280 Wissenschaftler und Praktiker diskutierten
Im Rahmen eines internationalen deutschsprachigen Kongresses K3 am 25. und 26. September 2017 diskutierten in Salzburg Kommunikationswissenschaftler und mit Klimakommunikation beschäftigte Praktiker aus verschiedensten Bereichen mit Klimaexperten, wie diese Hürden erfolgreich gemeistert werden können. Das Ziel war eine bessere Verständigung zwischen Klimawissenschaft, Medien, Gesetzgeber, ausführenden Verwaltungsstellen und den zahlreichen – vom Klimawandel einerseits und den Maßnahmen anderseits – Betroffenen in Wirtschaft und Bevölkerung.
Folgen und Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Klimawandel kommunizieren setzt komplexe Überlegungen voraus. Oft geht es um Entwicklungen in der fernen Zukunft. Das macht die Verständigung zwischen Wissenschaft, Politik und der breiten Bevölkerung zu einer schwierigen Aufgabe. Der vom DKK mitveranstaltete K3-Kongress widmet sich am 25. und 26. September in Salzburg als erste große Konferenz im deutschsprachigen Raum der Frage, wie man diesen Herausforderungen begegnen kann.
Viele Hürden muss überwinden, wer Informationen zu einem Problem wie dem Klimawandel vermitteln will. Da sind einerseits die teilweise komplizierten Prozesse und Zusammenhänge. Andererseits werden die bereits spürbaren Auswirkungen von vielen Menschen nicht direkt mit dem Klimawandel in Verbindung gebracht. Mögliche Maßnahmen, um dem Klimawandel zu begegnen, werden zudem oft als Einschränkung wahrgenommen und sind deshalb nicht populär. Umso mehr, als die Maßnahmen sich erst weit in der Zukunft auswirken und nicht die heute Handelnden selbst, sondern die nächsten Generationen betreffen. Dabei hilft Dramatisierung ebenso wenig wie Untertreibung – Alarmismus und Katastrophismus bewirken das Gegenteil – keine überraschende Erkenntnis des Kongresses. Auch reines Rationalisieren bedeutet kein Erfolgsrezept mehr, statt der sachlichen Argumentation seien Emotionen erfolgreich. „Emotionale Bewegtheit lassen ein Erlebnis oder eine Idee im Gedächtnis bleiben und wirken“.
Wie aber kann Kommunikation zum Klimawandel gelingen?
Und was kann – oder soll – überhaupt das Ziel der Information sein? Geht es nur um die Wahrnehmung des Problems oder auch darum, die Politik oder die breite Bevölkerung zum Handeln zu animieren? Ist dies eine Aufgabe für die Wissenschaft, die Politik oder die Medien, oder für alle zusammen? Auf diese Fragen und viele weitere soll die Konferenz „K3 – Kongress zu Klimawandel, Kommunikation und Gesellschaft“ Antworten finden. Unterstützt wird die Veranstaltung unter anderem vom Klima- und Energiefonds der österreichischen Bundesregierung. Geschäftsführer Ingmar Höbarth: „Wir schaffen durch unser Förderprogramm ACRP (Austrian Climate Research Programme) wissenschaftlich fundierte Fakten zum Klimawandel in Österreich. Die Vermittlung dieser Fakten an eine breite Öffentlichkeit, um so für politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Entscheidungen als Basis dienen zu können, ist von zentraler Bedeutung für unsere Arbeit. Die Konferenz zeigt Wege auf, wie dies gelingen kann.“
Zwischen Emotion und Alarmismus
Will man die Wahrnehmung erhöhen oder Handlungen auslösen, braucht es emotionale Betroffenheit. Eine solche wird von den Medien durchaus angestrebt. Dabei besteht jedoch die Gefahr von Alarmismus, Übertreibungen oder Übersättigung des Publikums durch besonders drastische Warnungen. Forschungseinrichtungen, aber auch Behörden oder Umweltorganisationen stehen wiederum beim Thema Klimawandel vor dem Dilemma zwischen dem Wunsch nach Sichtbarkeit und dem Anspruch an Korrektheit und Neutralität. „Das Gewicht des Weltklimarats IPCC in der internationalen Klimapolitik basiert nicht auf Emotionen und Alarmismus, sondern auf der unvoreingenommenen und wissenschaftlich robusten Beurteilung des zur Verfügung stehenden Wissens“, präzisiert Gian-Reto Plattner, verantwortlich für die Koordination des letzten Berichts der IPCC-Arbeitsgruppe 1.
Dazu kommen weitere Hürden in der Kommunikation: Oft stimmt das, was die Forschenden ihren ZuhörerInnen mitteilen möchten sowohl in Inhalt und Form nicht mit dem überein, was die AdressatInnen hören und wissen wollen. WissenschaftlerInnen möchten erklären und mit ihrem Wissen überzeugen. Die Zuhörenden möchten vor allem ganz konkret wissen, was das für sie bedeutet, ohne alle Zusammenhänge verstehen zu müssen. Sie möchten – wenn möglich im Bild – sehen, was passiert und keine komplizierten Sätze lesen. Sie möchten einfache Aussagen und Antworten, keine ausführlichen Erklärungen.
Eine der zentralen Fragen ist demnach, wie sich die Pole einander annähern können und in welcher „Sprache“ die Kommunikation am wirkungsvollsten sein könnte. Es gibt viele Ideen, von Geschichten über Slam Poetry oder Videos bis zu Spielen und Erlebnispfaden.