CEC17 diskutiert kontrovers über Eingriffe ins Klimasystem
Am 09.10.2017 eröffnete Mark Lawrence, wissenschaftlicher Direktor am Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS), im Berliner Umweltforum die Climate Engineering Conference (CEC17). Die internationale Konferenz befasst sich mit Maßnahmen für mögliche Eingriffe ins Klimasystem, ihren Potenzialen und Risiken. Vier Tage lang diskutieren Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft intensiv über Erforschung, Risiken und Regulierung von Geoengineering.
In mehr als 30 Veranstaltungen geht es um Maßnahmen aus den Bereichen Kohlendioxidentfernung (CDR, Carbon Dioxide Removal)¹ und Reflektion des Sonnenlichts (SRM, Solar Radiation Management)².
- SRM zielt darauf ab, die Reflexion von Sonnenlicht zu erhöhen, um so einem globalen Temperaturanstieg entgegenzuwirken. Die Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre kann damit nicht beeinflusst werden. Es wird aber vermutet, dass diese Methoden im Falle einer drohenden Klimakatastrophe relativ rasch einen kühlenden Effekt bringen würden. Insbesondere Aerosolausbringungsmethoden bergen gleichzeitig große Risiken wie eine Schädigung der Ozonschicht oder negative Auswirkungen auf die Gesundheit von Menschen und Tieren.
- CDR setzt an der Hauptursache des Klimawandels an. Aber der gewünschte Effekt in der Atmosphäre lässt Jahre auf sich warten. Carbon Dioxide Removal umfasst direkte CO2-Beeinflussungsmethoden wie Luftfilterung, CCS und indirekte Methoden wie Düngung der Meere mit Eisen oder Phosphor.
Im Pariser Abkommen hat sich die internationale Staatengemeinschaft zwar auf ambitionierte Klimaziele verständigt. Doch wie lassen die sich verwirklichen? Der Weltklimarat IPCC rechnet damit, dass bis 2100 riesige Mengen an Kohlendioxid aktiv aus der Atmosphäre entfernt werden – zusätzlich zur beinahe vollständigen Reduktion der Treibhausgasemissionen. “Es wird äußerst schwierig, die Ziele des Pariser Abkommens ganz ohne eine Form des Climate Engineering zu erreichen. Wir brauchen deshalb dringend eine offene und kritische Debatte über die verschiedenen Formen und Folgen solcher Eingriffe ins Klimasystem”, sagte Mark Lawrence bei der Eröffnung.
Forum für internationalen, kritischen und transparenten Austausch
Das Forscherteam am Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung hat deshalb rund 250 Expertinnen und Experten zur diesjährigen Climate Engineering Conference nach Berlin eingeladen. „Die CEC17 ist die wohl wichtigste Plattform für den globalen, kritischen und transparenten Austausch zu diesem hochkontroversen Thema“, erklärte Stefan Schäfer, Leiter des Forschungsprojekts zu Climate Engineering am IASS und Mitorganisator der Konferenz.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommen aus Wissenschaft und Politik sowie aus zivilgesellschaftlichen Organisationen. Sie bringen sehr unterschiedliche Ansichten und Perspektiven mit: Wissenschaftler, die Climate Engineering erforschen, treffen auf Umweltaktivisten und politische Akteure. Rund 50 Teilnehmende sind aus Schwellen- und Entwicklungsländern angereist. Sie nehmen zusätzlich an einem begleitenden Treffen der Solar Radiation Management Governance Initiative (SRMGI) teil.
Diskussion über geplantes Feldexperiment zur Reflektion des Sonnenlichts
Die Frage, ob die Forschung das Labor verlassen darf, gehört zu den größten Spannungsfeldern in der Diskussion um das Geoengineering. David Keith, Physiker an der Harvard-Universität, präsentierte im Rahmen der CEC17 sein geplantes Feldexperiment und die damit verbundenen Governance-Aktivitäten.
Folgt: Politikrelevant: Entwicklung eines international gültigen Regelwerks