Wird Biogas nicht rund um die Uhr, sondern bedarfsgerecht genutzt, hilft das Stromnetz und -markt
Mit der am 01.09.2017 endenden Ausschreibung für Bioenergie wird die Förderpolitik einer weiteren Erneuerbaren-Branche in Deutschland neu ausgerichtet. Für die Bioenergiebranche gehen – wie die Agentur für Erneuerbare Energien am 30.08.2017 mitteilte – mit der Umstellung zahlreiche Neuerungen einher. Durch die Anforderungen an die Flexibilisierung der Anlagenleistung und an den Rohstoffeinsatz von Biogasanlagen stelle die Ausschreibung Weichen für die künftigen Aufgaben der Bioenergie zum notwendigen Ausgleich des wetterabhängigen Angebots von Wind- und Solarstrom, heißt es.
„Im dekarbonisierten Energiesystem der Zukunft ist die Bioenergie eine wichtige Stütze für die fluktuierenden Erneuerbaren Energien“, erklärt der stellvertretende Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE), Nils Boenigk.
Anders als bei den Ausschreibungen für Windkraft und Solarstrom könnten an der einmal jährlich stattfindenden Bioenergie-Ausschreibung auch bereits heute Strom produzierende Anlagen teilnehmen. Notwendig sei aber, dass solche Anlagen künftig mehr Kapazität zur Stromproduktion vorhielten als bei einer konstanten Fahrweise mit gleichmäßiger Stromerzeugung notwendig sei.
Ein solcher „Grundlast“-Betrieb sei durch frühere Fassungen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) angereizt worden. Stattdessen liefen Biogas-Blockheizkraftwerke (BHKW) künftig verstärkt bedarfsgerecht. Dieselbe Menge Biogas werde nicht mehr rund um die Uhr verstromt, sondern dank größerer Kapazität vor allem zu den Zeiten hoher Nachfrage. Gefragt sei jetzt das schnelle Hoch- und Herunterfahren in Abhängigkeit von Strommarkt und Stromnetz.
Die notwendigen Investitionen in zusätzliche BHKW, würden über einen Investitionszuschuss, die Flexibilitätsprämie, angereizt. Zusammen mit weiteren Modernisierungen – so in Gas- und Wärmespeicher – würden bestehende Anlagen fit gemacht für eine flexible Fahrweise.
Ansprüche an kombinierte Produktion von Strom und Wärme
Viele Biogasanlagen hätten sich zusammen mit Vermarktungspartnern bereits auf aktuelle Anreize am Strommarkt eingestellt. Schon heute nähmen mehr als 85 Prozent der installierten Biomasse-Anlagenleistung an der Direktvermarktung teil. Das bedeute, dass sie ihre Stromproduktion z.B. nach einem Tagesfahrplan ausrichteten, auf Preissignale reagierten und Regelenergie für die Stabilisierung der Stromnetze bereitstellten, heißt es weiter.
Die meisten dieser Anlagen seien Biogasanlagen, die auch die Flexibilitätsprämie in Anspruch nehmen könnten. Diese Prämie sei allerdings bundesweit auf eine Anlagenleistung von insgesamt 1.350 Megawatt (MW) beschränkt. Das heiße: Je stärker immer mehr Anlagen künftig flexibilisiert würden, desto schneller werde dieser Deckel erreicht. Und das könne künftig schnell gehen.
[note Seit August 2014 wurde die Flexibilitätsprämie für 380 MW in Anspruch genommen. Zum Vergleich: Die installierte Biogasleistung in Deutschland beträgt etwa 4.200 MW. Damit steuerte Biogas im vergangenen Jahr rd. 5 Prozent zur deutschen Stromproduktion bei.]
Bei der Stromerzeugung mit Biogas-BHKW entstehe immer auch Wärme, die beispielsweise per Nahwärmenetz an Haushalte, öffentliche Gebäude und Industrie geliefert werde. Wenn die Stromerzeugung flexibilisiert und dadurch das BHKW mehrere Stunden gestoppt werde, müsse trotzdem niemand frieren. Flexibilisierte Biogasanlagen garantierten mit Wärmespeichern rund um die Uhr Versorgungssicherheit.
[note Neues AEE-Projekt erklärt Rolle der Bioenergie im künftigen Energiesystem
In einem neuen Projekt stellt die AEE künftig zentrale Anforderungen an ein künftiges auf Erneuerbaren Energien fußendes Energiesystem dar, in dem die Bioenergie ein wichtiger Baustein für Versorgungssicherheit und Systemstabilität ist. Weitere Informationen und Projektinhalte wird die AEE im kommenden Monat bereitstellen.]
->Quelle: Agentur für Erneuerbare Energien