IRENA und IEA raufen sich für Klimaschutz zusammen
Ama Lorenz wertete es auf EurActiv „als Erfolg des deutschen Wirtschaftsministeriums, dass es erstmals die Internationale Energieagentur und die Internationale Organisation für Erneuerbare Energien zusammengebracht“ habe, um in einer neuen Studie den Beweis dafür anzutreten, „dass eine Verzögerung der Energiewende zu Gunsten fossiler Energieträger erhebliche Verluste mit sich bringt“.
Aber nicht nur um die Rentabilitätsfrage der Energiewende, die drohende Carbon Bubble oder das deshalb anzuratende Divestment geht es – auch um die Einhaltung der Zwei-Grad-Grenze, besser gesagt, die Nicht-Überschreitung derselben. „Hermann Scheer würde sich vor Verwunderung die Augen reiben, wäre er noch am Leben“, schrieb Dagmar Dehmer im Berliner Tagesspiegel, denn die Gründung der IRENA als Gegen-Agentur zur IEA geht auf eine langjährige Lobbykampagne des früheren SPD-MdB und Vorkämpfers für die Solarenergie zurück.
CO2-Emissionen im Energiesektor senken – Anteil erneuerbarer Energien erhöhen
Die Bundesregierung hat im Zuge der Vorbereitungen ihrer G20-Präsidentschaft und rechtzeitig zum Berliner Energiewendedialog bei IRENA und IEA die Untersuchung „Perspectives for the Energy Transition – Investment Needs for a Low-Carbon Energy System“ (Titel re.) erbeten. Beide entwickelten erstmals gemeinsam mit vielen internationalen Experten und Institutionen Szenarien, wie die Überschreitung der 2°-Grenze verhindert werden kann. Arbeitsteilig konzentrierte sich die IEA ihrerseits darauf, wie die globalen CO2-Emissionen im Energiesektor gesenkt werden könnten, währenddessen die IRENA den notwendigen Anteil erneuerbarer Energien am Stromsektor ermittelte. Obwohl beide Agenturen mit unterschiedlichen Mitteln zum Ziel kamen, haben sie in der nun vorgelegten Studie einige Gemeinsamkeiten herausgearbeitet.
Kohleausstieg bis 2050
Fazit: Um die Pariser Klimaziele einzuhalten, muss der Kohleausstieg bis 2050 bewältigt sein. Noch lasse sich die globale Erhitzung auch ohne riskante Technologien aufhalten, schreiben IEA und Irena. Noch ist es möglich, die Pariser Klimaziele zu erreichen. Um die Welt mit einer Zwei-Drittel-Wahrscheinlichkeit unter einer Erhitzung um zwei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu halten, braucht es allerdings sofort weitreichende Entscheidungen der Politik, der Wirtschaft und von privaten Investoren. Das ist das Ergebnis der ersten gemeinsamen Studie der Internationalen Energieagentur (IEA) und der Internationalen Agentur für erneuerbare Energien (Irena), die an diesem Montag beim im Auswärtigen Amt vorgestellt wird.
IEA: Energieeffizienz, CCS und Atomkraft – IRENA: Bis 2050 66 % EE möglich
IEA-Generalsekretär Faith Birol stellte die Studienergebnisse seiner Institution in Berlin offiziell vor. Aus IEA-Sicht spielt die Steigerung der Energieeffizienz eine zentrale Rolle. Danach folgen laut Birol CCS und Atomkraft (beidem hatte am Morgen Henning Wüster von der IRENA in einem Pressegespräch widersprochen – ganz so groß war die Zuneigung dann doch nicht) sowie die Umstellung ineffizienter Technologien auf Gas. Nach der IEA-Studie dürfte der Peak der CO2-Emissionen weltweit 2020 erreicht sein und danach folge ein kontinuierliches Absinken. Allerdings hänge auch viel von der Politik der nationalen Regierungen ab.
Für die IRENA präsentierte deren Generalsekretär Adnan Amin die Studienergebnisse. Diese zeigten, dass bis 2050 ein weltweiter Anteil von Erneuerbaren Energien von 66 Prozent erreicht werden könne. Dafür seien Investitionen von 0,4 Prozent des weltweiten Bruttoinlandprodukts notwendig, dass durch den Ausbau der Erneuerbaren um 0,8 Prozent bis zur Mitte des Jahrhunderts erhöht werde. Neben den Vorteilen für Umwelt und Gesundheit seien damit neue Jobs verbunden. Wüster hatte am Morgen betont: „Je länger die Regierungen mit der Umstellung auf erneuerbare Energien warten, umso teurer wird es.“