Während in traditionellen Industrien Arbeitsplätze verloren gehen, werden in neuen Branchen dringend qualifizierte Arbeitskräfte gesucht. Die Herausforderungen sind vielfältig: Das Produktivitätswachstum stagniert, geopolitische Spannungen nehmen zu und die Wirtschaft steht vor tiefgreifenden Veränderungen durch den ökologischen und digitalen Wandel.
Eine Studie der Heinrich-Böll-Stiftung und des ZOE Institut für zukunftsfähige Ökonomien zeigt, wie eine gezielte Industriepolitik helfen kann, diese Umbrüche zu bewältigen.
Das Policy Paper „Indistriepoltik neu denken“ der Grünen nahen Stiftung sieht die deutsche Wirtschaft unter Druck. Ein Beispiel für den Umbruch ist die Automobilindustrie. Nach Berechnungen der Agora Verkehrswende könnten bis 2030 rund 180.000 Arbeitsplätze in der klassischen Produktion verloren gehen. Gleichzeitig entstehen neue Jobs, etwa in der Batterieproduktion (plus 95.000) oder beim Aufbau der Ladeinfrastruktur (plus 70.000). Die zentrale Frage ist, wie den betroffenen Beschäftigten der Übergang in diese neuen Arbeitsfelder gelingen kann.
Ein Policy Paper, wie es die Heinrich-Böll-Stiftung herausgibt, soll zwischen Wissenschaft und Politik vermitteln, indem es Themen und Forschungsergebnisse so aufbereitet, dass sich daraus konkrete Handlungsempfehlungen ableiten lassen. Im Gegensatz zu wissenschaftlichen Arbeiten oder journalistischen Berichten verfolgt es einen lösungsorientierten Ansatz. Es analysiert nicht nur Probleme, sondern entwickelt konkrete Vorschläge für politische Entscheidungsträger.
Die Studie der Heinrich-Böll-Stiftung schlägt einen Ansatz vor, der Branchen mit Arbeitsplatzverlusten identifiziert und gleichzeitig Kriterien für neue Arbeitsplätze definiert. Dazu gehören technologische und ökologische Zukunftsfähigkeit, Passung zu den Qualifikationen der Beschäftigten, regionale Nähe und sozial abgesicherte Arbeitsbedingungen. Subventionen sollten gezielt an solche Kriterien geknüpft werden. Die Autoren plädieren für eine aktive Industriepolitik, die Branchen mit Potenzial zur Schaffung neuer Arbeitsplätze fördert.
Wie dies in der Praxis aussehen könnte, wird am Beispiel der Produktion von Wärmepumpen gezeigt: Mechatroniker und Elektroniker aus der Automobilindustrie können hier bereits ihre Fähigkeiten einbringen. Der Hersteller Stiebel-Eltron plant, 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eines Automobilzulieferers zu übernehmen. Dies zeigt, wie ein strukturierter Wandel gelingen kann.
Entscheidend sei die Verzahnung von Arbeitsmarkt- und Industriepolitik. Die aktive Gestaltung und Lenkung des Wandels erfordern eine aktive Gestaltung durch die Politik. Subventionen sollten an konkrete Bedingungen geknüpft werden. Investitionen in zukunftsträchtige Arbeitsplätze und auch die Schaffung tarifgebundener Arbeitsplätze sollen vermehrt unterstützt werden. Ein wichtiges Ziel müsse es sein, möglichst vielen Menschen neue Perspektiven in neuen, zukunftsfähigen Bereichen zu eröffnen.
Die Studie macht deutlich, dass die Transformation nicht nur ökologisch, sondern auch sozial gelingen kann. Deutschland hat das Potenzial, den wirtschaftlichen Wandel erfolgreich zu gestalten, wenn die richtigen politischen Rahmenbedingungen geschaffen werden. Die vorgestellten Kriterien und Beispiele bieten eine Grundlage, um den Wandel aktiv und faktenbasiert zu gestalten.
Quelle: