Arbeits- und Umweltschutzstandards erhöhen und nachhaltige Handelsströme für Rohstoffe etablieren
Batterierecycling in Nigeria verbessern, Arbeits- und Umweltschutzstandards erhöhen und nachhaltige Handelsströme für Rohstoffe etablieren – das sind laut Öko-Institut seit erklärte Ziele eines neuen Kooperationsprojektes für das Metall- und Batterierecycling zwischen Nigeria und Deutschland. In dem Praxisprojekt arbeiten Partner aus der nigerianischen Zivilgesellschaft, der metallverarbeitenden Industrie sowie der Solarindustrie unter der Leitung des Öko-Instituts zusammen, um einen kooperativen Ansatz für verantwortungsvolles Recycling von Blei-Säure-Batterien zu entwickeln. Zu diesem Zweck kooperiert das Projekt eng mit dem nigerianischen Umweltministerium und der nigerianischen Behörde für die Durchsetzung von Umweltvorschriften, der Nigeria Standards and Regulations Enforcement Agency (NESREA).
„Als größte Volkswirtschaft und bevölkerungsreichstes Land Afrikas ist Nigeria auch beim Batterierecycling zentral. Nirgendwo sonst auf dem afrikanischen Kontinent ist das Aufkommen von Altbatterien so groß“, betont Frederick Adjei, Wissenschaftler für Circular Economy und Recycling am Öko-Institut. „Gleichzeitig führt der Ausbau dezentraler Stromversorgung mittels Photovoltaik zu einer Steigerung der Nachfrage nach Batterien, die alle irgendwann sachgerecht verwertet werden müssen.“
Angesichts zum Teil gravierender gesundheitlicher und ökologischer Risiken durch unsachgemäße Recyclingpraktiken, unterstützt das Kooperationsprojekt Industriebetriebe sowie Regulierungsbehörden in Nigeria bei der Einführung von Umwelt-, Gesundheits- und Sicherheitsstandards. Das Projekt wird finanziert vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und unterstützt durch die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH.
Modernisierung der Recyclingindustrie in Nigeria
Nigeria beherbergt eine der größten Recyclingindustrien für Blei-Säure-Batterien auf dem afrikanischen Kontinent. Mindestens zehn Anlagen recyceln Batterien im industriellen Maßstab und gewinnen dabei Rohstoffe wie Blei, Zinn und Antimon zurück. Diese werden zumeist wieder in der Batterieproduktion eingesetzt – entweder in Nigeria oder im Ausland.
In dem gemeinsamen Projekt sollen Erfahrungen für die Modernisierung des Recyclingsektors in Nigeria ausgetauscht werden. Dabei verfolgen die Partner einen dreigleisigen Ansatz: Das Öko-Institut und die Industriepartner stellen Wissen zu Umweltschutz und Arbeitssicherheit für Recyclinganlagen bereit und schulen Betriebsleiter und -leiterinnen vor Ort für Verbesserungen hinsichtlich Umweltstandards und Anlagensicherheit. Darüber hinaus entwickeln die Partner Konzepte, wie die nigerianischen Regulierungsbehörden verbindliche Standards für den Umwelt- und Arbeitsschutz einführen, überwachen und gemeinsam mit den Unternehmen vor Ort umsetzen können. Nicht zuletzt sollen Kooperationen mit anderen Branchen angestoßen werden, etwa mit der nigerianischen Solarindustrie, die hochwertige Entsorgungslösungen für Altbatterien benötigt. Ebenso ist die deutsche und internationale Metallindustrie sehr an verantwortungsvollen Lieferbeziehungen für Sekundärrohstoffe interessiert.
„Das Recycling von gebrauchten Batterien beobachten wir schon seit vielen Jahren mit großer Sorge und haben bereits mit der nigerianischen Regierung an einer Strategie für einen nachhaltigen Umgang mit Batterien gearbeitet. Wir sehen dieses Projekt als wichtige Fortsetzung und praktischen Umsetzung dieser Arbeit“, sagt Dr. Leslie Adogame von der nigerianischen Organisation Sustainable Research and Action for Environmental Development (SRADev).
David Lecoque, Geschäftsführer von der Alliance for Rural Electrification (ARE) fügt eine praktische Perspektive hinzu: „Unsere Mitgliedsunternehmen beteiligen sich aktiv am Ausbau der erneuerbaren Energien in Afrika. Dabei sind sie sich den Herausforderungen um Batterieentsorgung bewusst und haben großes Interesse am Ausbau hochwertiger Recyclinglösungen vor Ort.“
Franziska Weber von der Plattform Blei, eine Initiative der WirtschaftsVereinigung Metalle, hebt den Nutzen für die Industrie hervor: „Unsere Mitgliedsunternehmen und Partner sind auf den Import von Rohstoffen angewiesen und Recyclingströme spielen in dem Zusammenhang eine zunehmend wichtige Rolle. Aber natürlich müssen wir bei all unseren Lieferanten ein besonderes Augenmerk auf Umwelt- und Arbeitsstandards legen. Ohne die Umsetzung entsprechender Standards kann die deutsche Wirtschaft keine Lieferbeziehungen mit Akteuren in Nigeria eingehen.“
Blei-Säure-Batterierecycling – Risiko und Chance für die Circular Economy
Blei-Säure-Batterien werden in Autos, netzunabhängigen Solaranlagen und Notstromsystemen eingesetzt. Hochwertiges und sicheres Recycling ist möglich und kann bis zu 97 Prozent aller enthaltenen Rohstoffe effektiv zurückgewinnen. In vielen Regionen der Welt findet das Recycling jedoch unter minderwertigen, hochgefährlichen und unsicheren Bedingungen statt, bei denen Arbeiterinnen und Arbeiter sowie benachbarte Bevölkerungsgruppen giftigem Bleistaub ausgesetzt sind.
Diese Bleibelastung kann schwerwiegende gesundheitliche Auswirkungen wie zum Beispiel irreparable Nervenschädigungen haben. Nach Angaben von UNICEF haben bis zu 800 Millionen Kinder, vor allem in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen, erhöhte Bleiwerte im Blut. Neben den dramatischen Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen verursacht dies auch langfristige wirtschaftliche Schäden, die für die afrikanischen Länder südlich der Sahara auf vier Prozent des Bruttoinlandsprodukts geschätzt werden.
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