Mobilität: Straßenbahn übernimmt Paketdienst

Verbundprojekt LogIKTram zeigt Konzept für die Paketlieferung auf Schienen

Um den Gütertransport von den Straßen mehr auf die Schienen zu verlagern, haben das Karlsruher Institut für Technologie (KIT), die Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG), das FZI Forschungszentrum Informatik, ein Innovationspartner des KIT, und weitere Partner im Verbundprojekt LogIKTram ein Logistikkonzept entwickelt. Forschende des KIT haben den technischen Umbau der Bahn sowie die verkehrlichen Wirkungen des Konzepts untersucht. Bei der Abschlussveranstaltung des Projekts präsentierten die Beteiligten eine umgebaute Straßenbahn, die auf Basis einer Karlsruher Zweisystem-Stadtbahn entstand und zukünftig als Gütertram für einen klimafreundlichen Paketdienst eingesetzt werden kann.

Straßenbahn in Berlin – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft, für Solarify

Im Verbundprojekt LogIKTram erforschten die WissenschaftlerInnen, wie ein zukünftiger Gütertransport in Straßenbahn- und Stadtbahnwagen verlagert werden kann, um den städtischen und regionalen Straßenverkehr zu entlasten. Auf der Basis einer Zweisystem-Stadtbahn nach dem „Karlsruher Modell“ entwickelten sie das technische Konzept einer Gütertram für den ÖPNV. Das Karlsruher Modell kombiniert Straßenbahnstrecken in der Stadt und Eisenbahnstrecken im Umland bereits seit fast 30 Jahren. Im Projekt stellte die AVG den Forschenden ein älteres Fahrzeug zur Verfügung, das diese an die Projektanforderungen angepasst und als Demonstrationsobjekt getestet haben.

Demonstration einer Gütertram für Karlsruhe

Bei der Abschlussveranstaltung hat das Projektteam gezeigt, dass diese sich als Gütertram technisch reibungslos in das schienengebundene ÖPNV-Netz der AVG integriert: Ein elektrisch unterstützter Fahrradanhänger fuhr selbstständig in den dafür vorgesehenen Bereich der Straßenbahn, um von dort aus in das Zustellgebiet transportiert zu werden. Künftig könnten Pakete dort an einer Haltestelle etwa von einem Fahrradkurier übernommen werden.

Innenraumgestaltung und Simulation

„Wir haben die Innenraumgestaltung der Gütertram übernommen und uns beispielsweise um das automatisierte Be- und Entladen der Transportbehälter sowie deren Sicherung in der Bahn gekümmert. Auch die Positionierung der Bahnen an den Stationen haben wir uns angeschaut, da diese wichtig ist, um die Transportbehälter zentimetergenau zu bewegen und die normalen Fahrgastwechselzeiten im Personenverkehr einzuhalten“, sagt Dr. Michael Frey vom Institut für Fahrzeugsystemtechnik des KIT. Die Auswirkungen des Gütertram-Konzepts auf den Straßen- und Schienenverkehr untersuchten zusätzlich WissenschaftlerInnen vom Institut für Verkehrswesen (IfV) des KIT. „Mithilfe des am IfV entwickelten Verkehrsnachfragemodells mobiTopp und seiner logistischen Erweiterung logiTopp haben wir eine Simulationsumgebung für den Personen- und Gütertransport in der Modellregion Karlsruhe aufgebaut und davon ausgehend verschiedene Betriebsszenarien der Gütertram und deren Auswirkungen auf den Verkehr betrachtet“, berichtet Lukas Barthelmes vom IfV des KIT.

Klimafreundliches Transportsystem für ansteigenden Paketverkehr

„Unsere Simulationen zeigen, dass das Konzept der LogIKTram zu einer Verlagerung von herkömmlichen Fahrten auf der Straße auf die Tram und anschließend das Lastenrad beiträgt und damit die Verkehrsleistung im motorisierten Verkehr reduzieren kann“, so Barthelmes. Voraussetzung dafür sei die Errichtung von zentralen City-Hubs in der Stadt, von denen aus Lastenradtouren gebündelt werden können, ebenso wie die effiziente Anbindung der umliegenden Verteilzentren der Logistikdienstleister an das Tram-System. „Wir können davon ausgehen, dass der Paketverkehr auch zukünftig steigen wird. Gütertrams könnten helfen, den Anstieg des Paketverkehrs mit einem nachhaltigen Transportkonzept für die städtische und regionale Versorgung von Privathaushalten und Unternehmen abzufedern“, so Barthelmes.

LogIKTram ist Teil der Gesamtinitiative regioKArgo, deren Partner neue Formen des Verkehrsträger-übergreifenden Warenladungs- und Lieferverkehrs erforschen und umsetzen wollen. Das Projekt startete am 1. März 2021 und war auf drei Jahre angelegt. Vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz erhielt LogIKTram eine Förderung von insgesamt rund 2,75 Millionen Euro. Projektkoordinator war die Albtal-Verkehrs-Gesellschaft mbH. Projektpartner waren neben dem KIT und dem FZI die Hochschule Offenburg, INIT GmbH, die Marlo Consultants GmbH, die SimPlan AG, die DB Engineering & Consulting GmbH, Verkehrsbetriebe Karlsruhe GmbH sowie Hitachi. Dazu kommen die assoziierten Partner Dachser, DPD, UPS, Nüwiel und die Stadt Karlsruhe sowie die Netzwerkpartner AEN – Automotive Engineering Network, e-mobil BW GmbHund die  TechnologieRegion Karlsruhe GmbH.

Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 10 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 22 800 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Das KIT ist eine der deutschen Exzellenzuniversitäten.

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