Drei neue Forschungs-Projekte könnten die Zukunft von Plastik- und Verpackungsmaterialien prägen – mit weniger Müll und geringerer Belastung für Böden, Gewässer und die Luft.
Wissenschaftler und Unternehmen arbeiten an innovativen und nachhaltigen Lösungen. Ein Überblick über vielversprechende Ansätze zur Entwicklung umweltfreundlicher Kunststoffe.
1) Kunststoffe, die sich in Salzwasser auflösen
Ein japanisches Forscherteam unter der Leitung von Professor Takuzo Aida hat einen innovativen Kunststoff entwickelt, der sich in Salzwasser auflöst. Der Herstellungsprozess basiert auf einem speziellen Verfahren, bei dem zwei Ausgangsstoffe – Natriumhexametaphosphat und Guanidiniumsulfat – in Wasser gemischt werden. Dabei trennt sich die Mischung in zwei Flüssigkeiten, ähnlich wie sich Öl und Wasser nicht vermischen. Die eine Flüssigkeit ist dickflüssig und enthält die entscheidenden Verbindungen für den Kunststoff, während die andere flüssig und wässrig ist, mit überschüssigen Salzen. Durch das Trocknen der dickflüssigen Masse entsteht der fertige Kunststoff. Ein Veredlungsschritt, ein sog. Trennungsprozess („Desalting„) ist dabei entscheidend für die Materialeigenschaften – ohne ihn würde lediglich ein spröder, kristalliner Stoff entstehen. Der Kunststoff lässt sich bei Temperaturen über 120 °C formen und kann anschließend wiederverwendet werden.
Besonders beeindruckend ist die Recyclingfähigkeit: 91 Prozent der Ausgangsstoffe lassen sich zurückgewinnen. Zudem zerfällt der Kunststoff in Tests innerhalb von zehn Tagen vollständig und setzt dabei Phosphor und Stickstoff frei, die wie Dünger wirken. „Mit diesem Material verhindern wir Mikroplastik und schaffen einen vielseitig einsetzbaren Kunststoff“, sagt Aida.
2) Kunststoff aus CO2
Das finnische Unternehmen Fortum Recycling & Waste hat einen biologisch abbaubaren Kunststoff entwickelt, der vollständig aus CO2 hergestellt wird. „Es ist Zeit, die Kunststoffproduktion neu zu denken und uns von fossilen Rohstoffen zu lösen“, erklärt Tony Rehn, der Leiter des Projekts.
Das Material ist für viele Anwendungen geeignet, etwa in der Verpackungsindustrie oder in elektronischen Geräten. Die Nutzung von CO2 als Rohstoff könnte gleich zwei Probleme lösen: Es reduziert schädliche Emissionen in der Atmosphäre durch die Co2-Speicherung und bietet gleichzeitig eine nachhaltige Alternative zu herkömmlichen Kunststoffen.
3) Biologisch abbaubare Verpackungen aus Bakterien
Einen weiteren innovativen Ansatz haben Forscher der Northeastern University entwickelt. Sie kombinieren genetisch veränderte E. coli-Bakterien mit einer speziellen Faserstruktur, um das sog. MECHS-Material herzustellen. „Wir setzen oft nicht-abbaubare Kunststoffe ein, obwohl es in vielen Fällen gar nicht nötig ist“, sagt Dr. Neel S. Joshi.
Das Besondere an MECHS ist, dass es sich in Abwasseranlagen leicht biologisch abbaut. Das macht es besonders geeignet für Verpackungen, die oft nur kurzzeitig genutzt werden und möglicherweise in der Kanalisation landen.
Plastik-Bedarf weiter steigend
Obwohl diese neuen Materialien viel Potenzial haben, bleibt ihre Herstellung in großem Maßstab eine Herausforderung. Experten gehen davon aus, dass der globale Kunststoffverbrauch weiter steigt und bis 2050 dreimal so hoch sein könnte wie heute. Es wird entscheidend sein, derartige Technologien schnell, effizient und massentauglich umzusetzen.
Die vorgestellten Innovationen könnten nicht nur dazu beitragen, Plastikmüll und fossile Rohstoffe zu reduzieren, sondern auch neue Möglichkeiten für umweltfreundliche Produkte schaffen. Entscheidend bleibt, wie schnell sie in die Praxis umgesetzt werden können. Tony Rehn betont: „Nachhaltige Kunststoffe sind kein Luxus, sondern eine dringende Notwendigkeit.“