Earth Overshoot Day – Lösung: Kreislaufwirtschaft

Welterschöpfungstag schon wieder früher – WWF: Nur echte Kreislaufwirtschaft ist Lösung

Früher als 2023 hat Deutschland seine für ein Jahr zur Verfügung stehenden natürlichen Ressourcen aufgebraucht. Bereits an diesem Donnerstag hat Deutschland einen finsteren Rekord erneut gebrochen, nämlich: seine für dieses Jahr verfügbaren natürlichen Ressourcen aufgebraucht: Den sogenannten Earth Overshoot Day erreicht Deutschland 2024 bereits zwei Tage früher als im Vorjahr.

Erdkugel – Bild © nasa-vhSz50AaFAs-unsplash

Rebecca Tauer, Programmleiterin Circular Economy beim WWF Deutschland, sieht unseren „Hunger nach Ressourcen unersättlich. Mit dem nationalen Earth Overshoot Day haben wir in Deutschland noch früher als im vergangenen Jahr alle natürlichen Ressourcen verbraucht, die unser Planet innerhalb eines Jahres erneuern kann. Das bedeutet, dass Deutschland in einem Jahr etwa das Dreifache dessen verbraucht, was das Ökosystem bereitstellen kann. Deutschland muss seinen Beitrag leisten, um zu verhindern, dass wir auf Kosten von Klima, Arten und Ökosystemen in immer stärkerem Maße über unsere Verhältnisse leben. Nur die Circular Economy bringt uns aus dieser Sackgasse wieder heraus: Jede Ressource, die wir im Kreislauf erhalten, verringert unsere Abhängigkeit und macht uns widerstandsfähiger. Eine echte Kreislaufwirtschaft ist die Lösung, denn sie schont Ressourcen, stärkt die Wirtschaft und sichert unsere Zukunft innerhalb der planetaren Grenzen. Dazu braucht Deutschland endlich verbindliche Ressourcenschutzziele. Die Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie der Bundesregierung muss der erste Aufschlag für ein Ressourcenschutzgesetz analog zum deutschen Klimaschutzgesetz sein. Dieses sollte klare Zielwerte enthalten, wie etwa sieben Tonnen Rohstoffkonsum pro Kopf und Jahr bis 2045 und eine Verdoppelung der zirkulären Materialnutzungsrate auf 25 Prozent bis zum Jahr 2030.“

Das heißt, dass Deutschland heute seine jährlichen Ressourcen aufgebraucht hat und von heute an mehr nutzt als maximal innerhalb eines Jahres nachwachsen kann. Deutschland und seine Bürger haben also mehr Wälder und Bäume abgeholzt, mehr Rohstoffe genutzt, mehr CO2 ausgestoßen als Deutschland rechnerisch zustehen würde. Ab jetzt leben wir quasi auf Pump.

In nur vier Monaten haben wir alle erneuerbaren Ressourcen aufgebraucht, die uns eigentlich für das ganze Jahr reichen müssten. Ab jetzt leben wir auf Pump. Im globalen Vergleich liegt Deutschland mit etwa einem Dutzend weiterer Staaten fast noch im ersten Drittel des Jahres, während der globale Erdüberlastungstag im Sommer liegt.

Hintergrund: 

Wie eine umfassende Circular Economy aufgebaut werden kann und welche Vorteile sie bringt, haben der WWF, das Öko-Institut, das Fraunhofer ISI und die FU Berlin in einer gemeinsamen Studie erarbeitet. Das „Modell Deutschland Circular Economy“ zeigt und bewertet eine umfassende Circular Economy bis 2045 für Deutschland, sowie die nötigen Politikinstrumente für ihre Umsetzung: Webseite  – „Unser derzeitiger Umgang mit Rohstoffen ist alles andere als nachhaltig. Das derzeitige Wirtschaftssystem nach seinem Prinzip „Produzieren-Nutzen-Wegwerfen“ verschlingt jedes Jahr weit mehr, als die Erde regenerieren kann. Seit den 1970er Jahren hat sich der weltweite Rohstoffkonsum verdreifacht – gerade Deutschland liegt in der Kategorie Ressourcenverbrauch im Vergleich zu anderen Ländern auf einer traurigen Spitzenposition.

2023: Größte Volkswirtschaft der EU verschwendet meiste Ressourcen

Wenn alle so leben würden wie wir Deutsche, wären drei Erden nötig. Das zeigt, dass die deutsche Wirtschaft auf die vorhersehbare Zukunft des Klimawandels und der Ressourcenknappheit trotz vieler verfügbarer Möglichkeiten bei weitem nicht vorbereitet ist. Die Trends zeigen, dass Deutschland nicht gewillt scheint, seinen eigenen Wohlstand abzusichern. (siehe: solarify.eu/deutschland-erreicht-am-4-mai-overshoot-day)

Deutscher Erdüberlastungstag 2024: Unsere Lebensgrundlagen sind bedroht

Wenn alle Menschen so konsumierten wie die Niederländer, bräuchte die Menschheit vier Erden. Das bedeutet, dass das Jahresbudget der Natur innerhalb eines Viertels des Jahres aufgebraucht wäre. Deshalb fällt der niederländische Overshoot Day auf den 1. April.

