Acht Kreislaufwirtschafts-Projekte im Wuppertal-Institut

Eine Auswahl

Nach dem Motto „Global denken, lokal handeln!“ arbeitet das Wuppertal-Institut an 280 Projekten in mehr als 70 Ländern weltweit allein an den Themen Ressourcenmanagement und Kreislaufwirtschaft forschend, beratend und unterstützend. Kurz: Das  Wuppertal Institut ist interdisziplinär und kosmopolitisch. Solarify hat acht Projekte ausgewählt.

Inschrift Wuppertal-Institut – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft, für Solarify

1.ETC/CE 2022-2026: European Topic Centre on Circular Economy and Resource Use

Der Europäische Green Deal soll den Übergang zu einer modernen, ressourceneffizienten und wettbewerbsfähigen Wirtschaft schaffen. Das Ziel des Green Deal ist es, die Europäische Union bis 2050 zum erste klimaneutralen Kontinent zu machen. Um diese Transformation zu ermöglichen, muss die Ressourcennutzung optimiert werden. Damit Abfälle so weit wie möglich vermieden, recycelt und Produkte und Komponenten möglichst lange genutzt werden,  hat die Europäische Umweltagentur (EEA) die Kreislaufwirtschaft als einen ihrer fünf strategischen Bereiche ausgewiesen.

Das „European Topic Centre on Circular Economy and Resource Use“ (ETC/CE) 2022-2026 ist ein Konsortium europäischer Institutionen, das von VITO (Belgien) geleitet und von der EEA beauftragt wird, thematisches Fachwissen zur Ressourceneffizienz bereitzustellen und spezifische Aufgaben für sie auszuführen. Das ETC/CE unterstützt die EEA im Jahr 2022 insbesondere in den Themenbereichen industrieller Wandel (Monitoring CE), EU-Abfallrecht sowie Stoffströme und nachhaltige Ressourcennutzung.

Das Wuppertal Institut ist als Mitglied des ETC/CE in zwei Arbeitsschwerpunkten involviert:

  1. Im Bereich „Kreislaufwirtschaft und industrielle Transformation“ sind die Forschenden des Wuppertal Instituts verantwortlich für die Bewertung und das Monitoring der Kreislaufwirtschaft. Unter anderem sollen Studien zur Etablierung eines Produktpasses umgesetzt werden und länderspezifische Herausforderungen und Chancen zur Umsetzung des EU Circular Economy Action Plans auf nationaler Ebene analysiert werden.
  2. Im Bereich „Unterstützung der Umsetzung des EU-Abfallrechts“ analysieren die Forschenden des Wuppertal Institut nationale Abfallvermeidungsprogramme. Aus den gewonnen Daten entwickeln sie nationale Profile, die die Maßnahmen zur Abfallvermeidung in den Ländern strukturieren und bewerten. Die WissenschaftlerInnen überprüfen außerdem, welche Strategien sich eignen, um die Abfallvermeidung zu überwachen und ob diese den Prozess erfolgreich unterstützen. (Projekt-Nr.352735 – Laufzeit 01/2022 – 12/2026)

2. DACE – Datenkompetenzzentrum Circular Economy

Das übergeordnete Ziel von DACE ist die Schaffung und Stärkung von Kompetenzen im ganzheitlichen Umgang mit CE-Daten. Das Projekt zielt darauf ab, durch Forschung, Befähigung und Transfer die Datenlage zur CE zu strukturieren, zu konsolidieren und zu verbessern. DACE dient damit als Anlaufstelle für Datenkompetenz im Bereich Kreislaufwirtschaft (Circular Economy, CE) und setzt zur Vermittlung und Erforschung der benötigten Kompetenzen auf drei tragende Säulen in den Bereichen Lernen, Forschen und Vernetzen: DACE Academy, DACE Space und DACE Hub.

  • Die DACE Academy zielt dabei darauf ab, WissenschaftlerInnen, Studierende und AnwenderInnen im Umgang mit CE-Daten zu schulen und bietet ein zweistufiges Zertifikatsprogramm mit Grundlagen- und fortgeschrittenen Kursen sowie ein Mentoringprogramm.
  • Der DACE Space konzentriert sich auf die Weiterentwicklung der datenorientierten Grundlagenforschung, Transfer- und Anwendungsforschung für CE-Daten. Dies schafft eine Grundlage für Bedarfsanalyse, Methoden zur Erhebung und Verarbeitung von CE-Daten sowie Best-Practice-Methoden für Produkte wie den Batterie-Pass.
  • Der DACE Hub soll  Studierende, Wissenschaft, Industrie, Verwaltung und Nachwuchskräfte miteinander vernetzen. Die digitale Vernetzungsplattform identifiziert dafür PartnerInnen und Kompetenzen und die „CE Data Competence Summits“ veranstalten Konferenzen, um Problemstellungen und Forschungsergebnisse zu diskutieren. Der DACE Hub stellt darüber hinaus auch Guidelines und Handlungsempfehlungen basierend auf den „DACE Space“-Forschungsergebnissen bereit.

