Europas Rohstoffhunger

Nachhaltiger Bergbau und Recycling als Herausforderung

Die EU ist stark von importierten Rohstoffen abhängig. Die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern trat in der Energiekrise deutlich hervor. Doch nicht nur Öl und Gas sind entscheidende Rohstoffe. Die europäische Industrie ist auf kritische Rohstoffe wie Seltene Erden, Lithium und Magnesium angewiesen, um die Energiewende und das Netto-Null-Ziel zu schaffen. Julia Broich und ihre Kollegen haben für energiezukunft.eu recherchiert.

Säurehaltiger See: aufgelassene Mine – Foto © Dimitris Vetsikas – Pixabay

Besonders viele dieser kritischen Rohstoffe importiert die EU fast ausschließlich aus China. Um unabhängiger zu werden, erarbeitet die EU derzeit den Critical Raw Materials Act. Darin wird festgelegt, dass Lieferketten in Zukunft diversifiziert, der heimische Bergbau und Recyclingkapazitäten gefördert werden sollen. Die Initiative wurde sowohl von Industrie als auch von NGO begrüßt. Sie wirft jedoch viele Fragen auf.

Dreckige Minen

Der Bergbau hat traditionell einen schlechten Ruf. Die Primärförderung von Rohstoffen wird vor allem mit Umweltverschmutzung und sozialer Ausbeutung in Verbindung gebracht. Dies ist wohl auch ein Grund, warum in den vergangenen Jahren immer mehr Minen in Europa geschlossen wurden.

Unternehmen wurden in der EU sowohl mit höheren und anspruchsvollen Umwelt- und Menschenrechtsstandards konfrontiert, als auch mit langwierigen bürokratischen Genehmigungsverfahren. So verlagerten sich die Primärproduktion und oft auch die Verarbeitungsprozesse ins Ausland. Da es keine Regelungen für nachhaltige Lieferketten gab, importierte die europäische Industrie die so gewonnenen Rohstoffe zu günstigen Preisen.

Lieferketten nachverfolgen, einheitliche Produktionsstandards schaffen

Auf mehreren Ebenen beginnt sich dies derzeit zu ändern. Das umstrittene Lieferkettengesetz der EU hat sicherlich noch viele Lücken, ist aber ein Anfang. Die EU-Länder müssen sich der Herausforderung stellen, wie Bergbau mit Menschenrechts- und Umweltstandards umsetzbar und finanzierbar ist.

Initiativen verschiedener Staaten wie Portugal oder Serbien, den heimischen Lithiumabbau zu fördern, trafen bei der Bevölkerung bisher vor allem auf Widerstand. Und das nicht ohne Grund. Vielerorts wird bereits bei Umweltverschmutzung durch Explorationen berichtet. In Nordschweden, wo eines der größten Vorkommen an Seltenen Erden entdeckt wurde, beklagen indigene Gemeinden das Trockenlegen von Seen und die Vertreibung aus ihren Dörfern, wie das Rechercheteam Investigate Europe berichtet.

In Europa können sie den Klageweg gehen und so Bergbauprojekte um Jahre verzögern. Das wäre das Gegenteil von dem, was die EU anstrebt, um die Klimagrenze einzuhalten. Statt notwendige Prüfungen auszulassen und Standards zu senken, muss ein Weg gefunden werden, den Bergbau für Mensch und Umwelt in akzeptablem Ausmaß zu halten. Eine heimische Förderung kann in diesem Fall nur dann wirtschaftlich arbeiten, wenn entsprechende Standards für alle gelten. Nachhaltige Lieferketten nutzen am Ende also beiden Seiten – sie stärken die Menschenrechte und Umweltstandards sowie die Unabhängigkeit aller. jb   

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