Wissenschaft, Wirtschaft und Politik sprechen miteinander
„Cradle to Cradle zeigt, wie zirkuläres Wirtschaften funktionieren und wirtschaftlich erfolgreich sein kann“, sagte Michael Kellner, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, zum Auftakt des 8. Internationalen Cradle to Cradle Congress am 8. und 9. September 2023 an der TU Berlin. Zwei Tage lang diskutierten rund 80 SpeakerInnen und 1.000 Gäste darüber, wie wir eine Kreislaufwirtschaft nach Cradle to Cradle (C2C) erreichen können. Die Schirmherrschaft lag in diesem Jahr bei der Präsidentin der TU Berlin, Prof. Dr. Geraldine Rauch, und beim Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.
„Ich freue mich sehr darüber, dass der diesjährige Internationale Cradle to Cradle Congress an der TU Berlin stattfindet und ich die Schirmherrschaft für die Veranstaltung innehabe. Mir und der TU Berlin liegen der Umwelt- und Klimaschutz besonders am Herzen. Deshalb bieten wir sehr gerne den Raum dafür, dass Menschen aus der Wissenschaft, Wirtschaft und Politik auf unserem Campus zusammenkommen und sich an zwei Tagen eingehend mit einer Kreislaufwirtschaft nach Cradle to Cradle befassen“, so TU Präsidentin Prof. Dr. Geraldine Rauch.
„Ressourcenknappheit, Wetterextreme und soziale Spannungen – die aktuelle wirtschaftspolitische Lage verdeutlicht, dass wir Lösungen brauchen, die ökologische, ökonomische und soziale Fragestellungen zusammendenken. Cradle to Cradle ist so ein Lösungsansatz, dem wir mit dem C2C Congress eine Bühne bieten. Wir freuen uns sehr, dass wir in den nächsten zwei Tagen mit hochrangigen VertreterInnen aus Bundes- und EU-Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft diskutieren, wie solche C2C-Lösungen in die Praxis gebracht werden können”, so Nora Sophie Griefahn und Tim Janßen, geschäftsführende Vorstände von Cradle to Cradle NGO.
Dieser Analyse stimmte auch Virginijus Sinkevi?ius, Kommissar für Umwelt und Ozeane der Europäischen Union, zu. Die EU-Kommission will noch in dieser Legislaturperiode ihren Circular Economy Action Plan weiter und die dafür zentrale Ökodesign-Verordnung finalisieren. “Der EU-Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft legt einen besonderen Schwerpunkt auf Produkte und gerade hier ist Cradle to Cradle von zentraler Bedeutung für den Übergang in eine echte Kreislaufwirtschaft”, so EU-Kommissar Sinkevi?ius in seiner Grußbotschaft. Wie auch Cradle to Cradle NGO wolle die EU-Kommission partnerschaftlich und kooperativ, unter Einbeziehung aller gesellschaftlicher AkteurInnen eine Transformation schaffen, bei der niemand zurückgelassen wird. “Beim Aufbau dieser Zukunft sehe ich eine wichtige Rolle für das Cradle to Cradle-Denken”, so Sinkevi?ius weiter.
Das Congress-Programm bildete an zwei Tagen die ganze Bandbreite des holistischen C2C-Ansatzes ab. Unter anderem sprach Bundesbauministerin Klara Geywitz über die Chancen von C2C für die Bauwirtschaft: „Die Bauwirtschaft ist eine materialintensive Branche. Dies muss aber nicht zwangsläufig zu einem hohen Materialverbrauch führen. Angesichts knapper Ressourcen und mit Blick auf den Klimaschutz sollten wir vorhandenes Gebautes mehr als Materiallager begreifen und entsprechend nutzen. Damit die Kreislaufwirtschaft im Bau erreicht werden kann, müssen wir nicht nur am technisch Machbaren arbeiten, sondern mehr Rechtssicherheit und gesellschaftliche Akzeptanz für die Wiederverwendung von Bauteilen und den Einsatz von Recyclingbaustoffen schaffen“.
Wie das in der Praxis aussehen kann, zeigen Unternehmen wie Schüco, die ihr Geschäftsmodell bereits nach C2C umgestellt haben. „Da immer noch fast 40 % der CO2-Emissionen durch Gebäude verursacht werden, ist ein Wandel der Baubranche hin zur Kreislaufwirtschaft unabdingbar. Hierfür zeigt das Geschäftsmodell nach C2C Bauschaffenden auf, wie man in einem rohstoffarmen Land wie Deutschland mit zertifizierten Produkten Bestandsgebäude nachhaltig als Rohstofflager der Zukunft nutzen kann“, ergänzt Andreas Engelhardt, CEO des Bauzulieferers Schüco, im Vorfeld der Veranstaltung.
Doch nicht nur in der Baubranche ist C2C ein zukunftsweisender Ansatz, sondern auch in der Kultur- und Kreativwirtschaft. Das Transformationsprojekt Labor Tempelhof hat im vergangenen Jahr gezeigt, welche Maßnahmen wir brauchen, um klima- und ressourcenpositive Veranstaltungen zu schaffen. Das dazu kürzlich veröffentlichte Guidebook, gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien Claudia Roth, richtet sich gezielt an die Veranstaltungsbranche und soll Veranstaltende, Bands, KünstlerInnen sowie Locations zum Nachahmen und Weiterentwickeln anregen. Kulturstaatsministerin Claudia Roth zum Guidebook: „Um eine zukunftsfähige und lebenswerte Welt für alle zu schaffen, ist entschlossenes Handeln notwendig, auch der Kulturbetrieb kann und muss hier einen Beitrag leisten. Das Labor Tempelhof Guidebook zeigte nachhaltige, innovative Lösungen für die Veranstaltungs- und Musikbranche auf; es zeigt, dass man nicht auf Konzerte und Veranstaltungen verzichten muss, um das Klima zu schonen, sondern sie anders planen und organisieren kann. Solche Best-Practice-Beispiele können auf dem Weg zu einer nachhaltigen Kultur Orientierung geben und Hürden senken.“
->Quelle: preview.mailerlite.com/b5e2u8b9y6/2299306453833357122/n0t4/