Damit schließt DACE eine wichtige Lücke in der Forschungs- und Lernlandschaft. Einerseits, weil eine Vielzahl von Daten, die für die Messung und Steuerung der Kreislaufwirtschaft relevant sind, bisher noch nicht erfassbar beziehungsweise messbar sind, und andererseits, da den relevanten AkteurInnen bisher nicht bekannt ist, dass diese Daten im CE-Kontext überhaupt benötigt werden. (Projekt-Nr. 353165 – Laufzeit 11/2023 – 11/2026)

3. CIRPASS – Kollaborative Initiative für einen auf Standards basierenden digitalen Produktpass zur gemeinsamen Nutzung von Produktdaten für eine Kreislaufwirtschaft

Um Kreislaufwirtschaft (Circular Economy) zu realisieren, muss das lineare Lieferkettensystem transformiert werden. Digitale Produktpässe gelten dabei als entscheidendes Instrument, um ein dafür notwendiges Kreislauf-Ökosystem zu schaffen.

Im Projekt CIRPASS arbeitet ein Konsortium aus 30 Partnerorganisationen im Auftrag der Europäischen Kommission zusammen, um die europäische Vision eines Digitalen Produktpasses über mehrere Wertschöpfungsketten weiterzuentwickeln. Das Projekt wird durch die EU-Kommission im Rahmen des Programms „Digitales Europa“ finanziert.

Innerhalb von 18 Monaten sollen die Grundlagen für eine schrittweise Erprobung und Einführung eines sektorenübergreifenden digitalen Produktpasses gelegt werden. Der Fokus liegt dabei zunächst auf den drei Bereichen des Elektro- und Elektronik-, des Batterie- und des Textilsektors. Dabei soll ein klares Konzept für den Digitalen Produktpass (DPP), die Definition eines sektorübergreifenden Produktdatenmodells mit nachgewiesenen Vorteilen für die Kreislaufwirtschaft und die Entwicklung von Fahrplänen für seine Einführung erstellt werden.

Das Wuppertal Institut verantwortet das Arbeitspaket „DPP-Prototypen, Roadmaps & Empfehlungen“. Hierbei integrieren die Forschenden die CIRPASS-Ergebnisse in einen DPP-Piloten, entwerfen eine Roadmap für die Einführung der DPPs und entwickeln Empfehlungen für politische EntscheidungsträgerInnen. (Projekt-Nr.352820 – Laufzeit 10/2022 – 03/2024)

4. CEVaC – Circular Economy Value Cases for Smartphones

Digitale Technologien und Lösungen bestimmen zunehmend den privaten und beruflichen Alltag sowie das soziale Leben und die Organisation von Wirtschaft und Gesellschaft. Smartphones gewannen als multifunktionale Endgeräte in den vergangenen Jahren immer mehr an Bedeutung, sind zur zentralen Schnittstelle für Nutzende (engl. User Interfaces) für digitale Kommunikation geworden und übernehmen in Zukunft noch weitere Funktionen und Dienstleistungen.

Mit der steigenden Zahl von digitalen Endgeräten und Anwendungen werden auch die damit verbundenen ökologischen Folgen immer sichtbarer. Die digitale Welt trägt nicht nur zum Klimawandel bei, sie verbraucht durch die Produktion von Hardware und Endgeräten auch wichtige Ressourcen.

Hier setzt das Projekt CEVaC an: Ohne die Chancen der Digitalisierung hinsichtlich des Klima- und Umweltschutzes außer Acht zu lassen, nehmen die Projektbeteiligten den Ressourcenverbrauch digitaler Endgeräte und die damit verbundenen ökologischen Auswirkungen in den Blick. Am Beispiel des Smartphones analysieren sie in einer Studie Lösungen zu ressourcenschonenden Strategien und Geschäftsmodellen im Sinne einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft. Die Studie geht dabei von der Leitidee der Ressourcenschonung aus und betrachtet, wie sich die Lebensdauer bereits hergestellter Geräte verlängern und ihre Nutzung durch neue Geschäftsmodelle und Dienstleistungen intensivieren lässt.
Das Projekt zielt darauf ab, das Verständnis für die aktuellen ökologischen Probleme und Handlungsnotwendigkeiten rund um das Smartphone zu vertiefen und dafür Lösungen der Kreislaufwirtschaft (Circular Economy) für zukunftsfähige, ressourcenschonende Geschäftsmodelle und Dienstleistungen zu finden. Damit trägt das Projekt zum grundlegenden Diskurs von Industrie, Gesellschaft und Politik bei. (Projekt-Nr.353038 – Laufzeit 01/2023 – 03/2024)

