Weniger als 7 % in passablem Zustand
„Flüsse sind Lebensadern unserer Landschaft und Heimat für viele Pflanzen und Tiere. Doch die biologische Vielfalt und das Ökosystem Fluss sind akut bedroht,“ schreibt die Bundestagsfraktion Bündnis90/Die Grünen in einer Medienmitteilung zur Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage. Ihr vernichtendes Urteil: Seit Jahren versage die Bundesregierung beim Schutz der Gewässer und Flusslandschaften, obwohl sie dazu verpflichtet sei.
Flüsse in Deutschland in sehr schlechtem Zustand
Nicht einmal sieben (6,6) Prozent der Flüsse sind in einigermaßen natürlichem Zustand und bieten Fischen oder Wasserpflanzen natürlichen Lebensraum – gerade mal 0,1 % können verdienen die Not sehr gut. In 93 Prozent der Flüsse sind keine typischen Flussgemeinschaften von Tieren und Pflanzen mehr zu finden. Ein Fünftel der Flüsse ist sogar in einem schlechten Zustand. Von den Küstengewässern ist kein einziges in gutem Zustand. Mit Recht nennen die Grünen das „schockierend“ – es zeige, „wie dringend jetzt gehandelt werden muss“.
Auen entlang der Flüsse ausgetrocknet oder zerstört
Auch der artenreiche Lebensraum entlang der Flüsse wurde weitgehend zerstört, 80 Prozent der Auen sind von Verlust bedroht und nur noch 10 Prozent von ihnen können noch ihre wichtigen Aufgaben für den Hochwasserschutz und die Wasserqualität übernehmen. Dabei sind sie unsere besten Puffer gegen Hochwasserereignisse. Auen wiederherzustellen ist zwar kein leichtes Spiel, aber von großem Nutzen für die Artenvielfalt, den Hochwasserschutz und so auch für den Menschen.
Wir müssen aufhören, unsere Umwelt zu vergiften, stattdessen müssen wir das Vorsorgeprinzip wieder stärken. Noch immer spüren wir die Auswirkungen von Giften, die bereits seit den 70er Jahren verboten sind. Rückstände von Chlorpestiziden wie zum Beispiel DDT werden noch heute in unseren Fischen, wie zum Beispiel dem Aal nachgewiesen. Es gibt sogar Empfehlungen, gefangene Aale aus bestimmten Gewässern nicht zu verzehren, weil die Giftrückstände nachweislich zu hoch sind.
Bundesregierung muss Wasserrahmenrichtlinie konsequent umsetzen
Von der neuen Bundesregierung braucht es mehr Raum für Flüsse statt leerer Versprechen. Denn es ist völlig offen, wie die Bundesregierung die europäische Wasserrahmenrichtlinie umsetzt und ob sie bis 2021 einen guten ökologischen Zustand an allen Flüssen erreichen kann. Die Antworten auf die Kleine Anfrage der grünen Bundestagsfraktion macht den Handlungsbedarf mehr als deutlich. Die Bundesregierung muss die Wasserrahmenrichtlinie endlich konsequent umsetzen und entschlossen handeln, ansonsten nimmt sie sehenden Auges die weitere Zerstörung der Natur und ein weiteres EU-Vertragsverletzungsverfahren mit Millionenzahlungen in Kauf.
Folgt: Kleine Anfrage „Biodiversität in und an Flüssen“ – Solarify dokumentiert in Auszügen