Saudi-Arabien: PV u n d Atom

Weltgrößte Solaranlage geplant – Kronprinz droht Iran mit Bombe

Franz Alt schwärmte auf seiner Sonnenseite vom „Durchbruch für die solare Weltrevolution“ – er meinte die Nachricht, Saudi-Arabien plane die größte Solaranlage der Welt –  „etwa 100mal größer“ als bisherige Planungen „in Australien und Griechenland“. Er sah „die globale Energiewende eine neue Dimension“ erreichen. Doch es gibt ein „Aber“.

CSP-Kraftwerk Kuraymat, Ägypten – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft, für Solarify

Denn Saudi-Arabien hat zugleich den Einstieg in die Atomenergie beschlossen: Das Kabinett des Ölstaats billigte am 13.03.2018 einen Nationalen Atomenergieplan, der den Bau von bis zu 16 Kernkraftwerken in den kommenden 20 Jahren vorsieht, wie die amtliche Nachrichtenagentur SPA (laut Die Zeit) meldete. Natürlich sehe man „hohe Sicherheitsstandards für die Kraftwerke“ vor. Und: die Atomenergie werde „nur für friedliche Zwecke genutzt“.  Doch bisher verfolgt aller Erfahrung nach fast jedes Land mit der Nutzung der (letztlich unbeherrschbaren) Kernspaltungs-Energie in Wahrheit militärische Hintergedanken.

Atombombe

So auch der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman: Vor kurzem stieß er scharfe Drohungen in Richtung Teheran aus (so etwa Spiegel und Rheinische Post). Sollte der Iran eine Atombombe bauen, werde Riad „so schnell wie möglich nachziehen“, so Salman am 15.03.2018 im Interview mit dem US-Fernsehsender CBS, in dem er zugleich das geistliche Oberhaupt der Iraner, Ayatollah Ali Chamenei, mit Adolf Hitler verglich. „Saudi-Arabien will keine Atombombe besitzen, aber kein Zweifel, wenn der Iran eine Atombombe baut, werden wir so schnell wie möglich nachziehen“, sagte Salman.

„Spitze der solaren Weltbewegung“

Diese Nachrichten relativieren ein wenig die Mega-Solarenergie-Pläne des Wüstenstaates unter dem Rubrum Vision 2030, die 200 Milliarden Dollar kosten und 100.000 neue Arbeitsplätze schaffen sollen, und die, wie die Neue Zürcher Zeitung schreibt, Saudi-Arabien bis 2030 komplett mit Solarenergie versorgen sollen. Salman und Masayoshi Son, Chef der japanischen Softbank, wollen das Projekt („ein großer Schritt für die Menschheit“) finanzieren. Alt kommentierte: „In einer Zeit, in der die neue deutsche Bundesregierung die Energiewende sträflich vernachlässigt, setzen sich die Saudis und die Chinesen an die Spitze der solaren Weltbewegung.“ Kronprinz Mohammed habe angekündigt, er wolle auch mit deutschen Solarfirmen zusammenarbeiten. Die geplante Anlage soll Solarstrom für einen Cent pro Kilowattstunde produzieren (NZZ). Der preiswerteste Solarstrom wird bisher in Zentralafrika und in Chile produziert, für 2,5 Cent/KWh.

„Von der Revolution träumen“

Son, Multimilliardär und Milliardenschuldner (Experten zweifeln am dauerhaften Erfolg seines rabiaten Einkaufs- und Geschäftsmodells), will, motiviert durch den Fukushima-GAU, angeblich weltweit den bisherigen Atomstrom durch Solarstrom zu ersetzen.

Bedenken der „typisch deutschen Bedenkenträger“, die einwänden, die Saudis hätten große Wüstenflächen für riesige Solaranlagen, diese gebe es in Deutschland nicht, wischt Alt vom Tisch: „Welch ein Unsinn! In Deutschland stehen von 20 Millionen Gebäuden mit Dächern noch immer 18,5 Millionen völlig umsonst in der Gegend herum. Und die Sonne scheint auf jedes Dach. Die leeren Wüstenflächen der Saudis sind die leeren Dächer der Deutschen.“ Hier hat er nicht Unrecht. Die Neue Zürcher schließt ihren Artikel mit Blick auf Salman und Son und den Atomplänen Saudi-Arabiens allerdings durchaus skeptisch: „Doch was interessieren die beiden Herren die Realitäten, wenn man auch von der Revolution träumen kann?“

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