5. CEKS-MUC – Unterstützung der Circular Economy Koordinierungsstelle München

Der Stadtrat der Landeshauptstadt Bayerns hat im vergangenen Jahr ein Zero-Waste-Konzept mit ambitionierten Zielen verabschiedet, die im Kern Siedlungsabfälle aus Haushalten verringern. Teil des Konzeptes sind 40 geplante Maßnahmen, die unterschiedliche Aktivitäten und Anwendungsbereiche abdecken, sowie die Gründung einer Zero-Waste-Fachstelle. Diese Fachstelle soll unter anderem langfristig die Umsetzung der Maßnahmen überprüfen, koordinieren und Kontakte zwischen relevanten AkteurInnen herstellen.

Das Referat für Klima- und Umweltschutz (RKU) der Landeshauptstadt München plant darüber hinaus die Gründung einer Circular-Economy-Koordinierungsstelle (CEKS). Diese soll den in München stattfindenden zirkulären Aktivitäten eine geeignete (und noch zu definierende) Plattform und Unterstützung bieten. Das Wuppertal Institut wurde damit beauftragt die Gründung der Koordinierungsstelle zu begleiten und herauszuarbeiten, inwiefern einander die beiden Fachstellen „Zero Waste“ und „Circular Economy“ sinnvoll ergänzen können, aber auch in welchen Aspekten sie sich unterscheiden. Dabei ist eine inhaltliche Abgrenzung der beiden Fachstellen ein wichtiger Baustein, um klare Verantwortlichkeiten zu definieren. Daher ist eine kontinuierliche Abstimmung und Koordination zwischen CEKS und der Zero-Waste-Fachstelle geplant. Ziel ist es, insgesamt zwei Fachstellen in München zu etablieren, welche sich thematisch ergänzen und nicht redundant agieren. (Projekt-Nr.353096 – Laufzeit 03/2023 – 02/2024)

6. CEWI – Circular Economy als Innovationsmotor für eine klimaneutrale und rohstoffeffiziente Wirtschaft

Der Weg in eine Kreislaufwirtschaft (Circular Economy) ist eine Schlüsselstrategie, um die Klimaschutzziele 2030 und die Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen. Laut des Global Resources Outlook 2019 des International Resource Panel (IRP) sind weltweit die Hälfte der CO2-Emissionen direkt oder indirekt auf die Rohstoffförderung und -verarbeitung zurückzuführen. Die kombinierte Betrachtung des Klima- und Ressourcenschutzes ist zentraler Bestandteil des Verbundvorhabens „Circular Economy als Innovationsmotor für eine klimaneutrale und rohstoffeffiziente Wirtschaft“ (CEWI) und leistet einen Beitrag zur unternehmerischen Umsetzung einer Circular Economy in Deutschland. Das Verbundvorhaben der Stiftung KlimaWirtschaft, dem WWF Deutschland und des Wuppertal Instituts wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert und durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz fachlich begleitet.

In einem zielgerichteten und moderierten Prozess werden rund 30 Unternehmen, Stakeholder und weitere relevante Akteure, wie Kommunen und Verbände aus dem Gebäude- und Automobilsektor zusammengebracht und durch das Projektkonsortium bei der Entwicklung innovativer, sektorenübergreifender Geschäftsmodelle und Pilotprojekte unterstützt und begleitet. Grundlage für die Ideenentwicklung bilden die im Rahmen zweier Vorstudien (für den Gebäude- und den Automobilsektor) abgeleiteten Handlungsfelder, in denen hohe Potenziale für den Klima- und Ressourcenschutzes vorhanden sind. Im Rahmen von Design Thinking Sprints, sowie ähnlich innovativen Formaten werden branchenübergreifende Themen und Fragestellungen diskutiert und in Form von späteren Pilotprojekten in die Umsetzung gebracht. Design Thinking Sprints begrenzen zeitlich den sechsstufigen Design Thinking Prozess, bei dem iterativ Lösungen erarbeitet werden, sodass ein kompaktes und gleichzeitig effizientes Lösungsverfahren durchgeführt werden kann. Die erarbeiteten Ideen sollen dabei an zentralen CO2-Minderungspotenzialen ansetzen, Primärrohstoffabbau sowie Abfall reduzieren und systemische Veränderungen hin zu einer Kreislaufwirtschaft anstoßen.

