Die deutsche Bauwirtschaft könnte deutlich mehr umweltfreundliche Sekundärrohstoffe einsetzen, wenn die Gesetzgebung es zuließe. So die Verbände und Unternehmen, die auf eine Reform der Bewertungskriterien für Baumaterialien drängen. Ziel sei es, den Weg für mehr Kreislaufwirtschaft im Bausektor zu ebnen und wertvolle Ressourcen effizienter zu nutzen.
Mit ihrem Appell an die Politik setzen die Verbände und Unternehmen ein deutliches Signal: Ohne eine grundlegende Reform der Gesetzgebung bleiben Potenziale für die Kreislaufwirtschaft im Bauwesen ungenutzt, mit entsprechend weitreichenden Folgen für Umwelt und Wirtschaft.
Derzeit werden jeweils die einzelnen Bestandteile eines Baustoffes bewertet, die Verbände plädieren jedoch dafür, das fertige Bauprodukt als Ganzes zu bewerten. „Veraltete und nicht sachgerechte Regelungen behindern nicht nur die Förderung der Kreislaufwirtschaft“, warnt das FEhS-Institut für Baustoff-Forschung. Wertvolle Sekundärrohstoffe drohen aufgrund der Gesetze auf Deponien zu landen, statt sinnvoll wiederverwendet zu werden.
Ein zentraler Konflikt besteht zwischen der im August 2023 in Kraft tretenden Ersatzbaustoffverordnung (EBV) und der Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen (MVV TB). Während die Materialien im Straßenbau zugelassen sind, sind sie für Bauprodukte ausgeschlossen. Selbst wenn sie in einer stabilen Betonmischung enthalten sind. Zudem erschweren die unterschiedlichen Bewertungskriterien eine einheitliche Bewertung der Materialien.
Mehrere Verbände, darunter die ITAD und Aurubis, fordern die Bundesministerien für Wirtschaft, Umwelt, Verkehr und Bau auf, ein einheitliches und praxisorientiertes Regelwerk zu schaffen. Statt einzelne Komponenten zu fokussieren, sollte die Umweltverträglichkeit des Endprodukts im Vordergrund stehen. Die Anpassung der Bewertungskriterien sollte nach Ansicht der Verbände nicht nur die heutigen Sekundärrohstoffe umfassen, sondern auch zukünftige Nebenprodukte einer sich wandelnden Industrie berücksichtigen. „Eine solche Harmonisierung könnte einen entscheidenden Beitrag zur Ressourcenschonung und zur Erreichung der Klimaziele leisten“, so die Initiatoren.
Eine zentrale Forderung ist die Bewertung der Umweltverträglichkeit anhand der Eluatwerte des fertigen Bauproduktes. Eluatwerte sind Messwerte, die zeigen, welche Stoffe sich aus einem Material durch Wasser herauslösen können. Diese Methode soll den gesamten Lebenszyklus eines Produktes berücksichtigen und so eine fundierte Bewertung ermöglichen. Dieser Vorschlag wird von namhaften Unternehmen wie Afarak Elektrowerk Weisweiler, IGAM und Peute Baustoff unterstützt.
Die Baubranche steht zunehmend unter Druck, nachhaltiger zu wirtschaften. Angesichts steigender Umweltauflagen und Klimaziele könnte die geforderte Konkretisierung der Regelwerke ein wichtiger Schritt sein. Der Einsatz von Sekundärrohstoffen soll nicht nur Ressourcen schonen, sondern auch die Umweltbelastung durch Abfälle reduzieren.
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