Buchempfehlung: Transformationsforschung zur zirkulären Wertschöpfung & Roll Out in die Praxis

Transformation zur Circular Economy – Perspektiven für die Region

Herausgegeben von: Sabine Büttner, Uwe Handmann, Wolfgang Irrek – im Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden, in der Buchreihe : Sustainable Development Goals (SDG) – Umsetzung in Praxis, Lehre und Entscheidungsprozessen. In den Beiträgen dieses Buches werden Herangehensweisen, Werkzeuge und Erfolgsfaktoren für die Sensibilisierung und den Wissenstransfer ebenso wie technische Verfahren und Good-Practice-Beispiele vorgestellt, wie sie im Projekt „Prosperkolleg – Transformationsforschung zur zirkulären Wertschöpfung“ entwickelt und exemplarisch in der Region Emscher-Lippe und darüber hinaus in NRW erprobt werden konnten. Flankiert werden diese umsetzungsbezogenen Darstellungen durch Hintergründe zum Konzept der Circular Economy und ihrer Potenziale sowie Trends der wissenschaftlichen Forschung und die Reflexion weiterer Transformationsperspektiven.

Förderturm – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft, für Solarify

Das vom Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen (MWIKE.NRW) geförderte Projekt Prosperkolleg hatte von Juni 2019 bis März 2024 die Aufgabe, die Transformation hin zur Zirkulären Wertschöpfung in der Region zu erforschen und parallel zur Umsetzung anzuregen. Die Hochschule Ruhr West und die WiN Emscher-Lippe GmbH haben sich mit der Stadt Bottrop, der Effizienz-Agentur NRW und dem Verein Prosperkolleg e.V. zusammengeschlossen, damit gemeinsam mit Unternehmen in der Region Produktentwicklungen und innovativen Geschäftsmodellen einer zirkulären Wertschöpfung der Weg geebnet werden kann.

Das Prosperkolleg stand für Aufbruch, aber auch für Verbundenheit zum Standort. Der Name war dabei Programm: Man griff die Historie, insbesondere die Prägung durch den Bergbau auf und erarbeitete kollektiv neuartige Formen der Prosperität. Während die Zeit des Bergbaus zu Ende gegangen ist, erarbeitete man hier für Nordrhein-Westfalen, Deutschland und darüber hinaus ein Zentrum der Zirkulären Wertschöpfung. Projektbüros und Werkstatthalle des Circular Digital Economy Lab sind in den Räumen des Gründerzentrums Prosper III auf dem ehemaligen Zechengelände in Bottrop zu finden.

Das Prosperkolleg im Kontext der Nachhaltigkeitstransformation

Wie kann die Umsetzung einer nachhaltigen Entwicklung gelingen? Vor dieser Herausforderung stehen Wirtschaft und Gesellschaft, die gleichzeitig Megatrends wie eine rasche Digitalisierung und viele weitere Anforderungen bewältigen müssen. Der Übergang von einer linearen Wirtschaft zu einer Circular Economy stellt eine bedeutende Strategie im Umsetzungsprozess zu einer nachhaltigen Entwicklung dar. Das Forschungs- und Transferprojekt Prosperkolleg – Transformationsforschung zur zirkulären Wertschöpfung und Roll-out der Erkenntnisse hat in einem handlungsorientierten Forschungs- und Transferansatz untersucht und erprobt, wie der Transformationsprozess zu einer Circular Economy insbesondere bei kleinen und mittleren Unternehmen in der Emscher-Lippe-Region und darüber hinaus gelingen kann.

Circular Economy in der Region voranbringen

Die Emscher-Lippe-Region und insbesondere die hier ansässigen Unternehmen stehen wie viele Regionen im Bundesgebiet vor großen, gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen und Veränderungsprozessen, insbesondere im Hinblick auf Nachhaltigkeit sowie die Sicherung der Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit. Die Circular Economy hat sich dabei im Zusammenspiel mit weiteren Bereichen wie Energie (Wasserstoff), Fachkräftegewinnung und Digitalisierung über die vergangenen Jahre zu einem Schlüsselthema in der Region entwickelt, um Antworten auf diese Herausforderungen zu finden.

Der Beitrag zeigt auf, welche Rolle Wirtschaftsförderung als Teil der Regionalentwicklung spielen kann und auf welchen Wegen Transformationsprozesse in Richtung Circular Economy auf regionaler Ebene initiiert und gefördert werden können. Dabei wird auch thematisiert, welches Potenzial die Vernetzung und Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft in Kooperation mit Politik und Verwaltung, hier insbesondere der Wirtschaftsförderung, birgt und wie Wissenstransfer auf regionaler Ebene gelingen kann. Gleichzeitig wird skizziert, welche Impulse und Mehrwerte für die regionale Strukturentwicklung der Ansatz der Aktionsforschung generieren kann.

Frontmatter – Circular Economy als Kernstrategie der Klimaneutralität

Die Grundstoffindustrien wie die Stahl-, die Zement- oder die chemische Industrie gehören weltweit zu den größten Treibhausgasemittenten. Allein die drei genannten Branchen waren 2019 für mehr als 18 % der globalen, direkten CO2-Emissionen verantwortlich. Ihre hohe Energie- und Emissionsintensität steht in direktem Zusammenhang damit, dass diese Industrien primäre Rohstoffe in Grundstoffe umwandeln. Die entsprechenden Prozesse sind rein physikalisch sehr energieintensiv, was auch einer der Gründe dafür ist, dass die Emissionen in den Grundstoffindustrien als nur schwer zu verringern gelten.

