daneben gibt es aber eine Vielzahl von kleineren und größeren Kauf- und Konsumentscheidungen, die im CO2-Rechner nur grob abgeschätzt werden können. In den Bereichen Ernährung und sonstiger Konsum wurde diese Schätzung grundlegend neu entwickelt und es wurden mehr Differenzierungsmöglichkeiten eingebaut.
Ernährung: Die Milch macht’s auch
Es sei bekannt, dass die Treibhausgasemissionen der Ernährung sehr stark mit der verzehrten Fleischmenge korrelieren. Weniger bekannt sei hingegen, dass dieser Zusammenhang für alle tierischen Lebensmittel und damit auch für den Konsum von Milch und Milchprodukten wie Käse gelte, heißt es in einer UBA-Pressemitteilung vom 02.08.2023. Ein wichtiger Grund liege darin, dass bei Wiederkäuern wie Rindern neben CO2 auch größere Mengen an Methanemissionen entstünden. So lägen die Treibhausgasemissionen von Käse mit durchschnittlich 5,7 kg CO2e pro kg knapp 25 % über den Emissionen von Schweinefleisch mit durchschnittlich 4,6 kg CO2e pro kg. Im Vergleich mit pflanzlichen Produkten falle der Unterschied noch deutlicher aus. So spare man mit einem pflanzlichen Milchersatz rund 1 kg CO2e pro Liter gegenüber Kuhmilch. Bei der Margarine seien es sogar rund 6 kg CO2e, die gegenüber 1 kg Butter eingespart würden, heißt es weiter. Der neue CO2-Rechner ermögliche deshalb die differenzierte Mengeneingabe sowohl des Fleisch- und Wurstkonsums als auch des Konsums von Milchprodukten. Durchschnittswerte von Männern und Frauen seien bei der besseren Einordnung des eigenen Konsums behilflich.
Sonstiger Konsum: Annäherungen an die große Unbekannte
Der wichtigste Einflussfaktor für die persönliche CO2-Bilanz, so die UBA-Experten, sei das verfügbare Einkommen. Wer ein höheres Einkommen habe, konsumiere in der Regel mehr und verursache damit – in der Tendenz – auch mehr Treibhausgasemissionen. Das sei nicht nur plausibel, sondern empirisch immer wieder bestätigt worden. Gleichzeitig sei das eigene Einkommen im Gegensatz zu den eigenen Konsumausgaben gut bekannt. Deshalb gehe der neue CO2-Rechner jetzt bei der Schätzung der Treibhausgasemissionen im „Sonstigen Konsum“ von diesem Wert aus. Natürlich könnten aber aus gleich hohen Konsumausgaben ganz unterschiedliche Emissionen entstehen, je nachdem ob sie zum Beispiel Reparaturdienstleistungen oder den Kauf von Elektroartikeln beträfen. Der CO2-Rechner böte deshalb weitere Differenzierungsmöglichkeiten an. So könne die Anzahl der gekauften Kleidungsstücke ebenso wie die Zahl der gekauften Elektrogeräte sehr genau eingegeben werden. Auch Übernachtungen und Haustiere könnten detailliert erfasst sowie weitere Ausgabenbereiche wie Freizeit und Innenausstattung abgeschätzt werden, erklären die Forschenden die zusätzlichen Möglilchkeiten des UBA-CO2-Rechners. Dennoch könne auch der neue Rechner die Treibhausgasemissionen im „Sonstigen Konsum“ nicht haargenau bestimmen. Vorprodukte, kleinteilige Güter und Dienstleistungen sowie Emissionen aus der Erstellung von Fabriken, Bürogebäuden und Maschinen gingen deshalb als nicht weiter differenzierbare Größen in die Schätzung ein.
->Quelle und weitere Informationen:
- Umweltbundesamt.de/uba-co2-rechner-neue-details-beim-konsumverhalten
- UBA-CO2-Rechner
- UBA-Veranstaltungsrechner
- UBA-Umwelttipps
- Denkwerkstatt Konsum
- Ökologische Fußabdrücke Lebensmittel & Gerichte (ifeu, PDF)
- Der UBA-CO2-Rechner für Privatpersonen
- Der UBA-CO2-Rechner als wissenschaftliches Erhebungsinstrument
- ich, du, wir, sie – Was kann die/der Einzelne für den Klimaschutz tun?