Nachhaltige Büros: Ein wachsender Trend trotz wirtschaftlicher Herausforderungen

Während früher vor allem Lage und Ausstattung die wichtigsten Kriterien für Büroflächen waren, rückt heute ein weiterer Faktor in den Vordergrund – die Nachhaltigkeit. Ein Trend, der sich besonders in deutschen Metropolen deutlich abzeichnet.

Nachhaltige Büroimmobilien gewinnen in deutschen Metropolen an Bedeutung

Nachhaltige Büroimmobilien erfahren in Deutschland, insbesondere an den Top-Standorten wie Berlin, Frankfurt, München und Hamburg, einen starken Aufschwung.

Eine aktuelle Analyse des Immobilienberatungsunternehmens JLL unterstreicht diesen Trend: Mit 13,69 Millionen Quadratmetern zertifizierter Bürofläche – ein Plus von 2,57 Millionen Quadratmetern im Vergleich zum Vorjahr – sind inzwischen 14 % des gesamten Büroflächenbestands von 98,74 Millionen Quadratmetern nachhaltig ausgerichtet.

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Ein „Standing-Desk“ in einem Großraumbüro. l Bild von reallywellmadedesks auf Pixabay

Immobiliensektor als Schlüssel für den Klimaschutz

Der Immobiliensektor trägt mit rund 40 % des weltweiten Energieverbrauchs und 50 % des Verbrauchs natürlicher Ressourcen erheblich zur Umweltbelastung bei. Dieses Bewusstsein führt zu einem verstärkten Umdenken bei Mietern und Investoren. Nachhaltigkeitszertifikate wie DGNB, LEED und BREEAM, die für umweltfreundliche Bau- und Betriebsweisen stehen, gewinnen an Bedeutung. Diese Zertifikate bewerten zentrale Aspekte wie Energieeffizienz, Materialwahl und Langlebigkeit der Gebäude und tragen dazu bei, die Nachhaltigkeitsziele der Branche voranzutreiben.

Großunternehmen treiben die Nachfrage nach zertifizierten Flächen maßgeblich voran: Etwa 43 % der Großanmietungen über 1.000 Quadratmeter entfallen inzwischen auf nachhaltig zertifizierte Flächen. Frankfurt nimmt dabei eine Vorreiterrolle ein: Bereits 27 % der Büroflächen in der Stadt sind zertifiziert, was den Durchschnitt der Top-7-Standorte deutlich übertrifft und Frankfurts Position als Zentrum nachhaltiger Immobilienentwicklung stärkt.

Obwohl die Leerstandsquote in deutschen Großstädten bei etwa 6,6 % liegt, bleibt das Interesse an zertifizierten Büroflächen hoch. Neben ökologischen Gründen spielen regulatorische Vorgaben und positive Imageeffekte eine wesentliche Rolle. Der Anteil nachhaltiger Gebäude an Neuvermietungen in den Top-7-Standorten macht bereits ein Drittel aus – ein klarer Indikator für die steigende Bedeutung umweltfreundlicher Immobilien in der gesamten Branche.

Kreislaufwirtschaft als nächste Herausforderung

Die Kreislaufwirtschaft wird zu einem zentralen Element der nachhaltigen Immobilienentwicklung. Der „Circular Economy Action Plan“ (CEAP) der EU-Kommission aus dem Jahr 2020 sowie die Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie der Bundesregierung legen den Fokus auf eine ressourcenschonende Immobilienwirtschaft. Diese Anforderungen fließen zunehmend in Zertifizierungssysteme ein und verlangen von Immobilienentwicklern innovative Ansätze, die bereits in der Planungsphase beginnen.

Branchenspezifische Unterschiede in der Nachfrage

Die JLL-Analyse zeigt, dass die Nachfrage nach nachhaltigen Büroflächen je nach Branche variiert:

  • Banken und Finanzdienstleister: 82 % der Anmietungen erfolgen in zertifizierten Immobilien
  • Medienbranche: 70 %
  • Versicherungssektor: 68 %

Insbesondere im Finanzsektor korreliert der hohe Anteil zertifizierter Anmietungen mit dem wachsenden Angebot nachhaltiger Finanzprodukte und den ESG-Zielen der Unternehmen, die zunehmend auch in deren Immobilienstrategien sichtbar werden.

Ausblick: Zunehmende Bedeutung nachhaltiger Büroflächen

Für 2024 prognostiziert JLL einen Flächenumsatz von 2,7 Millionen Quadratmetern, wobei der Anteil an zertifizierten Flächen weiter steigen dürfte. Die derzeit hohe Nachfrage übersteigt das verfügbare Angebot, was den Druck auf Immobilienentwickler erhöht, Nachhaltigkeitszertifizierungen bei Neubauten und Sanierungen stärker zu berücksichtigen.

Dieser Trend spiegelt einen grundlegenden Wandel in der Immobilienbranche wider: Nachhaltige Büroflächen werden zunehmend als strategischer Wettbewerbsvorteil angesehen, der nicht nur ökologische, sondern auch ökonomische Vorteile schafft und zur langfristigen Zukunftsfähigkeit der Branche beiträgt.

Quellen: