In Großbritannien allein fallen jährlich 55 Millionen Altreifen an, die bisher in Deponien landen oder verbrannt werden. In England entsteht nun eine Anlage, die Altreifen zu Kraftstoff verarbeitet.

Altreifen können zu Öl verarbeitet werden, aktuell werden sie meistens verbrannt. Foto: Wolfgang Eckert
Im Hafen des englischen Sunderland baut das Unternehmen Wastefront eine Anlage, die Altreifen zu Öl (TDO) verarbeitet. Dieses Öl dient als Rohstoff für nachhaltigen Flugkraftstoff (SAF) und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur klimafreundlichen Ressourcennutzung.
Das Verfahren basiert auf der Pyrolyse-Technologie, bei der Altreifen unter Sauerstoffausschluss erhitzt werden. Dadurch wird eine Verbrennung vermieden, was schädliche Emissionen reduziert und die Umwandlung in nutzbare Bestandteile wie Öl, Gas und feste Rückstände ermöglicht. Ein besonderes Merkmal ist das selbsterhaltende Energiesystem: Die während der Pyrolyse entstehenden Gase werden direkt wiederverwendet, um die Anlage zu betreiben. So werden sowohl Energie als auch Wertstoffe weiter genutzt. In der Anlage in Sunderland sollen jährlich bis zu 10 Millionen Altreifen verarbeitet werden. Dies wird die größte Einrichtung ihrer Art in Europa. Die lokal anfallenden Reifen erhalten so eine sinnvolle Nachnutzung, anstatt in Deponien zu landen oder in herkömmlichen Verfahren verbrannt zu werden. Dieser ressourcenschonende Ansatz vermeidet nicht nur Müll, sondern ermöglicht zugleich die Produktion eines begehrten Energieträgers für die Luftfahrt.
Wastefront plant bis 2030 den Betrieb von vier solchen Großanlagen, die zusammen jährlich rund 128.000 Tonnen Öl gewinnen könnten. Dieses Volumen würde die Herstellung von etwa 90.000 Tonnen Kraftstoff (SAF) ermöglichen. Für die erste Produktionsphase arbeitet Wastefront noch mit externen Raffinerien zusammen, um eine SAF-Ausbeute von 30 Prozent zu erzielen. Langfristig soll ein eigener Prozess bis zu 70 Prozent Umwandlungsrate erreichen und damit den Nutzen der recycelten Ressourcen weiter steigern.
Großbritannien verfolgt ehrgeizige Ziele, um bis 2030 einen Anteil von mindestens 10 Prozent und bis 2040 von 22 Prozent nachhaltigen Flugkraftstoffs zu erreichen. Es ist ein Schritt in Richtung Kreislaufwirtschaft, bei der Abfallprodukte nicht als Last, sondern als Rohstoff mit Zukunft betrachtet werden.
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