1,5-Grad-Grenze wackelt

Edenhofer mit dunkler Prognose

„Werden 1,5-Grad-Ziel nicht einhalten können“, überschrieb der Deutschlandfunk die Ankündigung eines Interviews der Woche mit dem Klimaökonomen Ottmar Edenhofer vom Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung (PIK, 17.11.2023), und auch die Wirtschaftswoche sagt „1,5-Grad-Ziel.“ Ursache ist eine Meldung der Deutschen Presseagentur. Dabei hat nicht nur Edenhofers Co-Direktor am PIK erst vor kurzem eindeutig klargestellt: „Ich werde einfach müde… Ich habe es satt zu hören, dass die 1,5° C ein  Z i e l  oder  R i c h t w e r t  sind. Das sind sie nicht. Sie sind eine Grenze. Das einzige wirkliche Ziel sind 0° C. Und keine schlechten 1,5° C.“

1,5-Grad-Grenze – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft, für Solarify

Der bekannte Klimaökonom Edenhofer rechnete im Interview damit, dass die weltweite Durchschnittstemperatur das 1,5 Grad-Limit des Pariser Abkommens wahrscheinlich jahrzehntelang überschreiten wird. „Wir werden akzeptieren müssen, dass es ein Überschießen gibt der Temperatur für mehrere Dekaden”, sagte der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung im „Interview der Woche” des Deutschlandfunks, das am Sonntag ausgestrahlt wird. Mit Glück könnte es funktionieren, „dass wir diese Temperaturkurve wieder zurückbiegen dann etwa gegen Ende des Jahrhunderts auf 1,5 Grad”.

Die Staatengemeinschaft hat die 1,5-Grad-Grenze vereinbart, um die Überschreitung gefährlicher Kipppunkte mit unumkehrbaren Konsequenzen zu vermeiden und die katastrophalsten Folgen des Klimawandels abzuwenden. Dabei geht es darum, die Erwärmung global möglichst auf 1,5 Grad über vorindustriellem Niveau zu begrenzen. Schon jetzt hat sich die Erde nach Angaben des Weltklimarates IPCC um etwa 1,1 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit aufgeheizt, in Deutschland sind es sogar 1,6 Grad.

Notwendigkeit von Maßnahmen zur Temperatursenkung

Edenhofer betonte, dass eine Absenkung der Durchschnittstemperatur nur durch groß angelegte Maßnahmen zur Entnahme von CO2 aus der Atmosphäre erreicht werden könne. Dies würde bedeuten, dass netto negative Emissionen erzeugt werden müssten.

Finanzierungslücke in Deutschland für Klimavorhaben

Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts hat erhebliche Auswirkungen auf die Finanzierung von Klimaprojekten der Bundesregierung. Eine Finanzierungslücke von 60 Milliarden Euro entstand, und die Ampel-Koalition sieht sich gezwungen, Prioritäten zu setzen. Edenhofer erklärte, dass die Regierung entweder Ausgaben kürzen, neu priorisieren und umstrukturieren oder zu Steuererhöhungen greifen müsse, um die Finanzierungslücke zu schließen. Er schließt nicht aus, dass das Urteil dazu führen könnte, dass Gegner des CO2-Preises ihre Position überdenken und so einen Beitrag zur Schließung der Finanzierungslücke leisten. Das Bundesverfassungsgericht hatte zuvor die Verwendung von Corona-Krediten für Klimaprojekte als verfassungswidrig bewertet.

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