Alte Ziegel könnten in der Betonherstellung verwertet werden und so Millionen Tonnen Ressourcen einsparen. Diese überraschende Erkenntnis liefert eine neue Studie, die erstmals das gesamte Kreislaufpotenzial eines der ältesten Baustoffe untersucht.

Alte Ziegel: Wertvolles Material, das weiterverwendet werden sollte und nicht auf der Deponie landen muss. Foto: congerdesign
Bis zu 11 Millionen Tonnen mineralische Rohstoffe könnten jährlich durch konsequentes Ziegelrecycling eingespart werden. Dies ist eines der bemerkenswerten Ergebnisse einer aktuellen Studie „Ziegel – Roadmap zur Ressourceneffizienz“ des Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (ifeu), die konkrete Zahlen zur Umweltwirkung der Kreislaufführung in der Ziegelindustrie vorlegt. Die vom Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie e.V. (BVZi) in Auftrag gegebene Untersuchung offenbart sowohl aktuelle Erfolge als auch erhebliche ungenutzte Potenziale.
Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Bestandsaufnahme können sich sehen lassen: Im „Ressourceneffizienz-Szenario“ könnten jährlich bis zu 400.000 Tonnen CO2-Äquivalente eingespart werden. Ein besonders vielversprechender Ansatz ist die mögliche Verwendung von gemahlenem Ziegelbruch als Ersatzstoff in der Zementproduktion. Nach Zahlen der Studie könnte dies ein Einsparungspotenzial von 62 Prozent der Umweltlasten der gesamten Ziegelproduktion bedeuten. Diese Methode befindet sich jedoch noch im Forschungsstadium und stellt eine innovative, aber noch unsichere Zukunftsperspektive dar.
Die Analyse unterscheidet zwischen verschiedenen Ziegelprodukten. Bei Dachziegeln können kaum Einsparungen im Produktionsprozess selbst erreicht werden. Bei Mauer-Ziegeln hingegen besteht erhebliches Potenzial direkt in der Produktion durch den Einsatz von Sekundärrohstoffen und Recyclingmaterial. Die Studie beziffert hier eine mögliche Ressourcen-Einsparquote von acht bis zehn Prozent ohne Änderung der Rezeptur. Eine zentrale Herausforderung ist die Sortierung der Ziegel. Die Untersuchung empfiehlt, Dachziegel und Mauer-Ziegel bei Abrissarbeiten direkt vor Ort zu trennen und unmittelbar an Recyclingbetriebe zu liefern.
Die Studie zeigt, dass die Einsparung von Rohstoffen von besonderer Bedeutung ist. Einige Recycling-Maßnahmen verbrauchen zwar zusätzliche Energie. Dieser höhere Energieverbrauch ist jedoch für die enorme Rohstoffeinsparung von 11 Millionen Tonnen jährlich lohnenswert. Außerdem nimmt der Anteil erneuerbarer Energien weiter stark zu, während die Nachhaltigkeit der Ressourcen nicht steigt. Eine weitere Möglichkeit ist es, weniger Ziegel herzustellen. Die Studie zeigt, dass die Umwelt besonders davon profitieren würde, wenn die Produktion gesenkt werden könnte. Dies könnte erreicht werden, indem man Ziegel herstellt, die mit weniger Material die gleiche Aufgabe erfüllen, Gebäude länger nutzen oder es schafft, alte Ziegel direkt in neuen Bauprojekten wiederzuverwenden.
Um das Recycling zu fördern, haben der Ziegelindustrie-Verband und die Recyclingbaustoff-Vereinigung gemeinsam eine Online-Karte namens „Ziegel-Recycling Netzwerk“ erstellt. Diese Karte soll helfen, alle Beteiligten zusammenzubringen. Bauunternehmen, Recyclingfirmen bis zu Herstellern von Gartenerde. Das Projekt soll weitergehen. Denn bei vielen Bauunternehmen und Handwerkern fehlt oft das Wissen, wohin mit den wertvollen Ziegelresten. Ein Schatz, der zu häufig ungenutzt auf Deponien landet.
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