Hendricks: Wichtiger Schritt beim Atomausstieg
Die Lokalausgabe Günzburg der Augsburger Allgemeinen titelte: „Block B im Atomkraftwerk ist seit heute endgültig vom Netz.“ Und: „Im (AKW) Gundremmingen ist seit Silvester nur noch Block C in Betrieb. Das letzte deutsche Doppel-Kernkraftwerk ist damit Geschichte. Gegner wollen nun auch Block C rasch vom Netz haben.“ Die Schichtmannschaft habe den Generator um 12 Uhr mittags vom Stromnetz getrennt und dann den Reaktor heruntergefahren, so Sprecher Tobias Schmid.
Gemäß einer Medienmitteilung des BMUB sagte Ministerin wendricks: „Ich bin froh über das Abschalten des Atomkraftwerks Gundremmingen B. Der Atomausstieg in Deutschland kommt damit einen wichtigen Schritt voran. Die Atomkraft war ein technologischer Irrweg – sowohl Fehlerfreiheit als auch Kostengünstigkeit waren Versprechen, die nie eingehalten wurden. Ich bin um jedes AKW froh, das nicht mehr in Betrieb ist. Mit der Abkehr von dieser gefährlichen und nicht nachhaltigen Energieform haben wir den Grundstein für eine international wettbewerbsfähige Energiestruktur in Deutschland gelegt. Wir steigen zwar in den nächsten Jahren aus der Atomenergie aus. Für die Dauer der Restlaufzeit muss jedoch gewährleistet sein, dass die Atomkraftwerke auf dem höchstmöglichen Sicherheitsniveau betrieben und anschließend sicher rückgebaut werden. Das hat für mich oberste Priorität. Auch für die Stromversorgung ist das schrittweise Abschalten der Atomkraftwerke richtig. Anders als von einigen prophezeit wurde, leiden wir in Deutschland nicht unter einer Stromlücke. Wir haben im Gegenteil sogar gigantische Stromüberschüsse. Unsere Stromversorgung ist sicher, daran wird auch die Abschaltung von Gundremmingen B nichts ändern.“
Eineinhalb Stunden vor der Abschaltung „wurde die Turbinenwelle kalt gefahren, damit sie später nicht durchhängt. Bis zu einem halben Tag wird sie auslaufen“, so AA-Autor Christian Kirstges. Dann sei eine Warnung vor „Knallgeräuschen“ ergangen, denn Bolzen würden mit Druckluft hin- und hergeschossen, habe Schmidt erklärt. Um 12.30 Uhr sei dann die Abschaltung des Reaktors laut angekündigt worden, bevor Block-Leiter Siegfried Offner mit einem Knopfdruck die Steuerstäbe eingefahren habe. Kirstges: „Daraufhin blinken ein paar Anzeigen, und wenig später ist die Anlage in Gundremmingen nicht mehr Deutschlands leistungsfähigstes Atomkraftwerk – nur noch Block C ist jetzt in Betrieb.“ 33 Jahre ohne Störfall.
Abrissgenehmigung für Block B steht aber noch aus
Das Ende des im März 1984 in Betrieb genommenen Blocks B in Gundremmingen stand seit Jahren fest. Es war nach der Katastrophe im japanischen Fukushima 2011 festgelegt worden, wie bei den anderen damals noch aktiven Anlagen auch. Der Block C des Kernkraftwerks im Landkreis Günzburg darf noch vier Jahre weiterlaufen, obwohl dieser Meiler ebenfalls 1984 nur wenige Monate nach dem benachbarten Reaktor in Betrieb ging. Gundremmingen war bislang der letzte Standort in Deutschland mit noch zwei aktiven Reaktoren.
Atomkritiker betrachten die Siedewasserreaktoren in Gundremmingen als technisch mangelhaft und daher besonders riskant. Es sei der gleiche Reaktortyp wie in Fukushima und die verwendeten Mox-Brennelemente enthielten besonders viel gefährliches Plutonium, sagt der Bund Naturschutz in Bayern laut Augsburger Allgemeine.