Aus der engen Verknüpfung mit der Ressourcenumwandlung ergibt sich unmittelbar, dass alle Strategien der Circular Economy, die darauf abzielen, den Stoffeinsatz zu verringern und bzw. oder höhere Recyclingraten zu realisieren, direkt auch in großem Umfang Treibhausgasemissionen, insbesondere in den entsprechenden Grundstoffindustrien, vermindern.

Das Konzept der Circular Economy hat in den vergangenen Jahren in Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft stark an Bedeutung gewonnen. Unternehmen haben neben Klimaschutzaspekten weitere Anreize, zirkulär zu denken und zu wirtschaften: Durch die Schließung von Materialkreisläufen können sie die Produktion von der Rohstoffentnahme entkoppeln und so Umweltwirkungen reduzieren. Gerade in unsicheren Zeiten bringt eine verringerte Rohstoffabhängigkeit den Vorteil mit sich, dass sie nicht der Volatilität der Rohstoffpreise ausgeliefert ist. Zirkuläres Wirtschaften fördert außerdem Innovationen und stärkt die inländische Wertschöpfung.

Klarheit im Begriffsdschungel schaffen

In der Diskussion rund um das Thema zirkuläres Wirtschaften werden häufig verschiedene Begrifflichkeiten wie Circular Economy, Industrial Ecology, Kreislaufwirtschaft und Cradle to Cradle verwendet. Das Buch schafft Klarheit im Begriffsdschungel und adressiert Gemeinsamkeiten und Unterschiede der miteinander verwandten Konzepte. Des Weiteren werden Anreize zirkulär zu handeln aufgezeigt.

Deutlich wird, dass Unternehmen mit dem Begriff der Circular Economy sehr unterschiedliche Aspekte und Vorgehensweisen verbinden. Auch die Motive zur Beschäftigung mit dem Thema sind vielfältig und reichen von der verbesserten Außendarstellung bis zur Reduktion von CO2-Emissionen. Die persönliche Ansprache der Unternehmensleitungen und ein Verständnis für die Herausforderungen, die Unternehmenskultur und die Marktsituation im Wertschöpfungsnetzwerk sind Erfolgsfaktoren, um Unternehmen für das Thema Circular Economy zu motivieren.

Niederschwelliger Einstieg zur Identifikation zirkulärer Ansätze

Viele, vor allem kleine und mittlere Unternehmen wissen nicht, wie ein erster Schritt in das für sie oft wenig greifbare Feld der Circular Economy aussehen könnte. Daher fokussierte sich die im Prosperkolleg entwickelte Vorgehensweise des Circular Economy Potenzialcheck auf einen niederschwelligen Einstieg zur Identifikation zirkulärer Ansätze und eine anschließende schrittweise Ausarbeitung der identifizierten Potenziale. Das vierschrittige, unternehmensindividuelle Vorgehen des Potenzialchecks wurde gemeinsam mit Unternehmen erprobt und iterativ weiterentwickelt. Herzstück des Modells ist die Circularity Matrix mit einem Soll-Ist-Vergleich als Ausgangspunkt für die Identifikation geeigneter betrieblicher Handlungsfelder.

Laut Umweltbundesamt werden über 80 % der Umweltauswirkungen eines Produkts durch das Design festgelegt. Design ist damit eine wesentliche Stellschraube in einer Circular Economy (Umweltbundesamt 2020). Dieser Beitrag beleuchtet die Bedeutung von Design in der Transformation zur Circular Economy und zeigt Ansätze zur Umsetzung von Circular Design auf. Dazu wird zunächst ein Einblick in die zirkuläre Produktentwicklung gegeben. Diese hat den Anspruch, von Beginn an die eingesetzten Materialien auf ein Minimum zu reduzieren, die Produktnutzung zu intensivieren und zu verlängern, die Materialien am Ende des Lebenszyklus sinnvoll wieder einzusetzen und den Einsatz von beispielsweise ungiftigem Material sowie erneuerbaren Energien zu ermöglichen.

Produktdesign in einer Circular Economy betrifft nicht nur die Anpassung äußerer Formen oder verwendeter Materialien eines Produkts und seiner Verpackung, sondern beginnt bereits bei der Entwicklung des Geschäftsmodells anhand zirkulärer Kriterien. Der Beitrag befasst sich daher ebenso mit der Entwicklung zirkulärer Geschäftsmodelle und beleuchtet verschiedene Methoden, die dabei zum Einsatz kommen. Die theoretischen Grundlagen werden anschließend in eine praxisorientierte Workshopmethode (CIRCO) überführt, die Unternehmen gezielt an die Hand nimmt und bei der Entwicklung zirkulärer Geschäftsmodelle Schritt für Schritt unterstützt. Abschließend zeigen Beispiele aus der Praxis, wie Circular Design heute bereits aussehen kann.

->Quellen: