Kreislaufwirtschaft für Schuhe: Deutschlands Branche steht vor Wandel

Es landen Millionen ausrangierter Schuhe auf Deponien oder in Verbrennungsanlagen. Ein neues Projekt will das ändern: Mit innovativen Konzepten für Recycling und Wiederverwertung soll die Schuhbranche nachhaltiger werden.

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Schuhe bestehen aus bis zu 70 Komponenten. Eine Herausforderung für die Kreislaufwirtschaft l     Foto: Mabel Amber

Die Schuhbranche in Deutschland steht vor großen Herausforderungen: Jährlich werden rund 360 Millionen Paare Schuhe verkauft, doch die Entsorgung erfolgt meist auf umweltschädliche Weise. Sie werden verbrannt oder landen auf Second-Hand-Märkten in Afrika, wo sie schließlich deponiert werden. Dies führt nicht nur zur Freisetzung von Schadstoffen aus Klebstoffen und synthetischen Materialien, sondern auch zu einem hohen Ressourcenverbrauch. Um diesem Problem entgegenzuwirken, entwickelt der Bundesverband der Schuh- und Lederwarenindustrie e.V. (HDS/L) mit Unterstützung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) ein Projekt zur Förderung der Kreislaufwirtschaft in der Schuhindustrie. Die DBU stellt dafür 170.000 Euro zur Verfügung.

Das Recycling von Schuhen ist besonders schwierig, denn ein Paar Schuhe kann aus bis zu 70 verschiedenen Bestandteilen bestehen. Materialien wie Kunststoff, Gummi, Leder, Baumwolle und Metall sind oft untrennbar miteinander verbunden, was die Trennung und das Recycling erschwert. DBU-Generalsekretär Alexander Bonde warnt, dass die derzeitigen Produktions- und Konsummuster unsere Lebensgrundlagen gefährden. Die weitverbreitete Fast-Fashion-Mentalität führe zu einem immer schnelleren Verbrauch von Schuhen und damit zu einer zusätzlichen Belastung der Umwelt. Dr. Melanie Kröger, Expertin für Kreislaufwirtschaft bei der DBU, betont, dass die Schuhindustrie im Vergleich zur Textilbranche bei der Entwicklung von Kreislaufwirtschaftsstrategien noch am Anfang steht. Ziel des Projektes sei es, marktfähige Konzepte für Produktion, Rücknahme und Verwertung zu entwickeln. Dabei gehe es nicht nur um Recycling, sondern auch darum, die Lebensdauer von Schuhen durch Reparatur und Wiederverwendung zu verlängern.
Bereits 41 Unternehmen haben sich dem Projekt angeschlossen, darunter Schuhhersteller, Handelsunternehmen, Designer und Reparaturbetriebe. Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt von der Technischen Hochschule Augsburg.

Das Projekt setzt auf mehrere Maßnahmen, um eine funktionierende Kreislaufwirtschaft zu etablieren. Dazu gehören:

  • Ökodesign-Richtlinien: Bereits bei der Produktion sollen nachhaltige Materialien und recyclinggerechte Konstruktionen berücksichtigt werden.
  • Rücknahmesysteme: Verbraucherinnen und Verbraucher sollen die Möglichkeit haben, alte Schuhe zur Wiederverwertung oder Reparatur zurückzugeben.
  • Reparatur- und Verwertungskonzepte: Die Förderung von Schuhreparaturen kann die Nutzungsdauer von Schuhen verlängern, innovative Recyclingmethoden sollen dazu beitragen, Materialien wieder in den Kreislauf zurückzuführen.

Diese Regelwerke könnten die Schuhbranche in Richtung nachhaltiger Produktion und Rückabnahmeprozesse steuern. Wissenschaftliche Experten, darunter Vertreter des Fraunhofer-Instituts, betonen die Bedeutung intelligenter Materialkombinationen und Rücknahmesysteme für den Erfolg einer zirkulären Wirtschaft. Die Schuhbranche ist stark von einer komplexen Lieferkette und vielfältigen Materialzusammensetzungen geprägt. Weshalb die Realisierung der Kreislaufwirtschaft erhebliche Investitionen in neue Recyclingtechnologien und logistische Strukturen erfordert. Zudem gibt es noch keine einheitlichen Standards für das Recycling von Schuhen.

 

Quellen: