Klimafreundliche Wärme aus der Tiefe? Danach sucht NRW mit dem Masterplan Geothermie. In Rheinland-Pfalz läuft bereits ein CO2-neutrales Modellprojekt. Was mit Geothermie möglich ist, zeigt Island: Dort stammen rund 90 Prozent der Haushaltswärme und ein Viertel des Stroms aus Geothermie. Ein internationales Vorbild für die Energiewende.

Ein geothermisches Kraftwerk in Island zeigt, wie klimafreundliche Energie aus der Tiefe genutzt werden kann. Es ist ein Vorbild für Projekte wie den Masterplan Geothermie in NRW l Foto: WikiImage
Mit dem Masterplan Geothermie NRW verfolgt das Land das Ziel, bis 2045 rund 20 Prozent seines Wärmebedarfs durch klimafreundliche Tiefenwärme zu decken. Dafür werden derzeit geeignete Standorte im ganzen Land untersucht. Ein erstes großes Pilotprojekt läuft seit dem 19. März 2025 in Krefeld. Dort führt der Geologische Dienst NRW eine bis zu 1.000 Meter tiefe Erkundungsbohrung durch, um wasserführende Gesteinsschichten zu identifizieren. Die Ergebnisse sollen offen zugänglich gemacht werden und Kommunen im Rheinland als Planungsgrundlage dienen. Das Projekt markiert den Einstieg in eine breitere geothermische Nutzung im bevölkerungsreichsten Bundesland. Mit dem Ziel leise, lokal und CO2-freier Wärme- und Energieversorgung.
Island zeigt, wie weitreichend dieses Potenzial sein kann. Der Inselstaat nutzt Geothermie seit Jahrzehnten konsequent: 90 Prozent der Haushalte beziehen ihre Wärme aus der Tiefe, über ein Viertel des Stroms stammt aus geothermischen Kraftwerken. Die Energie ist günstig, stabil und vollständig erneuerbar. Mit dem geplanten Krafla Magma Testbed geht Island nun einen technologisch spektakulären Schritt weiter. Ab 2026 soll eine Magmakammer direkt angebohrt werden. Eine weltweit einzigartige Quelle mit enormer Energiedichte. Island gilt als Vorreiter bei der nachhaltigen Nutzung geologischer Ressourcen. Insbesondere Geothermie und Wasserkraft – und entwickelt darauf basierend innovative Ansätze für eine ressourcenschonende Wirtschaft.
Auch in Deutschland existieren schon Projekte, die sogar über die reine Energieversorgung hinausgehen. In Rheinland-Pfalz wird in Landau nicht nur Wärme aus Thermalwasser gewonnen, sondern gleichzeitig Lithium extrahiert. Ein kritischer Rohstoff für Batterien und Elektromobilität. Das Verfahren gilt als besonders ressourcenschonend und könnte Teil einer Rohstoffstrategie werden, die Europa unabhängiger von Importen macht. Bundeskanzler Olaf Scholz besuchte die Anlage im Januar 2025 und sagte: „Das ist die Grundlage für unsere Zukunft und für die Unabhängigkeit Europas“.
Die Beispiele zeigen: Geothermie ist weit mehr als ein Nischenthema. Sie bietet die Chance auf eine stabile, lokale und vollständig erneuerbare Wärmeversorgung. Leise, sauber und grundlastfähig. Während Länder wie Island längst zeigen, was möglich ist, steht Deutschland noch am Anfang. Doch das Potenzial ist riesig. Jetzt gilt es, diese Quelle zu erschließen und die Voraussetzungen für eine geothermische Wärmewende zu schaffen.
Quellen:
- Landesregierung NRW zu Forschungsbohrungen
- Masterplan Geothermie NRW
- Forschungsbohrung Krefeld
- Bundeskanzler besucht Geothermie-Werk in Landau
- Energie in Island
- Magma-Geothermie Projekt