Agenda 2030: Ohne Kreislaufwirtschaft wird es nicht gehen

Die Agenda 2030 ist ehrgeizig: Armut beenden, Klimaschutz vorantreiben, Ressourcen schonen. Eine aktuelle Studie des Chatham House Think-Tank zeigt, warum jetzt dringend gehandelt werden muss.
Denn damit die globalen Nachhaltigkeitsziele noch erreicht werden können, muss etwas passieren. Für den renommierten Think-Tank ist klar: Die Kreislaufwirtschaft ist nötig, um die Ziele zu erreichen.

ow the circular economy can revive the Sustainable Development GoalsPriorities for immediate global action, and a policy blueprint for the transition to 20

Reparatur eines Mobiltelefons: ein Beispiel für kreislauforientiertes Wirtschaften in der Praxis. © Foto: Militiamobiles

Die 2015 von allen Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen verabschiedeten Ziele umfassen ein breites Spektrum: von der Bekämpfung von Armut und Hunger über nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster bis hin zum Klimaschutz. Doch wie eine Studie des Chatham House zeigt, kommt die Umsetzung dieser Ziele nur schleppend voran.

Nach Ansicht der Studienautoren Dr. Patrick Schröder und Dr. Jack Barrie ist die Kreislaufwirtschaft der entscheidende Katalysator, um die Nachhaltigkeitsziele doch noch zu erreichen. Das World Economic Forum betont, dass die Kreislaufwirtschaft für die Bioökonomie von zentraler Bedeutung ist, da sie darauf abzielt, Abfälle zu minimieren und die Ressourceneffizienz zu maximieren. Schätzungen zufolge könnte die Transformation zu einer Kreislaufwirtschaft allein in der US-Wirtschaft bis zu 1.500 Milliarden Dollar freisetzen. Die Transformation könnte dazu beitragen, die zur Eindämmung des Klimawandels notwendige Reduktion der globalen Treibhausgasemissionen um 45 Prozent zu erreichen.

Ein grundlegendes Problem bleibe jedoch das Fehlen institutioneller Strukturen. Während es für die Klimapolitik Instrumente wie die UN-Klimarahmenkonvention oder die Internationale Energieagentur gibt, fehlt eine vergleichbare Organisation für die Koordination der Kreislaufwirtschaft.

Die Studie identifiziert mehr als 75 nationale Aktionspläne und Strategien zur Kreislaufwirtschaft, während weitere 14 in Entwicklung sind. Das Ergebnis ist ein komplexes Geflecht aus rund 3.000 Verpflichtungen in 135 Politikbereichen und 17 Sektoren. Die Wissenschaftler von Chatham House warnen jedoch vor den Folgen dieser Fragmentierung: Inkompatible Vorschriften, etwa für den Export von Industrieabfällen, könnten neue Handelshemmnisse schaffen. Zudem könnte ein kontraproduktiver Ressourcennationalismus entstehen, der besonders ressourcenarmen Entwicklungsländern schaden würde.

Ohne eine breite Einführung der Kreislaufwirtschaft könnte der globale Ressourcenverbrauch bis 2060 im Vergleich zu 2020 um 60 Prozent steigen. Ein Szenario, das mehr als die Hälfte der Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 unerreichbar machen würde. „Die Kreislaufwirtschaft und die SDGs (Sustainable Development Goals) ergänzen sich auf natürliche Weise“, betonen die Studienautoren.

Für die kommenden Jahre sehen die Wissenschaftler mögliche Ansätze in den folgenden Handlungsfeldern: Erstens müssten die Prinzipien der Gerechtigkeit und Inklusivität in der Kreislaufwirtschaft verankert werden. Zweitens müsse die globale Koordination verbessert werden – hier schlagen die Experten eine internationale Ressourcenagentur vor, vergleichbar mit der Internationalen Energieagentur. Drittens müsse die globale Finanzarchitektur reformiert werden, um Investitionen in die Kreislaufwirtschaft zu fördern. Viertens müsse der Welthandel neu ausgerichtet werden. Schließlich brauche es gemeinsame Standards und Messmethoden.

Diese Handlungsfelder zeigen, dass der Übergang zur Kreislaufwirtschaft zwar komplex ist, jedoch konkrete Lösungsansätze existieren. Entscheidend ist, dass die internationale Gemeinschaft die vorgeschlagenen Maßnahmen koordiniert umsetzt und sowohl Industrie- als auch Entwicklungsländer einbezieht. Nur wenn die Transformation als globale Gemeinschaftsaufgabe verstanden wird, können die Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 noch erreicht werden.

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