Das Wichtigste in Kürze – Transformation als Chance
Die Transformation zum zirkulären Wirtschaften wird von vielen Unternehmen als Chance begriffen. Unternehmen sehen besonders Potenzial auf Material- und Kosteneinsparungen, gesteigerte Resilienz des eigenen Unternehmens und darauf, den eigenen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz zu erhöhen. Allerdings ist eine erfolgreiche Transformation zu einer Circular Economy an wichtige Bedingungen geknüpft: eine flächendeckende Digitalisierung, u. a. für die Einführung des Digitalen Produktpasses, ein einheitlicher europaweiter gesetzlicher Rahmen und ein funktionierender Markt für Rezyklate.
Die Aussicht auf zusätzliche bürokratische Anforderungen und Kosten bereitet Kopfzerbrechen. Nahezu 60% der Betriebe befürchten einen erhöhten Dokumentationsaufwand bei der Transformation zu einer zirkulären Wirtschaft, was wiederum einen erhöhten Personalaufwand nach sich zieht, sowie ein verknapptes Angebot von Produktionsstoffen. Mehr als jedes dritte Unternehmen sieht darüber hinaus die Verfügbarkeit von Sekundärrohstoffen als Risiko.
Digitale Ansätze, wie der Digitale Produktpass, sind keine Selbstläufer. Im Rahmen des Digitalen Produktpasses erhalten Produkte einen spezifischen Code, der gescannt werden kann und der es Akteuren entlang der Lieferkette erlaubt, auf Informationen zu Produkteigenschaften zuzugreifen. Diese Informationen zu u. a. enthaltenen Rohstoffen oder Reparierbarkeit sollen dabei helfen, die Lebensdauer von Produkten zu verlängern und Rohmaterialien in den Wirtschaftskreislauf zurückzuführen. Auch wenn bereits jedes dritte Unternehmen digitale Lösungen zur Ressourcenschonung einzuführen plant bzw. eingeführt hat, heißt das nicht, dass die Betriebe für die Einführung des Digitalen Produktpasses bereit sind. Hierzu bedarf es eines schnellen und flächendeckenden Ausbaus der digitalen Infrastruktur. Denn nur so können Unternehmen Kapazitäten zur Datenspeicherung und -bearbeitung ausbauen. Dazu kommt, dass der „digitale Produktpass“ aktuell noch drei Viertel der Unternehmen unbekannt ist.
Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 65 Prozent im Vergleich zu 1990 zu reduzieren und Deutschland bis 2045 klimaneutral aufzustellen. So soll das Erreichen der Pariser Klimaziele und der Ziele des europäischen Green Deal für 2030 sichergestellt werden. Im März 2022 kündigte die Bundesumweltministerin die Entwicklung einer nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) an. Mit seinen hohen Wiederverwertungsquoten, seiner Vorreiterrolle bei Forschung und industriellem Know-how hat Deutschland gute Voraussetzungen, die Transformation zu einer zirkulären Wirtschaft erfolgreich zu bestehen.
Die DIHK hofft, dass sich der Trend Richtung Zirkuläre Wirtschaft in den nächsten Jahren in Deutschland und Europa weiter verstärken wird. Offen sei jedoch, inwieweit insbesondere die mittelständische Wirtschaft auf diesen Entwicklungsprozess vorbereitet, und mit welchen Chancen und Risiken dieser aus Sicht betroffener Betriebe verbunden sei. Die Umfrage „Die deutsche Wirtschaft auf dem Weg zur Circular Economy“ geht diesen Fragen nach. Mit Unterstützung der IHKn nahmen zwischen dem 04. und 22. März 2024 fast 2.000 Unternehmen an der Befragung teil.
Ergebnisse – Status Quo – KMU und zirkuläres Wirtschaften
Für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft ist eine intelligente Vernetzung der einzelnen Stufen der Wertschöpfungsketten notwendig. Das bedeutet, beim Produktdesign schon an die Wiederverwendung und Recyclingfähigkeit zu denken, beim Design des Geschäftsmodells auf Anreize zur Langlebigkeit zu achten und beim Recycling die Qualitätsanforderungen der Industrie zu berücksichtigen. Kern des zirkulären Wirtschaftsmodells sind die sog. R-Strategien (Reuse, Repair, Refurbish, Remanufacture, Recycle). Alle R-Strategien haben zum Ziel, den Verbrauch von natürlichen Ressourcen zu reduzieren, sowie die Rückführung von Materialien in den Wertschöpfungskreislauf zu unterstützen. Als Idealzustand wird die Schließung von Stoffkreisläufen betrachtet (weitere Informationen dazu im Anhang). Mehr als jedes zweite Unternehmen gibt an, die R-Strategien bereits zu kennen und mindestens eine in die Unternehmensstrategie integrieren zu wollen. Der Anteil von Unternehmen, die sich bereits mit den R-Strategien auseinandergesetzt haben, ist bei den größeren Unternehmen am höchsten.
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