Bundesumweltministerin Barbara Hendricks: „Ich bin froh über das Abschalten des Atomkraftwerks Gundremmingen B. Der Atomausstieg in Deutschland kommt damit einen wichtigen Schritt voran. Die Atomkraft war ein technologischer Irrweg – sowohl Fehlerfreiheit als auch Kostengünstigkeit waren Versprechen, die nie eingehalten wurden. Ich bin um jedes AKW froh, das nicht mehr in Betrieb ist. Mit der Abkehr von dieser gefährlichen und nicht nachhaltigen Energieform haben wir den Grundstein für eine international wettbewerbsfähige Energiestruktur in Deutschland gelegt. Wir steigen zwar in den nächsten Jahren aus der Atomenergie aus. Für die Dauer der Restlaufzeit muss jedoch gewährleistet sein, dass die Atomkraftwerke auf dem höchstmöglichen Sicherheitsniveau betrieben und anschließend sicher rückgebaut werden. Das hat für mich oberste Priorität. Auch für die Stromversorgung ist das schrittweise Abschalten der Atomkraftwerke richtig. Anders als von einigen prophezeit wurde, leiden wir in Deutschland nicht unter einer Stromlücke. Wir haben im Gegenteil sogar gigantische Stromüberschüsse. Unsere Stromversorgung ist sicher, daran wird auch die Abschaltung von Gundremmingen B nichts ändern.“
Das Atomgesetz sieht vor, dass die nach der Abschaltung von Gundremmingen B verbliebenen sieben Reaktoren wie folgt abgeschaltet werden:
- Philippsburg 2 spätestens am 31.12.2019
- Grohnde, Gundremmingen C und Brokdorf spätestens am 31.12.2021
- Isar 2, Emsland und Neckarwestheim 2 spätestens am 31.12.2022
Am Standort des Atomkraftwerks Gundremmingen wurden insgesamt drei Kraftwerksblöcke errichtet. Der Block A, ein Siedewasserreaktor mit einer elektrischen Bruttoleistung von 250 MW, wurde bereits im Jahr 1977 abgeschaltet. Der Rückbau dieses Blockes ist mittlerweile weit fortgeschritten. Der Beginn des Leistungsbetriebs des Blockes B des Atomkraftwerks Gundremmingen erfolgte 1984. Nach Abschaltung des Blockes B befindet sich in Deutschland mit Block C nur noch ein Siedewasserreaktor im Leistungsbetrieb. Er hat ebenso wie Block B eine elektrische Bruttoleistung von 1344 MW.
IPPNW fordert Abschaltung von Gundremmingen B und C – Atomausstieg: Wer B sagt muss auch C sagen
Henrik Paulitz, Atomenergie-Referent der IPPNW, weist auf die zahlreichen ungeklärten Sicherheitsrisiken des Siedewasserreaktors hin. Im Juli und im Dezember 2016 musste Gundremmingen C beispielsweise zwei Mal vom Netz genommen werden, da wegen festgestellter Brennelementdefekte ein unplanmäßiger Brennelementewechsel notwendig war. Die IPPNW betont, dass es dabei um tatsächlich defekte Brennstäbe ging und nicht nur um „Abweichungen von Spezifikationen“. Schon in den Jahren zuvor war es immer wieder zu Brennelementschäden gekommen. Die IPPNW beklagt, dass die Betreibergesellschaft RWE eine Aufklärung darüber verweigert, ob gefährliche Störfälle die Ursache für die vielfachen Brennelementschäden in der Siedewasserreaktor-Anlage in den vergangenen zehn Jahren waren.
IPPNW-Arzt Reinhold Thiel fordert wegen der ungeklärten Risiken schon seit langem, Tabletten für eine Jodblockade in der Umgebung von Gundremmingen an die Bevölkerung vorzuverteilen. Aber er warnt auch darüber hinaus: „Hochdosierte Jodblockade-Tabletten schützen zwar bei einem Notfall mit radioaktiver Freisetzung vor Schilddrüsenkrebs, aber nicht vor allen anderen strahleninduzierten Krankheiten. Bei einem solchem Atomunfall bleibt nur die Evakuierung. Es ist daher notwendig, Gundremmingen C jetzt umgehend abzuschalten.“