Zukunft der Kreislaufwirtschaft: Circular Valley Convention

Vernetzung und neue Geschäftsmodelle im Fokus

Prof. Dr. Manfred Renner, Leiter des Fraunhofer Cluster Circular Plastics Economy CCPE, spricht in einem Interview am 27.08.2024 über die aktuellen Herausforderungen und Chancen, darüber, welche Themen aktuell für die Kreislaufwirtschaft von Bedeutung sind. Von notwendigen Leitplanken, wie der nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie, bis hin zur Bedeutung von Multi-Stakeholder-Kooperationen, wie der Circular Valley Convention im März 2025 in Düsseldorf.

Symbolbild Kreislaufwirtschaft – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft, für Solarify

Welche Themen sehen Sie akut für die Kreislaufwirtschaft, auch über die Kunststoffbranche hinaus?

Manfred Renner: Damit die Kreislaufwirtschaft flächendeckend in Fahrt kommt, sind andere Produktdesigns, Stichwort Eco-Design, Materialien und deren Kombination, Technologien sowie Anreize nötig. Ohne Leitplanken und auch Regulatorik wird es auch nicht gehen. Entscheidend wird jedoch sein, dass die Akteure in der Wertschöpfungskette zusammenarbeiten – und zwar über einzelne direkt verbundene Stufen hinweg. Erst dann wird es gelingen, lineare Wertschöpfung zu krümmen und schließlich zu einem Wertschöpfungskreislauf zu transformieren. Dies gilt für alle Branchen und Schnittstellen.

Die Projekte im Fraunhofer CCPE nutzen diesen Multistakeholder-Ansatz bereits für die Kunststoffindustrie. Durch die Kombination von System-Know-how und Technologien entstehen so Lösungen für kleine und große Kreisläufe.

Ein weiteres großes Thema ist die Beantwortung der Frage, wie der Konsum der Zukunft aussehen kann. Wie können Mehrwerte für die Konsumenten entstehen, die eine höhere Zufriedenheit bei gleichzeitig vermindertem Konsum schaffen. Antworten können der Konsum einer geringeren Anzahl von Produkten höherer Qualität sein oder die Nutzung von Produkten statt deren Kauf. Hierzu dient das Geschäftsmodell Product-Service-System. Dies wird zu weiteren neuen, innovativen Geschäftsmodellen führen. Auch damit beschäftigen wir uns im Fraunhofer CCPE intensiv.

Ist dieses Streben nach dem Multistakeholder-Ansatz auch der Grund für Ihre wissenschaftliche Begleitung an der Circular Valley Convention, die vom 12. bis 13. März 2025 in Düsseldorf stattfindet? Was erwarten Sie von diesem neuen Format?

Renner: Die Circular Valley Convention ist eine hervorragende Gelegenheit, mit allen Stakeholdern aus den verschiedenen Branchen zum Thema Kreislaufwirtschaft ins Gespräch zu kommen und neue Impulse zu setzen – nicht nur in Bezug auf Deutschland, sondern auch international. Zusammen mit der Messe Düsseldorf und der Circular Valley Stiftung erstellen wir gerade ein vielfältiges Konferenzprogramm, in dem das gesamte Spektrum zirkulärer Lösungen, Strategien und Geschäftsmodelle abgebildet wird. Erste Sprecher aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft konnten wir bereits gewinnen.

Begleitet wird die Konferenz von einer Messe und einer Abendveranstaltung. Diese bieten die Möglichkeit, vertiefender Gespräche und somit die Vernetzung nochmal intensiver voranzutreiben. Natürlich wird Fraunhofer CCPE vertreten sein.

Die Circular Valley Convention ist eine neue Plattform für die industrielle Kreislaufwirtschaft. Das neue Messeformat bildet die gesamte Bandbreite der Circular Economy in all ihren Dimensionen ab und bringt Entscheider aus Unternehmen, Start-ups, Forschung, Politik und Gesellschaft an einem Ort zusammen.
Material- und branchenübergreifend präsentiert die Circular Valley Convention das gesamte Spektrum zirkulärer Lösungen, Strategien und Geschäftsmodelle für alle Phasen der Circular Economy. Als internationale Convention umfasst die Circular Valley Convention Konferenzen, eine Expo sowie Events. Sie bietet Raum für Wissensaustausch und Networking, fördert Synergien und Innovationen. Es werden Fähigkeiten vermittelt, die Unternehmen fit für die Transformation hin zu Kreislaufwirtschaft machen. Damit ist sie ein wichtiger Motor für die Transformation zur Circular Economy der Zukunft.
Die Circular Valley Convention wird veranstaltet von der Messe Düsseldorf in Kooperation mit der gemeinnützigen Circular Valley Stiftung und unter wissenschaftlicher Begleitung von Fraunhofer UMSICHT. Weitere Informationen sowie die Anmeldung erfolgt über die folgende Website.

Sie haben gerade auch notwendige Regularien angesprochen. Beim 2. Dialogforum zur Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) mit Bundesumweltministerin Steffi Lemke haben Sie mitgewirkt. Wie zufrieden sind Sie mit dem Entwurf und was nehmen Sie daraus für sich mit?

Renner: Der offene Austausch über die Kreislaufwirtschaft mit den unterschiedlichen Vertreterinnen und Vertretern unter Leitung von Frau Lemke war äußerst informativ und anregend. Den Beteiligungsprozess zu diesem Entwurf kann ich nur begrüßen und hoffe sehr, dass dieser Dialog über die verschiedenen Gremien, Gewerkschaften, Ländern etc. weitergeführt wird.

Um die Leitziele, den Verbrauch von Rohstoffen zu verringern und Abfall zu vermeiden, zu erreichen, müssen sich nach meiner Auffassung auch Geschäftsmodelle der Unternehmen verändern. Ich empfehle, sich in diesem Prozess mit den R-Strategien der Circular Economy zu beschäftigen: Refuse, Rethink, Reduce, Reuse, Repair, Refurbish, Remanufacture, Repurpose, Recycle und Recover.

Wie wichtig die Vernetzung der einzelnen Stakeholder ist, wird durch die zwei weiteren Leitziele der NKWS nochmal bestätigt: Stoffkreisläufe schließen und Unabhängigkeit von Rohstoffimporten stärken. Hierzu braucht es ausgefeilte Technologien und intelligente Managementmethoden. Das bringe ich gern in die NKWS ein.“

->Quellen: