Tropische Wirbelstürme erhöhen gesellschaftliche Kosten von CO2-Emissionen um ein Fünftel

Langfristfolgen können Wirtschaftsentwicklung stärker hemmen als direkte Sturmschäden

Extremwetterereignisse wie tropische Wirbelstürme verursachen nicht nur direkte Schäden, sondern haben auch langfristige Auswirkungen für die betroffenen Gesellschaften, so Hazem Krichene vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Eine neue Studie in Nature Communications zeigt: Berücksichtigt man die Langfristfolgen dieser Stürme, erhöhen sich die derzeitigen Abschätzungen der globalen gesellschaftlichen Kosten von CO2-Emissionen um mehr als 20 Prozent. Dieser Anstieg ist vor allem auf die absehbaren höheren Schäden durch tropische Wirbelstürme in den großen Volkswirtschaften Indiens, der USA, Chinas, Taiwans und Japans im Zuge der globalen Erwärmung zurückzuführen.

Bei Da Nang (Vietnam) 2009 durch den Taifun Ketsana auf den Strand gesetztes Schiff – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft, für Solarify

„Unsere Analyse zeigt, dass schwere tropische Wirbelstürme die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes für mehr als ein Jahrzehnt ausbremsen können. Mit der globalen Erwärmung wird sich der Anteil der schwersten tropischen Wirbelstürme erhöhen. Dadurch wird es wahrscheinlicher, dass sich betroffene Volkswirtschaften zwischen aufeinanderfolgenden Stürmen nicht mehr vollständig erholen können“, erklärt Krichene vom PIK. Diese Langfristfolgen können die wirtschaftliche Entwicklung betroffener Staaten stärker hemmen als die direkten wirtschaftlichen Schäden durch diese Stürme.

Die so genannten gesellschaftlichen Kosten von CO2-Emissionen sind eine in US-Dollar ausgedrückte Abschätzung der Kosten, die einer Gesellschaft durch die Emission einer zusätzlichen Tonne CO2 in die Atmosphäre entstehen. Diese Kennzahl wird häufig für die Bewertung von Klimaschutzmaßnahmen verwendet. Denn sie ermöglicht einen Vergleich der gesellschaftlichen Folgekosten des Klimawandels mit den Kosten von Maßnahmen zu dessen Eindämmung. „Die langfristigen Auswirkungen von Extremwetterereignissen werden allerdings bisher nicht bei der Berechnung der gesellschaftlichen Kosten von CO2-Emissionen berücksichtigt, so dass die derzeitigen Abschätzungen dieser Kosten der gesellschaftlichen Kosten von CO2-Emissionen nur einen Teil der tatsächlichen Kosten widerspiegeln. Das bedeutet, dass der Nutzen von Klimaschutzmaßnahmen stark unterschätzt wird, da die wahren Kosten wahrscheinlich weitaus höher sind“, sagt PIK-Autorin Franziska Piontek.

Heißeres Klima, stärkere tropische Wirbelstürme, höhere Kosten

Für ihre Studie analysierten die Forschenden wirtschaftliche Schäden in 41 von tropischen Wirbelstürmen betroffenen Ländern im Zeitraum von 1981 bis 2015 und projizierten diese für verschiedene zukünftige Wirtschaftsentwicklungs- und Erwärmungsszenarien. Im Gegensatz zu früheren Studien berücksichtigten sie dabei die negativen langfristigen Auswirkungen dieser Stürme auf die wirtschaftliche Entwicklung. Sie fanden heraus, dass die Wirbelstürme die gesellschaftlichen Kosten von CO2-Emissionen weltweit um mehr als 20 Prozent (von 159 auf 195 € pro Tonne CO2) und in den untersuchten betroffenen Ländern jeweils um mehr als 40 Prozent erhöhen – verglichen mit den derzeit für politische Analysen verwendeten Schätzungen.

„Wenn es um Extremereignisse geht, liegt das Hauptaugenmerk oft auf den unmittelbaren wirtschaftlichen Schäden. Es ist jedoch ebenso wichtig, die Gesamtkosten dieser Ereignisse zu beziffern, um die Gesellschaft über die tatsächlichen Kosten des Klimawandels und die Klimafolgen, die durch ambitionierten Klimaschutz verhindert werden können, zu informieren“, erklärt Studienautor Christian Otto vom PIK abschließend.

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