KIT: Energiearmut bekämpfen

Besserer Zugang zu bezahlbarem Wohnraum

Die Europäer sind mit einer kombinierten Wohnungs- und Energiekrise konfrontiert, die das soziale Ungleichgewicht verschärft. Der Zugang zu bezahlbarem Wohnraum ist begrenzt und wird durch steigende Mieten und Energiepreise weiter erschwert. Das vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) koordinierte und von der EU geförderte Projekt „PREFIGURE“ zielt nun darauf ab, die vielschichtige Wohnungskrise zu bewältigen. Die Forschenden untersuchen, wie Innovationen die Ungleichheiten und die Energiearmut beseitigen können. Darüber hinaus wollen sie wirksame wohnungspolitische Maßnahmen identifizieren und Erkenntnisse für nachhaltige Veränderungen gewinnen.

Mobiles Mitmachlabor des KIT Im Projekt PREFIGURE – MobiLab zum Austausch verschiedener Interessengruppen über Lösungen zu energetischer Sanierung und Energiearmut – Foto © Anna-Barbara Grebhahn, KIT

Energiearmut bedeutet, dass Haushalte grundlegende Energiedienstleistungen wie Heizen, Kühlen, Beleuchtung, Kochen und Strom nicht bezahlen können. Gründe dafür könnten geringes Einkommen, hohe Energiekosten oder ein schlechter Gebäudestandard sein. „Der Mangel an erschwinglichem Wohnraum in Verbindung mit steigenden Energiekosten verschärft soziale Ungleichheiten und die Energiearmut“, sagt Professor Michael Janoschka vom Institut für Regionalwissenschaft des KIT. „Die Renovierung bestehender Wohnungen wird zwar als Lösung vorgeschlagen, aber es ist zu befürchten, dass sich die Lage dadurch noch weiter zuspitzt.“ Deshalb konzentriert sich PREFIGURE darauf, den Zugang zu bezahlbarem und nachhaltigem Wohnraum in verschiedenen europäischen Städten zu verbessern.

Innovationen im Wohnungswesen verstehen, Auswirkungen der Wohnungspolitik darstellen und Wissen für politische Lösungen mobilisieren

Im Projekt wollen die Forschenden verstehen, wie verschiedene soziale, politische und wirtschaftliche Innovationen dazu beitragen können, dass Wohnraum nachhaltig saniert wird und gleichzeitig bezahlbar für die Bewohnenden bleibt. „Damit wollen wir zu gerechteren und ökologisch nachhaltigeren Wohnlösungen in Europa beitragen“, so Janoschka. Außerdem untersuchen er und sein Team, wie Eigentümerinnen und Eigentümer sowie Mieterinnen und Mieter finanzielle Anreize für den Umbau zu energieeffizienten Gebäuden annehmen und wie sie diese Veränderungen wahrnehmen.

„Das gesammelte Wissen über innovative Praktiken für nachhaltigen Wohnungsbau und die Energiewende wollen wir dann zugänglich und erlebbar machen. Deshalb erarbeiten wir in einem mobilen Mitmachlabor, dem MobiLab, gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern der jeweiligen Stadt konkrete Lösungen und geben diese an lokale und regionale Entscheidungstragende vor Ort weiter“, sagt Janoschka. Das könne ihnen dabei helfen, fundierte Entscheidungen zu treffen, die nachhaltiges Wohnen fördern.

Wohnungs- und Energiefragen gemeinschaftlich angehen

PREFIGURE integriert verschiedene Disziplinen wie Humangeografie, Architektur, Stadtplanung und Stadtsoziologie. Dieser interdisziplinäre Ansatz trägt zu einem besseren wissenschaftlichen Verständnis komplexer Themen wie Ungleichheit im Wohnungswesen und Energiearmut bei. Um die Zusammenhänge zwischen Wohnen, Energieeffizienz und sozialer Ungleichheit besser zu verstehen, sollen die erarbeiteten Konzepte zudem die Urbane Politische Ökologie und Ökonomie berücksichtigen. Das Projekt untersucht somit nicht nur die alltäglichen Konsequenzen der energetischen Sanierung des Baubestands für Bewohnerinnen und Bewohner, es erfolgt darüber hinaus auch eine vergleichende Analyse der gesellschaftspolitischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sowie eine Beachtung der ökologischen Vorteile nachhaltigen Bauens und Wohnens.

„Wir beziehen sowohl politische Entscheidungstragende als auch die Zivilgesellschaft und andere Interessengruppen ein, um voneinander zu lernen und einen gemeinschaftlichen Ansatz bei der Bewältigung von Wohnungs- und Energiefragen zu fördern“, so Janoschka. Dieses Engagement sei entscheidend für die nachhaltige Entwicklung der Gemeinschaft und den sozialen Zusammenhalt vor Ort. „Am Ende können wir Innovationen aufzeigen und politische Maßnahmen empfehlen, die erschwinglichen, zugänglichen und energieeffizienten Wohnraum für alle sichern“, ist Janoschka überzeugt.

Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 10 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 22 800 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Das KIT ist eine der deutschen Exzellenzuniversitäten.

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