Wissenschaftlicher Rückenwind
Der Windturbinenbauer Enercon hat angekündigt, seine Windturbine E-175 künftig mit deutlich mehr Nennleistung zu bauen. Der Prototyp zur 6,0-Megawatt-Basisversion entsteht bereits. Wie Tilman Weber am 20.03.2024 in Erneuerbare Energien schrieb, hat der ostfriesische Hersteller von Windenergieanlagen am 19.03.2024 angekündigt, dass er seine vor eineinhalb Jahren vorgestellte neue Flaggschiff-Anlage E-175 auf 7,0 Megawatt (MW) Nennleistung auslegen will. Wie auf Bestellung haben Hereon-Forscher herausgefunden („Je höher das Windrad, desto besser“): Große Windräder der neuen Generation haben weniger Einfluss sowohl auf die Meeresoberfläche als auch auf benachbarte Windparks.
Sie soll ab 2026 für Windparks projektierende Unternehmen verfügbar sein. Eine 6,0-MW-Basisversion will Enercon schon vorher produzieren. Die Prototyperrichtung dieser ersten Enercon-Anlage mit 175 Meter Rotordurchmesser hat begonnen. Der Turm sei inzwischen schon errichtet, teilte Enercon mit. Im Großkomponentenversuchsfeld des Unternehmens finden derzeit noch Tests an Rotornabe, Rotorblatt und E-Gondel statt, wie Enercon das jüngste containerförmige Maschinenhausmodell mit der darin komplett vorinstallierten Elektrotechnik nennt. Danach will das Unternehmen die Großkomponenten zum nordrhein-westfälischen Standort des Prototyps Borchen-Etteln transportieren. Die Pilotanlage wird mit einer Nabenhöhe von 175 Meter zu einem neuen Enercon-eigenen Rekord führen. Auch branchenweit erreicht das Unternehmen damit vorerst einen Spitzenwert, wobei allerdings das Wettbewerbsunternehmen Vestas den Bau noch höherer Anlagen vorbereitet: bis 199 Meter Nabenhöhe.
Die aktuelle Enercon-Großturbine E-160 mit der bisher höchsten Enercon-Nennleistung von 5,56 MW erzielt bereits zunehmend häufig Projektierungsgenehmigungen. Das offizielle Markstammdatenregister der Bundesnetzagentur listet Genehmigungen aus dem vergangenen Jahr für mehr als 100 Turbinenerrichtungen der E-160 auf. Allerdings ist E-160 verglichen mit anderen auf den Baustellen und in jüngsten Windparks präsenten neuen Großanlagenmodellen der aktuell größten Leistungsklasse von sechs bis sieben MW am unteren Rand des Nennleistungs- und Rotorgrößenbereichs. Mit größeren Durchmessern und höheren Naben zielen Windturbinenentwickler darauf ab, in möglichst hohe Luftschichten besonders weit auszugreifen, weil dort der Wind stetiger weht.
Die E-175 hatte Enercon im Herbst 2022 vorgestellt. Bei der Branchenmesse für den deutschen Windenergiemarkt, Husum Wind, hatte Enercon im September 2023 auch ein neues Design des Generators als Schlüssel für die fast eineinhalb MW größere Nennleistung angekündigt. Die Enercon-Entwickler wollen für E-175 mit sieben MW einen geteilten Generator einführen, der sich auf der Baustelle zusammensetzen lässt. Die Generatorteilung in zwei Hälften soll Straßentransporte erleichtern. Dies ist notwendig, weil Enercon nun auf ein neues dünneres Generatordesign mit einem besonders großen Durchmesser von zehn Metern setzt. Um den Generator bei langsamer Rotordrehzahl schon auf hohe Leistung zu bringen, setzt Enercon auf einen Außenläufer. Während die innere Generatorscheibe steht, dreht sich um sie der bewegliche rotierende Generatorteil mit den Magneten. Der Durchmesser der inneren Scheibe ist mit 9,5 Metern besonders groß, damit der nur noch einen halben Meter dicke Außenring in seinem Umfang viel Platz für viele Magneten bietet, die somit das Drehmoment und die Stromerzeugung erhöhen. Der gesamte Generator wird 124 Tonnen wiegen.