Kreislaufwirtschaft: 11.000 Sitze aus Altplastik
Startup-Gründer Marius Hamelot kann sich durch die Olympischen Sommerspiele 2024 in seiner Vision bestätigt fühlen, Müll nicht nur zu „entsorgen“, sondern daraus nützliche Produkte herzustellen. Der 29jährige Architekt arbeitet mit seinem 2018 gegründeten Unternehmen Le Pavé („das Pflaster“) seit mehreren Jahren daran, in Pariser Stadtvierteln gesammelte Plastikabfälle in hochwertige Gegenstände zu verwandeln.
Dazu hat er gemeinsam mit seinem Freund Jim Pasquet 2018 Le Pavé gegründet. Im Jahr darauf ließ das Unternehmen eine thermische Formpresstechnik für den Einsatz im Bausektor patentieren. 2023 erhielten sie ein weiteres Patent für das Verfahren selbst. „Wir haben etwa 200 Kunststoffunternehmen kontaktiert und mit etwa 15 zusammengearbeitet, aber niemand konnte das tun, was wir wollten“, so Hamelot. Also erfanden sie ihr eigenes Verfahren.
Die Olympischen Spiele fördern die Nachhaltigkeit und sensibilisieren auf kreative Weise für das Recycling. Die Zuschauer der Olympischen Spiele 2024 in Paris sitzen auf Stühlen aus recyceltem Kunststoff aus lokalen Mülltonnen (euronews.com/paris-olympics-to-give-waste-a-second-life-with-recycled-plastic-chairs).
„Es gab einen Mangel an neuen Materialien, was viele Hersteller dazu veranlasste, auf Abfall umzusteigen“, sagt Hamelot. „Die Kunststoffhersteller stellten ihren Betrieb ganz ein, nicht weil es keine Aufträge, sondern weil es kein Material mehr gab. Also sind sie auf den Abfallsektor umgestiegen.“ Trotz der logistischen Herausforderungen und der Belastung der globalen Lieferketten war das Sitzplatzprogramm Teil der umfassenderen Bemühungen um eine Verringerung des ökologischen Fußabdrucks der Olympischen Spiele, welche die bisher „grünsten“ zu werden versprechen.
Die Organisatoren haben erklärt, dass sie die Emissionen im Vergleich zu früheren Spielen um die Hälfte reduzieren wollen, indem sie bestehende Strukturen nutzen, die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel fördern und – was umstritten ist – einen CO2-Ausgleich vornehmen.
Die Sitze an olympischen Austragungsorten wie der Arena an der Porte de la Chapelle in Paris und dem olympischen Wassersportzentrum in Saint-Denis wurden aus recyceltem Kunststoff hergestellt. Im Sinne der Kreislaufwirtschaft reduzierte dieser Ansatz den Energieverbrauch und vermied die Entstehung neuer Abfälle. Rund 11.000 Sitze wurden aus recycelten Materialien hergestellt.
Das Pariser Recyclingunternehmen Lemon Tri hatte sich mit der Öko-Baufirma Le Pavé zusammengetan, um Kunststoffabfälle zu sammeln und in Kunststoffspäne zu schredddern. Uum eine gleichmäßige Farbverteilung zu erreichen, werden diese Späne dann gemischt, erhitzt und gepresst. Das Ergebnis ist eine Reihe von weißen oder schwarzen Kunststoffplatten mit kleinen Farbeinschlüssen.
Diese Platten wurden dann geglättet, geschliffen und an Partnerunternehmen in Frankreich versandt, wo sie zugeschnitten und zusammengesetzt wurden, so dass die olympischen Sitze entstanden. Achtzig Prozent der 100 Tonnen recycelten Kunststoffs, die für die Herstellung der Sitze benötigt werden, stammen aus den gelben Tonnen in Seine-Saint-Denis. „Es wird in Seine-Saint-Denis gesammelt, in Seine-Saint-Denis geschreddert und in Seine-Saint-Denis verarbeitet, und das alles für ein Schwimmbad, das noch in der Gegend ist“, so Augustin Jaclin, Mitbegründer von Lemon Tri.
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