Schneller Netzausbau kostet Milliarden

Nicht nur Südwesten laut Untersuchung vor hohen Kosten

Mit einem Netzausbaugipfel hat Baden-Württemberg einen Startpunkt für notwendige Investitionen in Verteilnetze gesetzt. Ministerpräsident Winfried Kretschmann betonte dabei die Bedeutung von Verteilnetzen für das Gelingen der Energiewende. Vertreter der Stromnetzbetreiber und der Landesregierung haben sich auf einem von der Landesregierung ausgerichteten Netzausbaugipfel auf einen beschleunigten Ausbau der Verteilnetze verständigt. In einer vom Staatsministerium Baden-Württemberg am 15.09.2023 veröffentlichten gemeinsamen Erklärung zum Abschluss des Gipfels heißt es, Netzausbau und Umbau des Energieversorgungssystems werde ohne Ausbau der Stromverteilnetzinfrastruktur ins Stocken geraten. „Die Unterzeichnenden setzen sich daher auf der Grundlage einer vorausschauenden Netzplanung für eine zukunftssichere Stärkung der Stromverteilnetzinfrastruktur ein.“

Hochspannungsleitung – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft, für Solarify

Ministerpräsident Winfried Kretschmann appellierte in seiner Eröffnungsrede an die Energieunternehmen: „Unsere Stromnetze sind die Lebensadern, die unsere Wirtschaft und Gesellschaft am Laufen halten. Jetzt gilt es, dass wir sie fit machen für die Zukunft.“

Bis 2030 wolle Baden-Württemberg die Leistungen an Wind- und Sonnen-Strom von heute 5,4 Gigawatt auf über 30 Gigawatt steigern. Damit dieser Strom dann über ausgebaute Verteilnetze zu den Verbraucherinnen und Verbrauchern gelangt, brauche es neben einer Investitionsoffensive der Betreiber auch eine enge Abstimmung zwischen diesen sowie mit den Betreibern von Wind- und Solarparks und den Behörden. Deutschland soll bis 2045 klimaneutral werden, der Südwesten bis 2040. Dann sollen nicht mehr Treibhausgase ausgestoßen werden als auch wieder gebunden werden können. Gelingen soll das vor allem durch eine Umstellung der Energieversorgung auf erneuerbare Energien – etwa aus Wind, Sonne und Wasserstoff. Baden-Württemberg will zum Beispiel die Leistungen von Wind- und Sonnen-Strom von heute 5,4 Gigawatt auf über 30 Gigawatt im Jahr 2030 steigern.

Die Verteilnetze stehen durch diese Entwicklung vor großen Herausforderungen. Denn sie wurden zur Verteilung des Stroms gebaut – nicht zur Einspeisung größerer Strommengen, schreiben de Stuttgarter Nachrichten. Die Zukunft der Energie sei aber regional und dezentral, sagte Walker. „Statt einzelner Großkraftwerke speisen viele verschiedene lokale Anlagen ein.“ Darüber hinaus belasten auch große Verbraucher wie Wärmepumpen und Ladestationen für E-Autos das Netz. Weil es mit dieser Entwicklung nicht mithalten kann, kommt es in einigen Regionen des Landes bereits zu Wartezeiten – etwa beim Anschluss von Photovoltaik-Anlagen.

Das Verteilnetz besteht aus Hoch-, Mittel- und Niederspannungsnetzen. In Baden-Württemberg hat dieses Netz eine Länge von mehr als 220.000 Kilometern. Dem stehen Stromautobahnen, sogenannt Übertragungsnetze, entgegen, die für den überregionalen Transport von Strom verwendet werden und mit Höchstspannung betrieben werden.

In den nächsten Jahren dürfte fast überall gebaut werden: Dutzende Milliarden Euro

Wie viele Stromleitungen, Umspannwerke und Trafohäuschen ertüchtigt oder neu gebaut werden müssen, lässt sich laut Umweltministerium noch nicht konkret beziffern. Was aber feststeht: In den kommenden Jahren dürfte fast überall im Südwesten gebaut werden. Erst kürzlich hatte etwa Netze BW, der größte Verteilnetzbetreiber im Land, angekündigt, es werde sein Stromnetz deutlich ausbauen müssen.

Die Kosten für den Netzausbau im Südwesten belaufen sich laut einer Untersuchung des Beratungsunternehmens ef.Ruhr auf Dutzende Milliarden Euro. Allein in den Nieder- und Mittelspannungsnetzen seien bis 2045 Investitionen von mindestens 25 Milliarden Euro notwendig, sagte Christian Wagner von ef.Ruhr bei der Vorstellung der Untersuchung im Rahmen des Ausbaugipfels. Bei der Zahl handelt es sich nach Angaben Wagners aber lediglich um einen theoretischen Minimalwert. In der Praxis dürfte die benötigte Summe unter anderem wegen der Methodik der Studie deutlich höher liegen. Realistisch seien Kosten von voraussichtlich 50 Milliarden Euro. Berücksichtige man dann noch die Inflation, lande man für die Nieder- und Mittelspannungsnetze bei etwa 70 Milliarden. „Das ist das, was auf Baden-Württemberg zukommen wird“, sagte Wagner. Hinzu kommen demnach noch die Investitionen in die Hochspannungsnetze.

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