Die in CEWI abgeleiteten Lösungsansätze veröffentlichen die Projektbeteiligten auf der Internetseite von CEWI und stellen erschlossene Potenziale, Hemmnisse und Herausforderungen, denen Unternehmen auf dem Weg zu einer Circular Economy begegnen dar. (Projekt-Nr.352204 – Laufzeit 09/2020 – 08/2023)

7. EmCi – Die Kreislaufwirtschaft einbeziehen: Ein Weg zur Stärkung des Gesetzes über kritische Rohstoffe

Der grüne Wandel führt zu einem raschen Anstieg der Nachfrage nach oft seltenen Rohstoffen wie kritischen Rohstoffen, da diese für zahlreiche Innovationen und Schlüsseltechnologien von hoher Bedeutung sind. Da Europa selbst kaum über geeignete einheimische Rohstoffvorkommen verfügt, ist es hinsichtlich vieler kritischer Rohstoffe auf Importe aus oftmals nur wenigen Ländern angewiesen. Strategien, wie die Diversifizierung und die Steigerung der EU-internen Förderung, könnten dazu beitragen, die Abhängigkeiten der Europäischen Union (EU) in einem geopolitisch schwierigen Umfeld zu verringern. Jedoch könnte insbesondere die Kreislaufwirtschaft hierbei eine zunehmend wichtige Rolle spielen: Sie kann helfen, eine größere Menge an Materialien länger im System zu halten und den Bedarf an Primärmaterialien zu verringern. Allerdings: Sie ist bei kritischen Rohstoffen vielfach erst gering entwickelt.

Daher betrachteten die Forschenden im Rahmen des Projekts EmCi insbesondere, inwieweit der im März 2023 veröffentlichte Critical Raw Materials Act der EU (CRMA) geeignet ist, die dieses Ziel der Stärkung der Versorgungssicherheit und das Ziel der Klimaneutralität zu unterstützen. (Projekt-Nr. 353106 – Laufzeit 03/2023 – 07/2023)

8. NKWS-SciSup – NKWS Begleitforschung – Wissenschaftliche Unterstützung und Begleitung der Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie NKWS

Die zirkuläre Wertschöpfung ist in den vergangenen Jahren auch in der Wirtschaft auf hohes Interesse gestoßen. Sie bietet die konzeptionelle Chance, ökologische Anforderungen mit Kosteneinsparungen, resilienteren Zuliefererstrukturen und einer gesteigerten Wettbewerbsfähigkeit durch innovative Geschäftsmodelle zu verknüpfen. Dementsprechend werden mit der Transformation zur zirkulären Wertschöpfung auch hohe Erwartungen an positive Arbeitsmarkteffekte verknüpft. Die Europäische Kommission erhofft sich durch die Umsetzung ihres Aktionsplans für die Kreislaufwirtschaft bis zu 700.000 neue Arbeitsplätze. Daher plant das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) die Erstellung und Umsetzung einer Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS).

Das Ziel des Begleitforschungsprojekts NKWS SciSup ist es, den Prozess zur Entwicklung und Fortschreibung einer NKWS für eine ressourcenschonende, nachhaltig-zirkuläre Wirtschaft wissenschaftlich zu unterstützen und mit Diskussionsbeiträgen und weiteren Inputs zu bereichern. Im Rahmen des Vorhabens entwickeln die Projektbeteiligten Vorschläge für einen sinnvollen Handlungsrahmen der Strategie sowie konkrete Ziele für die Senkung des primären Rohstoffverbrauchs und zur Schließung der Stoffkreisläufe. Somit erarbeiten sie ein konsistentes Ziel- und Indikatorensystem sowie ein wirksames Instrumenten- und Maßnahmenpaket. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Bemessung der nationalen und globalen Klimaschutzeffekte der vorgeschlagenen Maßnahmen. Die wissenschaftliche Begleitforschung soll somit die Transformationsgeschwindigkeit der NKWS erhöhen und sie hin zu einer echten Kreislaufwirtschaft entwickeln. (Projekt-Nr.353094 – Laufzeit 02/2023 – 07/2025)

->Quellen: wupperinst.org/projekt-uebersicht