Netzentgelte 2018: Stromsparen häufig bestraft

Kurzanalyse der  der Netzkosten-Entwicklung – und Umlage auf Stromverbraucher

Die Netzentgelte steigen 2018 in etlichen Regionen – allerdings gebietsweise sehr unterschiedlich und bei geringem Stromverbrauch stärker als bei hohen. Haushalte mit unterdurchschnittlichem Stromverbrauch zahlen zum Teil deutlich mehr als Durchschnittskunden – in der bundesweiten Tendenz wird Energiesparen dadurch unattraktiver. Die Veränderungen der Netzentgelte sind dabei weniger gesetzlichen Anforderungen oder den Notwendigkeiten des Betriebes der Stromnetze geschuldet, als vielmehr das Ergebnis komplexer Verteilungsmechanismen sowie Regelungslücken. Das ist das Ergebnis einer Kurzstudie im Auftrag von Agora Energiewende, die am 12.01.2018 veröffentlicht wurde.

Strommasten bei Berlin – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

So zahlten Haushalte mit nur 1.000 kWh Jahresstromverbrauch im Netz der nordwestdeutschen EWE mehr als 15 Ct/kWh allein für die Nutzung des Stromnetzes. Wer hingegen im selben Netz 4.000 Kilowattstunden jährlich verbrauche, für den halbiere sich das Netzentgelt auf etwa die Hälfte – Kleinverbraucher zahlen also ca. 7-8 Ct mehr für die Kilowattstunde. Dieser Trend sei auch in anderen Netzgebieten zu beobachten, etwa bei der ostdeutschen Edis oder im westdeutschen Westnetz.

„Arme oder auch sparsame Stromkonsumenten werden bei den Netzkosten relativ schlechter gestellt“, sagte Dr. Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende. „Das ist in sozialer und ökologischer Hinsicht kontraproduktiv.“ Dass es anders gehe, sei in Stuttgart zu sehen. Im dortigen Netz lägen die Netzkosten unabhängig vom Stromverbrauch stets bei rund 5,7 Cent pro Kilowattstunde. Ein höherer Grundpreisanteil sei Agora Energiewende zufolge lediglich für Stromverbraucher gerechtfertigt, die sich mit ihrer eigenen Solaranlage zwar in vielen Zeiten des Jahres selbstversorgten, in anderen jedoch zu 100 Prozent auf das Stromnetz angewiesen seien.

Die Studie lege auch dar, dass der Ausbau der Stromübertragungsnetze zu Kostensenkungen führen könne: So habe der ostdeutsche Netzbetreiber 50Hertz zu Jahresbeginn seine Netzkosten um 11 Prozent reduziert. Denn nach der Inbetriebnahme der sogenannten Thüringer Strombrücke müsse der Netzbetreiber seltener teure Redispatch-Kraftwerke anfordern, um die Überlastung von Leitungen zu verhindern. Umgekehrt fielen die auf die Verbraucher umzulegenden Netzkosten im Westen Deutschlands in diesem Jahr höher aus. Die Steigerungen reichten von +9 Prozent bei Tennet über +13 Prozent bei TransnetBW bis zu +45 Prozent bei Amprion. Die Gründe dafür umreiße die Studie grob.

„Wir würden gerne genauer nachvollziehen, warum genau es zu diesen Kostensteigerungen kommt“, sagt Graichen. „Allerdings gibt es nur wenig öffentliche Daten über die Zusammensetzung der Kosten in den Übertragungs- und den Verteilnetzen. Angesichts der Tatsache, dass die Netze deutschlandweit in etwa so viel Geld kosten wie die Förderung Erneuerbarer Energien, ist das ein Unding. Wir brauchen hier dringend mehr Transparenz, damit die Energiewende effizienter werden kann.“

[note Die Kurzanalyse „Netzentgelte 2018: Problematische Umverteilung zulasten von Geringverbrauchern“ wurde vom Regulatory Assistance Project – einem Zusammenschluss von ehemaligen Strommarktregulierern – im Auftrag von Agora Energiewende erstellt. Sie enthält beispielhaft Auswertungen für typische Netzbetreiber sowie zahlreiche Tabellen und Abbildungen. Die Analyse steht unter agora-energiewende.de zum kostenfreien Download zur Verfügung.]

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