Transformationspfade zur Kreislaufwirtschaft

Kluft zwischen Potenzial und Realität

Anlässlich des 85. Geburtstages von Ernst Ulrich von Weizsäcker hielt Professor Henning Wilts vom Wuppertal Institut am 03.07.2024 in Berlin einen Vortrag zur Einleitung eines Workshops zum Thema Kreislaufwirtschaft. Solarify dokumentiert ihn mit freundlicher Genehmigung der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler (VdW) und des Autors. („Zirkuläres Wirtschaften bedeutet nicht weniger, als alles auf den Kopf zu stellen – Grafik © Henning Wilts, Wuppertal-Institut)

Wilts‘ erste These: „Zirkuläres Wirtschaften bedeutet nicht weniger, als alles (!) auf den Kopf zu stellen.“

Zirkuläres Wirtschaften bedeutet nicht weniger, als alles auf den Kopf zu stellen, Grafik © Henning Wilts

In der Praxis könne Kreislaufwirtschaft nämlich sehr unterschiedliche Dinge bedeuten. Das erläuterte er an den „Neun-R-Strategien“, die er in vier Phasen einteilte:

  1. Ressourcenentnahme (hier gelte „Refuse“, also zurückdrängen, verweigern),
  2. Produktion (hier greife „Rethink“, also überdenken, und Reduce by Design, also Verringerung des Rohstoffeinsatzes durch Produktgestaltung),
  3. Nutzung (hier; „Remanufacture“, „Refurbish“, „Repair“ und „Reuse“, das bedeutet „Wiederaufbereitung“, “ Instandsetzung“, „Reparatur“ und „Wiederverwendung“) und schließlich, am
  4. Nutzungssende „Reporpuse“ und „Recycle“ („Wiederverwendung“ und „Recycling“).

Auf die Frage, wo stehen wir auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft stehen, sagte Wilts zwar „Sehr gut bei der sicheren Abfallentsorgung, aber bei der Entwicklung der Material-Wieder-Nutzungsrate (Circular Material Use Rate) seien wir in Deutschland izwischen 2010 und 2020 nicht übertrieben weit gekommen. Es bleibe viel zu tun: Damit Deutschland zu den Gewinnern der Kreislaufwirtschaft gehöre, müsse die Transformationsgeschwindigkeit deutlich erhöht werden – für das EU-Ziel von 25% um den Faktor 5. Dabei sei die Kreislaufwirtschaft kein Selbstzweck, sondern eine Gestaltungsherausforderung bzw. eine „Zukunftskunst“. Diese teilte Wilts in vier Teile: „technologisch“, „ökonomisch“, „kulturell“ und „institutionell“ und nannte als Quelle das Wuppertal-Institut und Uwe Schneidewind.

Die Transformation zur Kreislaufwirtschaft sei unbestritten notwendig, so Wilts, dadurch alleine finde sie aber nicht statt. Was die Transformation beso nders spannend mache, seien Komplexität der Herausforderung, Interdisziplinarität des Themas, Querschnittscharakter der Zuständigkeiten und Breite
des notwendigen Akteursspektrums.  Jenseits der Analyse brauche es skalierbare (!)
Innovationsräume, die echte Bedürfnisse adressierten.

Quelle: Hennings Wilts, VdW