ADAC-Test widerlegt Auto-Unternehmen und VDA
„Hardware-Nachrüstsätze für ältere Diesel-Pkw sind nicht praktikabel herzustellen und einzubauen“, hieß es stets von der Autoindustrie. „Hardware-Nachrüstungen an Dieselfahrzeugen sind wirksam“, betitelte der ADAC am 20.02.2017 eine Medienmitteilung über einen gemeinsam mit dem baden-württembergischen Verkehrsministerium durchgeführten Test. Dieser habe „die Fake News der Industrie endgültig wiederlegt: Hardware-Nachrüstung funktioniert“, ergänzte Württemberg-Chef Dieter Roßkopf. Die Automobilindustrie hatte es bislang stur abgelehnt, Geld in die Nachrüstung zu stecken und behauptet, sie funktioniere schon aus Zeitgründen technisch nicht.
Fazit des größten deutschen Vereins: „Im Sinne des Gesundheitsschutz und zur Vermeidung von Fahrverboten sind bauliche Nachrüstungen unverzichtbar. Die Kosten dafür dürfen nicht beim Verbraucher hängen bleiben.“ Hardware-Nachrüstungen von Euro-5-Dieseln seien „nicht nur möglich, sondern auch hochwirksam“. Aktuelle Messungen hätten ergeben, dass bis zu 70 Prozent (innerorts) und 90 Prozent (außerorts) Schadstoffverringerungen möglich seien. Für besonders belastete Gebiete wie das Stuttgarter Neckartor könnte die Luftqualität bis 25 Prozent verbessert werden.
Eben hat die Friedrich-Schiller-Universität Jena ein Forschungsergebnis mitgeteilt, demzufolge nachgewiesen worden sei, dass sich das kurzfristige Herzinfarkt-Risiko auch dann erhöhe, wenn der Stickoxidgehalt in der Umgebungsluft innerhalb kurzer Zeit rasch ansteige. Dynamische Anstiege der Luftverschmutzung seien aber durch europäische Grenzwerte bisher nicht erfasst. In ihrem aktuellen Bericht zur Luftqualität listete die Europäische Umweltagentur unter anderem die Lebensjahre auf, welche die Luftverschmutzung die Bevölkerung kostet. Demnach verloren die Europäer 2014 fast 2,5 Millionen Lebensjahre wegen der Belastung der Luft mit Stickstoffdioxid.
Vor dem Hintergrund der neuen Ergebnisse und einer klaren Priorisierung des Gesundheitsschutzes hät der ADAC (und nicht nur er – S_Y) Hardware-Nachrüstungen an Euro 5-Dieseln für unverzichtbar. Politik und Hersteller seien gefragt, schnell substanzielle Stickoxid-Reduktionen auch über bauliche Umrüstungen zu erreichen, um generelle Fahrverbote zu vermeiden. Die Kosten der Nachrüstung in Höhe von 1400 bis 3300 Euro pro Fahrzeug dürften dabei in keinem Fall beim Verbraucher hängen bleiben. Der ADAC sieht daher sogar „mit Blick auf die Finanzierungsfrage eine staatliche Förderung in der Abwägung eine Option. In jedem Fall ließe sich das Vertrauen der Verbraucher stärken, wenn die Hersteller sich mit einem wesentlichen Beitrag an den Kosten der Nachrüstungen beteiligen würden.“
Ulrich Klaus Becker, ADAC Vizepräsident für Verkehr: „Mobilität für alle muss im Einklang mit Gesundheits- und Umweltschutz stehen. Unsere Tests zeigen deutlich, dass saubere Luft durch ein sinnvolles Maßnahmenpaket erreichbar ist. Zu diesem Paket gehören Software-Updates und Hardware-Nachrüstungen ebenso wie die beschleunigte Einführung von Euro-6d-TEMP-Fahrzeugen, ein deutlich attraktiverer ÖPNV, sinnvolle Verkehrsverflüssigungen oder die Umrüstung großer Flotten, die vor allem innerstädtisch unterwegs sind. Hierfür ließen sich beispielsweise auch Fördermittel wie der Fonds für ‚Nachhaltige Mobilität in Städten’ nutzen.“
Folgt: Baden-württembergisches Verkehrsministerium listete Testergebnisse auf