Gründe dafür sind unser hoher Energieverbrauch, ein steigender CO2-Ausstoß – vor allem durch den Verkehrssektor – , industrielle Tierhaltung und Umweltverschmutzung. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) kritisiert den rücksichtslosen Umgang mit Böden, Wasser und Rohstoffen und fordert ein Ressourcenschutzgesetz, um die Verschwendung und Verschmutzung unserer Lebensgrundlagen zu stoppen.

BUND-Vorsitzender Olaf Bandt: „Unsere Erde ist überlastet. Ein Land, das so viele Ressourcen verbraucht wie wir, wirtschaftet schlecht und rücksichtslos. Bei der Nutzung der natürlichen Lebensgrundlagen gilt: Weniger ist mehr. Eine Ressourcenwende ist dringend notwendig, ein wirksames Ressourcenschutzgesetz längst überfällig.“

Die Folgen der multiplen ökologischen Krisen werden immer offensichtlicher. Die ersten Monate des Jahres waren die heißesten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Europa ist laut der Europäischen Umweltagentur (EUA) der sich am schnellsten erwärmende Kontinent. Besonders drastisch wirkt sich das auf die Ressource Wasser aus.

Bandt: „In Europa und Deutschland steigt die Nachfrage nach kostbaren Ressourcen wie Süß- und Trink-Wasser. Dieses wird immer knapper und zugleich auch immer stärker verunreinigt. Die Verschmutzung unserer Gewässer und damit auch die unserer Meere muss gestoppt werden. Wenn wir weiter zögern, werden wir immer größere Summen aufwenden müssen, um Wasser und auch Luft und Böden zu reinigen. Sauberes Wasser ist die wichtigste Lebensgrundlage auf unserem blauen Planeten.“

Aus Sicht des BUND geht es jetzt darum, dem Kampf ums Wasser vorzubeugen. Dabei kommt der Industrie eine besondere Rolle zu. Sie ist in Deutschland einer der größten Wasserverbraucher.

Bandt: „Wasser ist für das Leben unersetzlich. Unsere Gewässer sind aber in keinem guten Zustand, die Wasserentnahmemengen der Industrie viel zu hoch. Es wurde zu lange weggesehen, wenn weite Teile der Industrie und der Landwirtschaft auf Kosten unseres Wassers gewirtschaftet haben. Das Verursacherprinzip muss auch im Bereich der industriellen Wassernutzung gelten: Wer nutzt, soll zahlen, wer verunreinigt, muss säubern. Der Wasserverbrauch muss gerecht zwischen Privathaushalten und Industrie geregelt werden.“

Hintergrund: Ressource Wasser

Wasser ist Leben. Nach Information des Umweltbundesamtes (Seite 22) ist die exorbitante Ressourcenübernutzung für 90 Prozent des internationalen Wasserstresses verantwortlich. Dieser entsteht durch Ge- und Verbrauch, Erwärmung und Verschmutzung mit vielen Schadstoffen.

Laut Statistischem Bundesamt wurden im Jahr 2019 20 Milliarden Kubikmeter Wasser aus Flüssen, Seen und Grundwasser entnommen. Für den Energiesektor, den Bergbau und das verarbeitende Gewerbe flossen etwa 14,2 Milliarden Kubikmeter Wasser. Der industrielle Verbrauch stellt mit etwa 71 Prozent also einen Großteil der gesamten Wasserentnahme dar.

Im industriellen Bereich muss ein integriertes industrielles Wassermanagement zügig umgesetzt werden. Durch geschlossene industrielle Wasserkreisläufe ergibt sich neben einer verringerten Abhängigkeit von Frischwasserressourcen auch ein großes Potenzial zur Rückgewinnung von Roh- und Wertstoffen. Sie befördern so die Kreislaufwirtschaft im Bereich der Wassernutzung.

Sowohl national als auch auf internationaler Ebene fehlt ein rechtlicher Rahmen zur Reduzierung des Ressourcenverbrauchs insgesamt. Statt dessen versuchen Öl- und Gaskonzerne mit Scheinlösungen wie der Speicherung von CO2 (CCS) die energie- und ressourcenintensive Produktion von Zement, Düngemitteln und Plastik noch über Jahrzehnte zu steigern.

Der BUND fordert die Bundesregierung auf, noch in dieser Legislaturperiode ein Ressourcenschutzgesetz mit verbindlichen und nachprüfbaren Reduktions- und Schutzzielen auf den Weg zu bringen. Es muss sich auf Ressourcen wie Böden und Flächen, Acker- und Weideland, Fischgründe, Grund- und Oberflächenwasser, Wald und Holz beziehen.

->Quellen: