Norbert Gstreins Buch „Die kommenden Jahre“
„Meisterhaft klar: Norbert Gstreins Roman über die Suche nach uns selbst“ nannte der Moderator Jörg Plath in Deutschlandradio Kultur den neuen Roman des österreichischen Schriftstellers. Der liebe windige Erzähler: In seinem neuen Roman „Die kommenden Jahre“ ist die Hauptfigur ein Gletscherforscher, der vor der Verantwortung flieht, nachdem seine Ehefrau eine syrische Flüchtlingsfamilie aufnimmt.
In dem Roman – so Gstrein im Deutschlandfunk Kultur – spiegelten sich die reelle, sehr ernstzunehmende Flucht der syrischen Familie vor dem Krieg nach Deutschland und die Fluchtfantasien der Hauptfigur, die eine andere Leichtigkeit hätten, sagte Gstrein. „Es war mir sehr wichtig, dieses Thema Migration nicht allein an der syrischen Familie festzumachen, sondern auch an den anderen Figuren, die diesen Roman vorantreiben.“
Verlagstext: „Richard erforscht Gletscher, Natascha erforscht Menschen. Als Autorin schreibt sie nicht nur über sie, sondern gibt sich ihnen hin. Eines Tages öffnet sie ihr Haus einer vor dem Krieg geflohenen Familie aus Damaskus. Und Richard? Er desertiert immer weiter aus der eigenen Existenz, träumt von Kanada und zweifelt an jedem Alltag, an der Politik, der Liebe und dem Leben. Dieses Portrait eines Sommers voller Aufbrüche erzählt von einem Paar im „mittleren Alter“, vom Flug der Zeit, vom Anderswerden und vom Älterwerden. Doch nach diesem Buch weiß man: Es geht nicht nur um die kommenden Jahre, es geht um jeden Augenblick des Lebens.“
Gstrein verhandelt in seinem neuen Roman gleich zwei Großthemen unserer Zeit, den Klimawandel und die Flüchtlingskrise. „Ich glaube aber und ich hoffe, dieser Roman, obwohl es ein schmaler Roman ist, kann das alles tragen“, sagte Gstrein im DLF Kultur. Das Geschehen sei 2016 ein paar Monate vor den US-Präsidentschaftswahlen angesiedelt und ein großer Teil des Buches spiele bei einer Konferenz von Gletscherforschern in New York und in einem Sommerhaus der Familie an einem See bei Hamburg.
[note Norbert Gstrein, 1961 in Tirol geboren, lebt in Hamburg. Er erhielt unter anderem den Alfred-Döblin-Preis und den Uwe-Johnson-Preis. Bei Hanser erschienen Die Winter im Süden (Roman, 2008), Die englischen Jahre (Roman, Neuausgabe 2008), Das Handwerk des Tötens (Roman, Neuausgabe 2010), Die ganze Wahrheit (Roman, 2010), In der Luft (Erzählungen, Neuausgabe 2011), Eine Ahnung vom Anfang (Roman, 2013), In der freien Welt (Roman, 2016) und Die kommenden Jahre (2018).]
Über seine Hauptfigur sagte der Romanautor im DLF: „Ich liebe windige Erzähler, der ist moralisch überhaupt nicht belastbar.“ Es handele sich um eine Figur, die man nicht lieben könne und nicht lieben müsse. „Das muss ein Leser aushalten.“ Richard stehle sich aus seiner Verantwortung. Seine Ehefrau nennt ihn in dem Roman deshalb einen „Eismann“, während sie von einer anderen Figur als „blondes Monster der Moral“ charakterisiert wird.
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