Von der Straße ins Netz: Batterien als Speicherlösungen

Derzeit sind in Deutschland rund 2,5 Millionen Elektroautos registriert. Die Batterien dieser Fahrzeuge haben nach der Nutzung im Auto oft noch rund 80 Prozent ihrer Kapazität. Statt sie direkt zu recyceln, können sie als sogenannte Second-Life-Batterien in stationären Speichersystemen weiter genutzt werden.

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Anwendungsmöglichkeiten für Second-Life-Batteriespeicher im lokalen Stromnetz Grafik: Agentur für Erneuerbare Energien e.v.

Diese Batterien können dazu beitragen, erneuerbare Energien effizienter ins Stromnetz zu integrieren. Sie speichern überschüssigen Solarstrom zwischen und geben ihn bei Bedarf wieder ab. Nach Angaben der Agentur für Erneuerbare Energien könnte die europaweite Speicherkapazität solcher Second-Life-Batterien bis 2025 auf 1,3 Millionen Kilowattstunden ansteigen. Diese Kapazität entspräche dem täglichen Stromverbrauch mehrerer Kleinstädte und könnte im Falle von Versorgungsengpässen für mehrere Tage als Puffer dienen.

Das Projekt Fluxlicon setzt auf die Zusammenarbeit mit Kommunen und erprobt diese Technologie derzeit in acht Kommunen. In der Kläranlage Wolfenbüttel steigert ein Second-Life-Speicher den Eigenverbrauch von Solarstrom von bisher 44 auf 68 Prozent. Im Ludwigsburg unterstützt ein ähnlicher Speicher die Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge.

Fluxlicon ist ein Projekt, das von der RWTH Aachen, DEKRA u.v.m. vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert wird. Im ersten Halbjahr 2024 stammten 56,8 Prozent des in Deutschland erzeugten Stroms aus erneuerbaren Quellen, wie die AG Energiebilanzen berichtet. Eine bislang unterschätzte Rolle für die Verwertung des Stroms können gebrauchte Batterien aus Elektrofahrzeugen spielen.
Second-Life-Batterien bieten viele Vorteile. Nach Angaben des Forschungsteams können sie im Vergleich zu neuen Speichersystemen zwischen 17 und 25 Prozent CO2-Emissionen sparen. Wichtig ist der sinkende Bedarf an kritischen Rohstoffen wie Lithium und Kobalt, da keine neuen Batterien hergestellt werden müssen.

Doch es gibt auch Herausforderungen. Die Batterien verschiedener Hersteller unterscheiden sich in Aufbau und Technologie, was die Integration in einheitliche Speichersysteme schwierig macht. Zudem fehlen bislang Standards für die Aufbereitung und Prüfung von Altbatterien. Diese Hürden müssen überwunden werden, um das Potenzial voll auszuschöpfen.
Die bisherigen Ergebnisse der Pilotprojekte zeigen jedoch, dass Second-Life-Speicher eine wertvolle Ergänzung der kommunalen Infrastruktur darstellen. Sie verbinden die Ziele der Energiewende mit denen der Kreislaufwirtschaft und tragen zu einer nachhaltigen Transformation bei. Mit der weiter steigenden Zahl von Elektrofahrzeugen und der steigenden Menge an verfügbaren Gebraucht-Batterien wird ihre Bedeutung in den kommenden Jahren voraussichtlich weiter zunehmen.

Quellen: