Französische Versicherer trennen sich vom deutschen Spitzenversorger
Nach den großen europäischen Versicherern Allianz, AXA, Generali und SCOR wollen nun auch die beiden französischen Versicherungsgesellschaften Macif und AG2R La Mondiale nicht mehr in Unternehmen investieren, die neue Kohlekraftwerke planen – schrieb Claire Stam auf EURACTIV. Am stärksten betroffen von der Entscheidung: Der deutsche Spitzenversorger und CO2-Sünder RWE.
2017 entfielen auf RWE fast 70% der weltweiten Investitionen von Macif und AG2R La Mondiale in die 120 Unternehmen, die Kohlekraftwerke betreiben, teilte am 23.07.2018 eine europäische Koalition aus Amis de la Terre, Urgewald, Unfriend Coal und Europe Beyond Coal in einer gemeinsamen Divestment-Erklärung mit. Der deutsche Energieversorger sei der weltweit größte Braunkohleproduzent und Europas führender Steinkohlekraftwerksbetreiber, so das Bündnis und fügte hinzu, dass RWE eine führende Rolle bei der Verhinderung des Kohleausstiegs spiele.
Von den acht Versicherungsgesellschaften, die bisher in RWE investiert haben, sind jetzt nur noch zwei übrig: Die französische Bank BNP Paribas und der deutsche Rückversicherer Munich Re. „RWE plant das letzte Braunkohlekraftwerk in Deutschland, das zur Erhöhung der Erderwärmung um durchschnittlich vier Grad beitragen wird“, betonte Katrin Ganswindt, Kohle- und Finanzexpertin bei Urgewald.
Ein UN-Klimabericht, der vor der intensiven Klimawoche durchgesickert ist, besagt derweil, wenn die Emissionen so weitergingen wie bisher, werde sich das Klima bis 2040 menschengemacht um mehr als 1,5°C erwärmen. Ganswindt fügte hinzu, dass BNP Paribas RWE seit 2014 mit 245 Millionen Dollar finanziert habe und derzeit einen Anteil von 147 Millionen Dollar an dem deutschen Unternehmen halte.
Unterschiedliche Ausschlussregeln
Die beiden französischen Versicherer haben unterschiedliche Divestment-Regeln verabschiedet: Macif wird die 120 aktivsten Unternehmen des Steinkohlenbergbaus aus seinem Investitionsportfolio streichen, während AG2R la Mondiale alle Unternehmen, die eine Erhöhung ihrer gesamten Kohleproduktionskapazität um mehr als 1% planen, von den 282 Kohleentwicklern der Global Coal Exit List streichen wird. Diese Liste mit Daten von mehr als 770 Kohleunternehmen war Ende vergangenen Jahres von Urgewald präsentiert worden. Die Datenbank soll der Finanzindustrie helfen, Unternehmen zu identifizieren, die mit Kohlekraft Handel treiben, Kraftwerke produzieren oder bauen. Die aufgeführten Unternehmen repräsentieren 88% der weltweiten Kohleproduktion und 86% der weltweiten Kohlekraftwerkskapazitäten.
Französische Banken „überholt“
Die NGO begrüßten den Finanzierungsausstieg von Macif und AG2R La Mondiale als positives Zeichen mit Blick auf die UN-Klimakonferenz (COP24) im Dezember in Kattowitz (Polen), wo es hauptsächlich um nachhaltige Finanzen gehen soll. Sie betonten jedoch, dass weltweit noch 630 GW neue Kohlekapazität geplant sind, davon 61 GW in Europa, obwohl das aktuelle globale Kohlenstoffbudget keinen Bau weiterer neuer Kohlekraftwerke erlaubt.
„Die Entscheidungen (der Versicherer) stehen im Zusammenhang mit der Klimakrise und spiegeln das wachsende Bewusstsein der Finanzakteure wider, dass eine Politik dringend notwendig ist, welche die Ausbreitung eines Sektors wirklich verhindert und aus dem wir so schnell wie möglich aussteigen müssen“, sagte Lucie Pinson von Amis de la Terre. „Obwohl AG2R La Mondiale und Macif der Verpflichtung aller auf dem One Planet Summit im Dezember 2017 anwesenden Versicherer folgen, warten wir leider immer noch darauf, dass Groupama und Covéa sowie andere Banken und Versicherungsgesellschaften in Frankreich folgen. „Früher führend in der Frage der Kohle, werden die französischen Banken heute völlig überholt“, fügte sie hinzu.
15 Versicherungsgruppen steigen aus Kohlefinanzierung aus
Eine Umfrage mehrerer Umweltorganisationen im vergangenen November ergab, dass 15 der weltweit führenden Versicherer bereits weit reichende Entscheidungen zum Ausstieg aus Kohleinvestitionen getroffen haben. Eine Reihe von Versicherern sagte auch, dass sie einer großen Zahl von Kohleunternehmen keine Versicherungsprodukte mehr anbieten werden oder bereits anbieten, sondern bisher lediglich Absichtserklärungen abgegeben hätten.
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