Anpassungsindex: Brot für die Welt ermittelt erstmals Gerechtigkeitslücken
Bei der internationalen Klima-Anpassungsfinanzierung herrscht ein gravierender Mangel an Verteilungsgerechtigkeit, so das Hilfswerk der evangelischen Landeskirchen Brot für die Welt in seinem neuen Anpassungsindex: Die 14 Staaten mit dem höchsten Klimarisiko sind zugleich die 14 am stärksten unterfinanzierten Staaten. Der Index ermittelt für 129 Staaten, inwieweit ihr Anteil an der internationalen Klimaanpassungsfinanzierung dem länderbezogenen Klimarisiko gerecht wird.
Afghanistan steht an der Spitze dieses negativen Rankings, gefolgt von Südsudan, Niger, Sudan, Jemen, Uganda, Somalia, Mali, Irak, Äthiopien, Syrien, Mauretanien und Mosambik. Bei der Verteilung der internationalen Klimaanpassungsfinanzierung spielt das Kriterium der Verletzlichkeit demnach kaum eine Rolle: Weniger als jedes vierte der untersuchten 129 Länder hat einen – gemessen am Klimarisiko – einigermaßen fairen Anteil erhalten. „Ausgerechnet bei den Ländern, die am stärksten vom Klimawandel betroffen sind, kommt das ohnehin zu knappe Geld nicht an“, sagt Dagmar Pruin, Präsidentin von Brot für die Welt. „Damit droht den meisten Ländern eine dauerhafte Resilienzlücke, die eine nachhaltige Entwicklung unmöglich macht.“
Mit Blick auf die Bundesregierung ergänzt Pruin: „Deutschland und die anderen Geberländer sind die Hauptverursacher der Klimakrise. Sie sollten dieser Verantwortung gerecht werden, indem sie für mehr Verteilungsgerechtigkeit beim Zugang zur internationalen Anpassungsfinanzierung sorgen. Besonders verletzliche Staaten benötigen einen besseren Zugang zu den Geldern und vor allem deutlich mehr Mittel, um sich an den Klimawandel anzupassen.“
Mit dem Anpassungsindex möchte Brot für die Welt einen Impuls in der notwendigen Debatte über die Richtung und die Prioritäten der Anpassungsfinanzierung geben und ein Schlaglicht auf die besonders bedürftigen Staaten werfen. Darüber hinaus kann der Anpassungsindex auch bei den laufenden Verhandlungen über den künftigen Einsatz von Geldern für die Bewältigung von klimabedingten Schäden und Verlusten hilfreich sein. Sabine Minninger, Klimaexpertin von Brot für die Welt, dazu: „Die Erkenntnisse aus dem Anpassungsindex werfen ein Schlaglicht auf das Thema Verteilungsgerechtigkeit. Beim Fonds für Klimaschäden, der bei der COP28 in Dubai im Dezember eingerichtet werden soll, müssen die besonders vulnerablen Zielgruppen von Beginn an Priorität haben.“
Hintergrund:
Der Anpassungsindex wurde von Climate & Development Advice erstellt und von der Munich Climate Insurance Initiative geprüft. Der Index berücksichtigt zwei Faktoren: das länderspezifische Klimarisiko, basierend auf angepassten Daten aus dem EU Inform Risk Index, sowie die finanziellen Zuflüsse, basierend auf Daten aus der OECD-DAC-Datenbank zur Anpassungsfinanzierung. Untersucht wurde der Zeitraum von 2014-2020.
Der Anpassungsindex von Brot für die Welt ist ein wichtiges, aber kein allein ausreichendes Bewertungskriterium für die Klimaanpassungsfinanzierung: Er misst nur die Verteilung von verfügbaren Mitteln bezogen auf länderspezifische Klimarisiken und trifft keine Aussagen darüber, welche absoluten Beträge erforderlich wären, um ein Land klimaresilient zu machen.
->Quelle: Brot-fuer-die-Welt.de/ungerechter-zugang-zu-klimafinanzierung