Trump schadet den USA
Noch nie habe ein US-Präsident so mit sich umspringen lassen müssen, bemerkte jüngst ein Kommentator, und es mutet grotesk an, dass die laut Umfragen meistgewählte Titulierung des US-Präsidenten „Idiot“ sei; das wäre nicht so schlimm, wenn er nicht genau so handelte. Denn der Immobilienmilliardär fügt nicht nur seinem Land Schaden zu (Amerika wird Experten zufolge nicht „great“ werden, eher das Gegenteil), sondern der ganzen Welt, wenn auch der amerikanische „Beitrag“ zur Klimaerwärmung ganze 0,3 Grad ausmacht. Denn es geht nicht nur ums Klima, sondern um die komplette internationale Umwelt- und Entwicklungs-Zusammenarbeit, um die 17 Nachhaltigkeitsziele (SDGs) etwa, um den Kampf gegen Hunger, Armut und Krankheiten, gegen den Verlust der Böden und der Regenwälder – oder gegen die Plastiktüten-Überflutung der Weltmeere.
Die Klimaskepsis vieler Amerikaner ist in Europa oft unterschätzt worden, ebenso wie der antidarwinistische Kreationismus (Trumps Vize Pence glaubt, dass Gott in sieben Tagen die Welt erschaffen hat und lehnt die Evolution ab). Viele Amerikaner glauben fest daran, sie seien auserwählt (ein Viertel ist überzeugt, einmal ein Erleuchtungserlebnis gehabt zu haben), das bedeutet für sie, wir könnten uns sorglos die Erde „untertan“ machen, denn der liebe Gott habe sie so erschaffen, dass wir sie gar nicht kaputt machen könnten.
Der lediglich von einem Viertel der Amerikaner gewählte Trump will verhindern, dass die Welt über Amerika lacht. Das ist ihm gelungen – allerdings lacht die Welt über ihn – wenn auch ein eher irres Lachen (Franz Alt: „moralisch bankrott“). Die ständig zitierte Floskel „Entscheidung der USA“ ist unzutreffend: Es war und müsste heißen „die Entscheidung Trumps“. Die hat ihn allerdings einsam gemacht. Damit ihm das nicht bewusst wird, halten seine Speichellecker ihm Augen und Ohren zu – seine Aufnahmefähigkeit gilt ohnehin als stark begrenzt. Falls Prozesshansel Trump (er war laut USA Today in 30 Jahren in 3.500 Prozesse verwickelt) sich in seiner Dreier-Koalition (mit Syrien und Nicaragua, letzterem ging COP21 nicht weit genug) einmal umschaut, ist sein Amerika lediglich im Vergleich mit den anderen beiden Zwergen „great again“.
PIK-Direktor Hans Joachim Schellnhuber formulierte es treffend so: „Aufgrund des verloren gegangenen Vertrauens geht nun das amerikanische Jahrhundert endgültig zu Ende.“ Aber der spontan seinem Höhepunkt zutreibende Wettbewerb allgemeinen Trump-Bashings ist nicht produktiv; zu hoffen, die blonde Megalocke könnte etwas lernen, wäre falsch. Auf einen anderen Ansatz ist hinzuweisen: Cradle-to-Cradle-Vordenker Michael Braungart ist „nicht bange“, denn der Umwelt- und Klimaschutz sei längst mitten in der Gesellschaft angekommen, das Warten auf die Regierungen habe ohnehin nichts gebracht. Auch Klaus Töpfer setzt auf die Zivilgesellschaft. Und genau die Bottom-Up-Bewegung stärkt Trump, und daneben schweißt er auch die 194 COP21-Unterzeichner-Länder (gegen sich, aber auch pro Klimaschutz) zusammen. Um es mit Mephisto aus Goethes Faust zu sagen: „Ich bin ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft.“ Aber das wäre wiederum zu viel Größe für einen Gauner, der mit einer Fake-Uni Tausende um insgesamt 40 Millionen Dollar geprellt hat (nur 25 davon hat er im Rahmen eines Vergleichs zurückgegeben).
-Gerhard Hofmann-