Töpfer: „Ziele für 2020 werden nicht erreicht“

„Wenn man sich selbst Ziele steckt und kann sie nicht erreichen, ist das ein großes Problem“

Klaus Töpfer, Ex-UNEP-Direktor und Bundesumweltminister a.D., ist überzeugt, dass die deutschen Klimaziele nicht mehr erreicht werden können – niemand glaube diesbezüglich mehr an Wunder. Angesichts des fortschreitenden Klimawandels verlangte Töpfer weltweite Zusammenarbeit gegen den Klimawandel. Im Berliner RBB-Inforadio kritisierte Töpfer die Bundesregierung für ihre zögerliche Politik und nannte als Hauptprobleme Verkehr und Kohle-Verstromung.

Hintergrund: Berliner Energy Transition Dialogue und erneuter Wärmewelterekord

2016 war der Welt-Wetterorganisation WMO zufolge erneut das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. In der Arktis haben Klima-Experten im vergangenen Winter mehrere Hitzewellen beobachtet. Nach Angaben der Welt-Wetterorganisation WMO brachten mächtige atlantische Stürme warme, feuchte Luft in die Arktis. Das hat laut WMO das Wetter weltweit beeinflusst. So ist es beispielsweise in den USA und in Kanada Anfang des Jahres ungewöhnlich milde und auf der arabischen Halbinsel und in Nordafrika ungewöhnlich kalt gewesen. Insgesamt war das vergangene Jahr laut WMO das wärmste im Vergleich zum Durchschnitt 1961-90.  Die Temperaturen lagen im Schnitt 1,1 Grad über den Werten des vorindustriellen Zeitalters.

Töpfer: Weltweite  Zusammenarbeit 

Auf die Frage, was er, Töpfer, angesichts des erneuten Wärmerekords vorschlage, antwortete er, das weltweit gravierende Problem könne „nur in weltweiter  Zusammenarbeit bewältigt werden“. Die habe bereits einen gewissen Erfolg gezeitigt: „Die relativen Zunahmen sinken – also der Anstieg wird geringer“. Aber die Großen Emissionsnationen USA und China hätten ihre Minderungen praktisch nicht erreichen können, wenn auch die Zunahme gebremst worden sei.

Töpfer war sich „ganz ohne jeden Zweifel“ sicher, „dass die Ziele für etwa 2020 , die ein Minus von 40 Prozent CO2 gegenüber 1990 formulierten, nicht erreicht werden können. Dass jetzt noch für die restlichen Jahre Wunder passieren, daran glaubt eigentlich niemand mehr.“ Als Gründe nannte er, dass die CO2-Emissionen im Verkehr unverändert immer weiter anstiegen. Dazu beigetragen habe auch, dass 2016 sehr viel geheizt werden musste, „aber das alles erklärt nicht, warum wir an den entscheidenden Stellen unserer Klimapolitik schlicht und einfach nicht vorankommen“.

Bilanz der Bundesregierung enttäuschend?

Töpfer bejahte die Frage, ob die Bilanz der Bundesregierung enttäuschend ausfalle: „Wenn man sich selbst Ziele steckt und kann sie nicht erreichen, dann ist das ein großes Problem. Es ist bis 2020 zu sehen, dass diese große Lücke, die jetzt entsteht, nur extrem schwer bis 2030 aufgearbeitet werden kann, und der gesamte Fahrplan damit ins Wanken kommt.“

Trump als Klimaleugner dürfe man „das wirklich nicht unterschätzen“.  Zwar werde die neue US-Politik auch intern kontrovers diskutiert – Staaten wie Kalifornien ließen sich in ihrer Energie- und damit Klimapolitik kaum von dem beirren lassen, was da im Weißen Haus verkündet werde. „Aber dennoch muss man das  extrem ernst nehmen, es sind ja nicht nur faktische, es hat auch psychologische Effekte. Wenn, wie von Trump angekündigt, erst mal die Mitfinanzierung der Vereinten Nationen durch die USA drastisch zurückgeführt wird, dann hat das natürlich Auswirkungen. Wenn wir sehen, dass dem Pariser Abkommen folgend ein großer sogenannter Green Climate Fund errichtet wird, und die USA sich daraus zurückziehen, dann sind das massive Wirkungen“, so Töpfer im inforadio des RBB.

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